Kommentar / Überfällige Zeitenwende in Montenegro
Nicht nur weil die Demokratie vom Machtwechsel lebt, ist die Abwahl von Montenegros Dauerregent Milo Djukanovic eine ebenso erfreuliche wie überfällige Zeitenwende. Die Mehrheit seiner Landsleute empfindet das Ende seiner von Mafiaschatten, Clankämpfen, Vetternwirtschaft und Korruption überschatteten Ära als Erleichterung.
Ein Blankoscheck für eine bessere Zukunft ist das Wahlergebnis trotz der Freudenfeiern in Podgorica allerdings keineswegs. Nur der gemeinsame Wunsch nach dem Regentensturz hat das wenig homogene Bündnis der Djukanovic-Gegner vor der Stichwahl geeint. Ob ihnen die Bildung einer tragfähigen Regierung und die gelobte Beschleunigung der EU-Beitrittsverhandlungen gelingt, wird sich erst nach der Parlamentswahl im Juni zeigen.
Das Ergebnis von Montenegros Präsidentenwahl sollte jedoch für andere autoritäre Ränkeschmiede eine Mahnung sein, auch wenn sie Wahlsieger Jakov Milatovic nun eifrig Glückwunschbotschaften schicken: Keine Macht währt ewig.
Geld, Medienknebelung, Justiz-Gängelung und gewiefte Techniken der Wahlmanipulation können zwar Urnengänge entscheiden, sind aber langfristig keine Garantie für den Machterhalt. Wird der Leidensdruck des gebeutelten Souveräns zu groß, kann jedem selbsterklärten Balkan-Sonnenkönig die Abwahl, der Fall oder gar die Anklagebank drohen.
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