Beschäftigung / Trotz fehlenden Schwungs geht die Zahl der Menschen auf Jobsuche leicht zurück
Obwohl die Zahl der Arbeitsplätze kaum wächst, haben sich die Zahlen der Arbeitssuchenden seit Jahresbeginn leicht verbessert. Ein Grund für die „Verbesserung“ liegt möglicherweise darin, dass eine steigende Anzahl von Menschen sich nicht mehr als „arbeitssuchend“ melden.
Der Arbeitsmarkt spürt die Folgen der langsamer drehenden Wirtschaft. Ende Juni waren 17.083 Menschen auf Arbeitssuche bei der ADEM eingeschrieben, 1.750 Personen mehr als vor einem Jahr.
Verglichen mit Mai 2022, dem besten Monat der letzten Jahre, ist es ein Plus von mehr als 3.600 Personen. Damals war die Zahl der Arbeitslosen auf den tiefsten Punkt seit Oktober 2011 gefallen. Zuvor, im April 2020, war die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Menschen, bedingt durch den Corona-Stillstand, auf 20.253 in die Höhe geschnellt.
Die Zahl der Arbeitssuchenden stieg nun bis Ende Juni in allen Kategorien an, präzisiert das Arbeitsamt am Montag in seinem monatlichen Bericht. Vor allem unter Hochschulabsolventen sowie Personen im Alter von 30 bis 44 Jahren ist die Zahl derer, die eine Arbeit suchen, stark gestiegen. Fast alle Berufssparten – von Bauwesen bis Finanzsparte – sind betroffen.
Die vom Statec berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag damit im Juni, wie bereits im Mai, bei 5,7 Prozent – der höchste Stand seit etwa drei Jahren. Im April 2023 hatte sie noch bei nur fünf Prozent gelegen, zu Jahresbeginn bei 4,9 Prozent. Mitte 2022 hatte sie einen Rekord-Tiefstand von 4,7 Prozent verzeichnet. In den Monaten Mai/Juni 2020 hatte sie mit sieben Prozent einen „Corona-Höchststand“ erreicht.
Die Zahl der gebietsansässigen Arbeitssuchenden, die volles Arbeitslosengeld beziehen, ist innerhalb eines Jahres um 2.004 Personen (oder 22,3 Prozent) auf über 10.000 gestiegen. Die Zahl der Empfänger einer beschäftigungsfördernden Maßnahme lag 7,2 Prozent höher als vor einem Jahr (4.559 Stellen).
Das Wachstum stockt
Nicht besonders gut sind derweil nicht nur die Arbeitslosenzahlen, sondern auch die gesamte Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze hierzulande. „Die Beschäftigung in Luxemburg hat sich weiter verlangsamt und wuchs im Juni nur noch mit einer Jahresrate von 0,8 Prozent“, schreibt Statec im letzten „Conjuncture flash“. Das ist der niedrigste Stand seit der Finanzkrise 2009/10. Der historische Durchschnitt liegt bei fast 3 Prozent. Drei Branchen haben besonders stark gebremst: das Baugewerbe, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sowie der Finanzsektor. Allein im Bauwesen sind seit Oktober 2022 etwa 3.300 Jobs verschwunden.
Angesichts dieser Verschlechterung auf der Beschäftigungsseite ist es überraschend, dass die Arbeitslosenquote seit Ende 2023 nicht weiter gestiegen ist, schreiben die Statistiker. Sie vermuten einen Anstieg der bei der ADEM nicht erfassten Arbeitslosigkeit. Mehrere Elemente deuten in diese Richtung, heben sie hervor: So stagnierte die Erwerbsbevölkerung seit November, während die Gesamtbevölkerung weiter anstieg. „Es scheinen einige entmutigte Arbeitslose angesichts auslaufender Leistungsansprüche und mangelnder Beschäftigungsaussichten in die (scheinbare) Nichterwerbstätigkeit übergegangen zu sein.“
In den nächsten Quartalen sei dabei wieder „eine zaghafte Erholung“ zu erwarten, da die Beschäftigung mit einer gewissen Verzögerung auf die langsam wieder anziehende Wirtschaft reagiere. Statec erwartet für 2024 insgesamt ein Beschäftigungswachstum von 1,3 Prozent, was bereits eine gewisse Erholung vor Jahresende voraussetzt. Im Jahr 2025 würde der Aufschwung dann auch, ähnlich wie beim BIP, bescheiden bleiben und das Beschäftigungswachstum auf nur 1,7 Prozent ansteigen lassen. Die Arbeitslosigkeit würde weiter leicht auf 5,9 Prozent ansteigen, so die Prognosen.
Wirtschaft auf Erholungskurs
Auch bei den Juni-Zahlen der ADEM gibt es erste Zeichen einer Erholung: Nach einem Höchststand zu Jahresbeginn bei 18.317 ist die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche in den ersten sechs Monaten 2024 jedoch bereits wieder um mehr als tausend gefallen.
Auch andere Zahlen, die im Jahresvergleich immer noch schlecht ausfallen, zeigen bereits wieder eine Verbesserung seit Jahresbeginn. Beispielsweise meldeten Arbeitgeber im Juni 2024 nun 3.090 offene Stellen bei der ADEM an – ein Rückgang verglichen mit Juni 2023, doch ein Plus verglichen mit Jahresbeginn. Die Gesamtzahl von 7.586 verfügbaren Stellen ist zwar deutlich niedriger als vor einem Jahr, jedoch besser als im Dezember.
Rückläufig war im Juni zudem die Zahl der Neuanmeldungen, sogar im Vergleich zum Vorjahr. Tatsächlich meldeten sich 2.178 Einwohner im Juni 2024 bei der ADEM neu an, was einem Rückgang von 6,9 Prozent entspricht. Dies ist das erste Mal seit Januar 2022, dass der Ein-Jahres-Vergleich abnimmt, schreibt das Amt.
Bei seiner Jahrespressekonferenz vor einem Monat hatte sich das Amt bereits vorsichtig optimistisch gegeben. Für die Zukunft hofft man auf eine Besserung der wirtschaftlichen Lage, so Geschäftsführerin Isabelle Schlesser. „Die letzten Zahlen (von April 2024) waren bereits wieder leicht weniger schlecht. (…) Bei den offenen Jobs geht es wieder leicht nach oben.“ Nun hoffe man, dass dies eine neue Tendenz ist, eine Stabilisierung. Sicher sei man sich aber nicht.
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