Europa 2023 / Homeoffice nur noch mit Maß – Trotzdem zählt Luxemburg weiter zu den Spitzenreitern
Nach einem rasanten Anstieg des Anteils der Erwerbstätigen im Homeoffice in den Corona-Jahren 2020 und 2021 ist die Quote seitdem europaweit leicht rückläufig. Sie liegt jedoch weiter spürbar über der von vor der Krise. In Luxemburg derweil ist der Anteil der Menschen, die „für gewöhnlich“ in Heimarbeit sind, fast wieder auf das Niveau von vor der Krise gefallen.
Viele Jahre wurde über Stichwörter wie Homeoffice oder „Télétravail“ geredet und debattiert. Realität war sie bis zur Corona-Krise im Jahr 2020 jedoch nur für eine Minderheit der arbeitenden Bevölkerung. In Luxemburg wie in ganz Europa war die Quote während Jahren fast unverändert geblieben. Zwischen 2010 und 2019 hatte es beim Anteil der Menschen, die „normalerweise“ von zu Hause aus arbeiten, kaum Bewegung gegeben.
Im Jahr 2019 arbeiteten europaweit gerade mal 14,4 Prozent der Erwerbstätigen „manchmal“ oder „für gewöhnlich“ von zu Hause aus. Mit dem Aufkommen von Corona wurde das auf einen Schlag anders. Von einem Tag auf den anderen musste aus gesundheitlichen Gründen plötzlich ein gewaltiger Anteil der Beschäftigten von zu Hause aus arbeiten. Im zweiten Jahr der Krise war dieser bis auf 24 Prozent hochgeschnellt.
Auch in Luxemburg, wo wegen der Struktur der Wirtschaft, dem Finanzplatz, bereits vor der Krise mehr Menschen Heimarbeit machen, war der Sprung beachtlich: In nur einem Jahr ging es von 33,1 auf 47,6 Prozent nach oben. In keinem anderen EU-Land war ihr Anteil 2020 noch höher. Selbst die täglichen Staus auf dem Weg zur Arbeit waren kürzer geworden.
Seit den Hochständen in diesen Jahren ist der Anteil der Erwerbstätigen, die „manchmal“ oder „für gewöhnlich“ von zu Hause aus arbeiten, wieder leicht zurückgegangen. Im Jahr 2023, laut den letzten verfügbaren Zahlen von Eurostat, lag ihr Anteil in den EU-Mitgliedstaaten bei 22,2 und in Luxemburg bei 40,1 Prozent. In Luxemburg war der Rückgang dabei stärker als in den Partnerländern: Das Großherzogtum ist auf Platz vier zurückgefallen, hinter die Niederlande, Schweden und Finnland.
„Für gewöhnlich“ in Heimarbeit
Interessant ist dabei die unterschiedliche Entwicklung beim Anteil der Menschen, die „für gewöhnlich“ und denen, die nur „manchmal“ im Homeoffice arbeiten. Bei denen, die „für gewöhnlich“ in Heimarbeit sind, war erst der Anstieg, und dann später auch der Rückgang, stärker.
Im Jahr 2019 arbeiteten in Europa lediglich 5,4 Prozent der Erwerbstätigen „für gewöhnlich“ von zu Hause aus. Europaweit hatte sich so die Zahl der Erwerbstätigen, die im Normalfall im Homeoffice arbeiten, im Jahr 2021 dann praktisch verdoppelt: auf 13,3 Prozent. Seitdem ist sie wieder auf 8,9 Prozent in 2023 gefallen.
In Luxemburg waren Anstieg und Fall noch rasanter: Arbeiteten 2019 erst 11,6 Prozent der Menschen im Normalfall im Homeoffice, so lag ihr Anteil zwei Jahre später, mit 28,1 Prozent, deutlich höher. Seitdem wurde jedoch wieder ein deutlicher Einbruch, auf nur noch 12,6 Prozent in 2023, festgestellt. Das ist bereits wieder ziemlich nahe an den Zahlen, die das Großherzogtum in 2019 verbucht hatte. Auch in diesem Ranking ist das Land zurückgefallen: Arbeiteten 2021 nur in Irland mehr Menschen „für gewöhnlich“ im Homeoffice, so waren es 2023 bereits mehr in Finnland, Irland, Belgien, Schweden und Deutschland.
„Manchmal“ in Heimarbeit
Die „Télétravail“-Entwicklung scheint dennoch kein kurzer „Sturm im Wasserglas“ gewesen zu sein: Vor allem bei der Entwicklung des Anteils der Erwerbstätigen, die „manchmal“ im Télétravail sind, werden nachhaltige Zuwächse verbucht. Europaweit ist die Quote seit 2020 jedes Jahr durchgehend leicht gewachsen, von 8,9 auf 14,1 Prozent. Auch in Luxemburg hat sie 2023 (mit 27,3 Prozent) einen neuen historischen Höchststand erreicht. Beim Spitzenreiter Niederlande können mittlerweile fast 40 Prozent der Erwerbstätigen manchmal im Homeoffice arbeiten.
Die Corona-Krise hat den Mitarbeitern gezeigt, was in puncto „Télétravail“ möglich ist. Manche wollen darauf nicht mehr verzichten. Viele Angestellte schätzten die neu gewonnene Flexibilität, die Freiheit, Arbeit, Freizeit und Familie selbst koordinieren zu können. Für die Firmen hat es sich zu einer Frage der Attraktivität im Kampf um Talente entwickelt. Ihre Mitarbeiter zu 100-Prozent von zu Hause arbeiten zu lassen, wollen dabei scheinbar nur die wenigsten Unternehmen.
In den Eurostat-Zahlen verstecken sich weitere interessante Details. So arbeiteten 2023 in Luxemburg 59,9 Prozent der Erwerbstätigen nie von zu Hause aus. Europaweit waren es im Schnitt 77,8 Prozent – in Bulgarien sogar 97,2 Prozent. Der Anteil der Frauen im Homeoffice ist hierzulande, im Gegensatz zum europäischen Durchschnitt, leicht höher als jener der Männer. Nur 12,7 Prozent der Angestellten arbeiteten 2023 im Großherzogtum „für gewöhnlich“ im Homeoffice – jedoch 28,2 Prozent der Selbstständigen.
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