Finanzen / 2023 war wieder ein gutes Jahr für die Luxemburger Rentenreserve
Nachdem die Luxemburger Rentenreserve im Jahr 2022 deutlich geschrumpft war, hat sie das Jahr 2023 mit einem Milliardengewinn abgeschlossen. Das geht aus dem letzte Woche veröffentlichten Jahresbericht des „Fonds de compensation“ hervor.
Nachdem die Luxemburger Rentenreserve im Jahr 2022 den heftigsten Wertverlust ihrer Geschichte erlebt hatte, ging es 2023 wieder deutlich aufwärts. Ein Plus von stolzen 2,3 Milliarden Euro (oder 10,4 Prozent) konnte verbucht werden.
Hintergrund der guten Entwicklung war die „globale Erholung der Finanzmärkte“, ist im letzte Woche veröffentlichten Jahresbericht zu lesen. „Nach der Krise der Technologiewerte im Jahr 2022 war das Jahr 2023 von einem erstaunlichen Anstieg der US-Technologiewerte geprägt, die von den erwarteten Vorteilen der künstlichen Intelligenz profitierten“, so André Birget, externer Experte des Investitionskomitees. „Aufgrund ihrer sehr hohen Kapitalisierung haben die ‚magnificent seven’ die Börsenindizes auf neue Höhen getrieben, insbesondere den Nasdaq und den S&P 500.“ Dabei geht es um die Konzerne Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google), Meta (Facebook), Tesla und Nvidia.
Ein Rekordergebnis war der Gewinn von 2023 nicht. In zwei der letzten fünf Jahre waren noch höhere Gewinne eingefahren worden. Der historisch höchste Gewinn ist 2019, mit einem Plus von über 2,6 Milliarden Euro, verbucht worden. Insgesamt verwaltet der Fonds somit nun 26,3 Milliarden Euro an Rentengeldern.
Das Geld im „Fonds de compensation“ (FDC) gehört nicht dem Luxemburger Staat. Es gehört den (angehenden) Rentnern. Angetrieben vom starken Wachstum der Zahl der Arbeitsplätze wurden, während vieler Jahre, Jahr für Jahr mehr Beiträge in die Rentenkasse einbezahlt, als für das Auszahlen der Renten benötigt wurden. Dieser Überschuss wurde in die Reserve eingebracht und investiert.
Die Entwicklung des Fonds ist beeindruckend. Seit seiner Gründung hat er im Schnitt 4,83 Prozent pro Jahr an Wert zugelegt. Fast jedes Jahr hat er mit Gewinn abgeschlossen. 2005 verwaltete er ein Geldvolumen von 4,8 Milliarden Euro. Bereits fünf Jahre später war die Summe auf fast zehn Milliarden Euro gestiegen. Wieder fünf Jahre später waren es bereits 15,8 Milliarden Euro. Im Jahr 2019 hatte der Rentenfonds, mit einer Zuwachsrate von 14,24 Prozent, sein historisch bestes Ergebnis erreicht, 2022 sein schlechtestes.
Von den 26,25 Milliarden Euro waren zum Ende letzten Jahres 24,2 Milliarden Euro an den Märkten investiert, meist über weitere Fonds. Von hier stammt der Löwenanteil der Gewinne. Rund 45,4 Prozent des Vermögens waren in Aktien, 42,7 Prozent in Anleihen, 6,3 Prozent in Geldanlagen und 5,6 Prozent in Immobilien angelegt. Mit Zuwächsen von über 17 Prozent haben sich vor allem die Investitionen in Aktien gut entwickelt.
Der Restbetrag von rund 2,05 Milliarden Euro setzt sich unter anderem aus Aktien der „Société nationale des habitations à bon marché“, dem direkten Immobilienbestand des FDC in Luxemburg, dem Darlehensbestand, sowie Barmitteln zusammen. Zu den Immobilien zählen die „Cité de la sécurité sociale“, „Nei Hollerich“ wie auch ein Noch-Industriegelände zwischen Diekirch und Erpeldingen.
Großgrundbesitzer
Der FDC ist ebenfalls Großgrundbesitzer: Das verwaltete Immobilienvermögen besteht aus mehreren Gebäuden mit einer Gesamtmietfläche von 160.000 m2, einem Industriestandort, drei Gebäudekomplexen im Bau, mehreren Parkplätzen sowie Waldbesitz mit einer Gesamtfläche von 691 Hektar. Der Nettowert dieses Immobilienvermögens, das sich ausschließlich im Großherzogtum Luxemburg befindet, beläuft sich auf fast 538 Millionen Euro. Die Nettoeinnahmen aus dem Bereich bezifferten sich auf 30,2 Millionen Euro.
Die gesamte Rentenreserve der CNAP („Caisse nationale d’assurance pension“) ist mit 27,39 Milliarden Euro noch etwas größer: Neben den 26,25 Milliarden im FDC verwaltet die CNAP noch 1,15 Milliarden Euro separat. Insgesamt ist die Reserve der Rentner letztes Jahr um 2,85 Milliarden gewachsen, so der Bericht. Sie ist auf ihren höchsten Stand überhaupt gestiegen. Die Verluste vom Vorjahr sind damit wettgemacht.
In absoluten Zahlen sei die Reserve damit zwar enorm hoch, so FDC-Präsident Alain Reuter im Vorwort des Berichts. Jedoch entspreche sie nur noch dem 4,25-Fachen der jährlichen Leistungen. Das ist der niedrigste Stand seit 2013. Vor drei Jahren hätten mit dieser Reserve noch 5,16 Jahre Leistungen bezahlt werden können.
2023 wurden insgesamt 6,4 Milliarden Euro an die aktuellen Rentner verteilt. Eine deutliche Steigerung, verglichen mit den Jahren zuvor. 2015 waren es 3,8 Milliarden und 2005 erst 2,1 Milliarden Euro.
Ob die „magnificent seven“ aber auch weiterhin für ein derart rasantes Wachstum an den Börsen sorgen werden wie letztes Jahr, dessen ist man sich beim FDC nicht sicher. „Diese Unternehmen verzeichneten im Jahr 2023 spektakuläre Kursgewinne, die von 28 Prozent für Apple bis zu über 175 Prozent für Nvidia reichten“, ist im Bericht zu lesen. „Ihr kombiniertes Gewicht machte fast 30 Prozent der Marktkapitalisierung des S&P 500 aus, und ohne diese sieben Werte wäre der Index ‚nur’ um 6 Prozent gestiegen.“ Die Konzentration des Marktes auf wenige Werte gebe damit auch Anlass zur Sorge.
Ein Schatz mit Ablaufdatum
Lange Zeit wurden Jahr für Jahr mehr Beiträge ins Rentensystem einbezahlt, als Renten bezahlt wurden. Mit dem Überschuss wuchs die Rentenreserve an und der Fonds zu seiner heutigen Größe heran. In den kommenden Jahren soll sich, den offiziellen Prognosen zufolge, diese Situation jedoch verändern. Während sich die Zahl der Renteneintritte beschleunigt, verlangsamt sich das Wachstum der Zahl der Beschäftigten. Die Rentenausgaben steigen in der Folge also schneller als die Sozialbeiträge.
Der Lastkoeffizient, die durchschnittliche Anzahl der Rentenempfänger im Verhältnis zu den Beitragszahlern, ist weiter zurückgegangen. Aktuell kommen 2,3 Beitragszahler auf einen Rentner. 2005 waren es noch 2,5. Die Anzahl der ausbezahlten Renten war letztes Jahr um fast vier Prozent gewachsen, die Beschäftigung jedoch nur um 2,2 Prozent.
Laut den Berechnungen der „Inspection générale de la sécurité sociale“ (IGSS), wie sie sie Ende April 2022 in ihrem „bilan technique“ vorgestellt hat, sollen die monatlich bezahlten Rentenbeiträge bereits ab 2027 nicht mehr ausreichen, um die Auszahlung der Renten zu finanzieren. Es müsste dann damit begonnen werden, die in den letzten Jahren aufgebaute Rentenreserve anzuzapfen. Bei gleichbleibender Politik wäre die zurzeit gut gefüllte Reserve bis 2047 komplett aufgebraucht.
Mit kleinen Einschnitten wäre es noch möglich, das Defizit zwischen 2024 und 2033 mithilfe der aus der Reserve erwirtschafteten Zinsen auszugleichen, hatte auch die Luxemburger Zentralbank in dem Jahr geschrieben. Ab 2034 würde das Defizit jedoch die Zinseinnahmen übersteigen und die Reserve würde zu schrumpfen beginnen. Bei unveränderter Politik würde sie dann bis 2048 auf null sinken.
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