/ Wahlbeteiligung liegt bei hungrigen 35,33 Prozent
Frankreich hat am Sonntag im zweiten Wahlgang über die Zusammensetzung des neuen Parlaments entschieden. Die Partei von Präsident Emmanuel Macron könnte Umfragen zufolge eine sehr deutliche Mehrheit erzielen. Sozialisten und Konservativen drohten dagegen starke Verluste.
Macron gab seine Stimme in der Küstenstadt Le Touquet im Norden des Landes ab. Premierminister Edouard Philippe, der sich erst kürzlich Macrons Partei La République en Marche angeschlossen hatte, wählte in der Hafenstadt Le Havre. Marine Le Pen von der rechtsextremen Front National stimmte in Hénin-Beaumont ab, wo sie sich um einen Sitz in der Nationalversammlung bewarb. Im ersten Wahlgang hatte sie dort 46 Prozent der Stimmen gewonnen. Ein Einzug ins Parlament galz deshalb als wahrscheinlich.
Historischer Negativrekord?
Um 17.00 Uhr lag die Wahlbeteiligung bei hungrigen 35,33 Prozent. Es könnte zu einem historischen Negativrekord kommen.
Umfrageinstitute rechneten nach dem starken Abschneiden von Macrons Partei im ersten Wahlgang mit bis zu 450 der 577 Parlamentssitze für La République en Marche. Größte Oppositionsgruppe werden voraussichtlich die konservativen Republikaner mit 70 bis 110 Sitzen sein. Die bisher dominierenden Sozialisten könnten auf 20 Sitze zurückfallen und damit nur noch knapp vor der Linken liegen.
Durch eine hohe Wahlbeteiligung könnte die Mehrheit für Macrons Partei geringer ausfallen als erwartet. Bis Sonntagmittag hatten aber gerade einmal 17,8 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben, wie das Innenministerium mitteilte. Beim ersten Wahlgang vor einer Woche, an dem sich am Ende weniger als die Hälfte der 47,5 Millionen Stimmberechtigten beteiligt hatten, lag der Wert bis zu diesem Zeitpunkt bei 19,2 Prozent. In der zweiten Runde der letzten Parlamentswahl 2012 hatte die Beteiligung bis dahin 21,4 Prozent betragen.
Welche Opposition …
Die erwartete starke Mehrheit für Macron und seine Partei ließ Befürchtungen laut werden, dass die Opposition künftig kaum noch Einfluss nehmen kann. „Wir sind in Frankreich, nicht in Russland“, sagte der linksgerichtete Kandidat Jean-Luc Mélenchon am Freitag dem Radiosender Europe 1. „Wir werden weniger Vertreter der Opposition haben, als es in Russland gibt.“ Wenn Macron zu viel Macht bekomme, „glaubt er am Ende noch, er könne auf dem Wasser gehen“, so Mélenchon.
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