Scharade im Stahlkonzern / Gehälter bei Liberty Steel für Oktober wieder nicht bezahlt
Die Oktober-Gehälter der Liberty-Steel-Mitarbeiter wurden Tageblatt-Informationen zufolge wieder nicht ausgezahlt. Zuletzt war es bei den August-Gehältern zu Verzögerungen gekommen.
Die Mitarbeiter müssen auf die Auszahlung ihrer Gehälter warten – wieder einmal. Nachdem es schon bei den August-Gehältern zu Verzögerungen gekommen war, herrscht auch für die Oktober-Gehälter Ungewissheit. Bisher seien die Gehälter noch nicht ausgezahlt worden. Demnach sollen die Gewerkschaften das Düdelinger Stahlunternehmen offiziell abgemahnt haben, wodurch dem Unternehmen fünf Tage bleiben, um die Löhne auszuzahlen.
Einer internen Mail der lokalen Direktion zufolge, die dem Tageblatt vorliegt, ist es mittlerweile zu einem Treffen der Gewerkschaftsvertreter des OGBL und LCGB, der Generaldirektion und der Düdelinger Chefetage gekommen. Demzufolge hat der Versammlungsrat des Gupta-Konglomerates entschieden, ein gerichtliches Reorganisationsverfahren („procédure de réorganisation“) anzufragen. Durch das Verfahren können Unternehmen zeitweilig von der Zahlung ihrer Schulden befreit werden. Zur Gehälterfrage konnte sich die Direktion des Unternehmens demnach nicht weiter äußern.
Unsägliche Umstände
Mitte Oktober hatten sich zwei Mitarbeiter dem Tageblatt anvertraut und über die unsäglichen Umstände bei Liberty Steel berichtet. Demnach lässt das Familienunternehmen des indischen Geschäftsmannes Gupta den Standort in Düdelingen ohne klare Strategie verfallen.
„Es macht ökonomisch keinen Sinn, was hier passiert“, meinte OGBL-Gewerkschafter Stefano Araujo bereits vor einem Monat. Das Luxemburger Liberty-Steel-Werk ist jedoch nicht allein in dieser kuriosen Situation. Auch im Lütticher Werk mit rund 500 Beschäftigten wird derzeit nichts produziert. Versprechen vom Anfang des Jahres, dass die Werke demnächst verkauft werden könnten, haben sich mittlerweile wieder zerschlagen. Es erinnert an eine Episode von vor zwei Jahren, als das Gerücht umging, dass Liberty Steel das Werk tatsächlich verkaufen wolle. Die Regierung ihrerseits meinte damals, einen seriösen Interessenten gefunden zu haben. Eine Übernahme kam nicht zustande, zwei Jahre danach hat sich an der Situation in Düdelingen nichts geändert.
Seitdem gräbt sich das Familienunternehmen Monat für Monat in ein immer tieferes finanzielles Loch. Laufende Kosten und auch die Gehälter werden Monat für Monat weiter ausgezahlt. Anträge auf Kurzarbeit wurden vom Konjunkturkomitee immer wieder abgelehnt. Nun hat sich die Unternehmensleitung dafür entschieden, ein Reorganisationsverfahren anzufragen. Für die Gewerkschaften ein weiterer kläglicher Versuch, das Unausweichliche hinauszuschieben.
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