Luxemburgerin in Spanien / „Nach all dem was passiert ist, ist man verunsichert“
Zwei Wochen nach den verheerenden Fluten in der Region Valencia trifft es nun auch die Provinzen Málaga und Tarragona. Wieder schießen Wassermassen durch die Straßen von spanischen Städten, doch eine weitere Tragödie bleibt dem Land glücklicherweise erspart. Wir haben mit einer Luxemburgerin gesprochen, die den Winter in der betroffenen Region verbringt.
Die Region rund um die Provinzhauptstadt Malaga ist für Joli* ein zweites Zuhause. Sie kommt schon seit 34 hierher. Doch solche Unwetter wie in diesem Jahr habe sie im Fischerdorf La Carihuela noch nicht erlebt. Auf Bilder, die uns die Luxemburgerin zur Verfügung stellt, sieht man, wie sich Geschäfte so gut es geht auf das kommende vorbereiten.
„Wir sind es gewohnt, dass es im Winter mal stürmt. Aber dieses Mal ist es anders. Nach all dem, was passiert ist, ist man verunsichert“, sagt sie am Telefon. Die Bilder aus Valencia, wo die Fluten mehr als 220 Menschenleben kosteten und einen verheerenden Schaden anrichteten, würden einen nicht loslassen. „Ich bin entsetzt und unfassbar traurig“, sagt Joli.
Zum Zeitpunkt des Gesprächs ist das Gröbste des Sturms schon vorbei, ihr Winterzuhause ist glimpflich davongekommen. „Der Regen war heftig. Das kannte ich so nicht. Da habe ich schon gedacht, es wird ja hoffentlich nicht noch steigen. Aber es ist nicht so schlimm gekommen. Der Strand ist etwas dreckig und ein paar Straßen verbarrikadiert.“ Malaga selbst hat es stärker getroffen: Eingeschlossen von Bergen sammelte sich hier das Wasser in zentralen Straßen und blockierte Teile der Stadt. Autos und Busse wurden von den Wassermassen eingeschlossen, einzelne Viertel quasi abgeschnitten. Im Vorfeld hatte die Stadt mehrere tausend Anwohner aufgefordert, ihre Wohnungen zu evakuiert. Der Dienst am Flughafen wurde teilweise eingestellt. Doch nach dem Sturm wurden bisher keine Todesopfer oder Verletzten in der Region gemeldet.
Die Ursache des Starkregens in der Südregion Spaniens ist die gleiche, die auch für die enormen Regenmassen in Valencia verantwortlich war. Bei dem für den Mittelmeerraum charakteristischen Phänomen des „Kalten Tropfens“ („Gota Fría“ in spanisch) trifft eine stark abgekühlte Luftmassen aus der oberen Atmosphäre auf aufsteigende warme, feuchte Luft vom Mittelmeer. So bilden sich massive Gewitterwolken. Wetterexperten erklären sich die Heftigkeit des Phänomens durch das sich zunehmend erwärmende Mittelmeer. In Valencia regneten sich vor rund zwei Wochen innerhalb von nur acht Stunden Niederschlagsmengen ab, die sonst im ganzen Jahr zu erwarten sind – örtlich bis zu 490 Liter pro Quadratmeter, wie die spanische Wetterbehörde Aemet berichtete. In Malaga wurden „nur“ rund 180 Liter Regen erwartet. Trotzdem deutlich mehr, als die Region normalerweise in dieser Saison erlebt.
„Die ganze Region wurde von der Regierung gewarnt. Bei einigen sind Beamte sogar zu Hause vorbeigekommen, um sie auf die Gefahr hinzuweisen“, erzählt Joli. Freunde von ihr wurden gebeten, das Auto auf höhergelegenes Terrain umzuparken. Joli habe den Eindruck, die Bevölkerung wurde deswegen so intensiv gewarnt, weil Kritik im Raum stehe, dass das bei den Todesfluten von Valencia nicht der Fall gewesen sei. Sie habe sich daraufhin für mehrere Tage mit dem nötigen eingedeckt. „Nur für den Fall, man weiß ja nie. Doch glücklicherweise habe ich es nicht gebraucht. Nun herrscht wieder gutes Wetter.“ Trotzdem halte Joli weiterhin ein Auge auf die Wetteransagen. „Sicher ist sicher.“
*Die Person wurde anonymisiert, der richtige Name ist der Redaktion bekannt.
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