/ Der manipulierte Bürger
Die aktuell, kurz nach dem Bekanntwerden der sog. VW-Manipulation erscheinenden Berichte über erhöhte Kraftstoffverbrauchswerte bei anderen Herstellern als VW geben leider ein irreführendes Bild der Situation. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.
Es ist (leider) so, dass sämtliche Modelle aller Marken, seit der Einführung des „Neuen Europäischen Fahrzyklusses“ (NEFZ) in der 90er Jahren, auf der Straße mehr verbrauchen als beim Kauf angegeben wird. Im echten Fahrbetrieb wird mehr Leistung gebraucht als bei der Zulassungsprüfung erfordert, das hat mit Software-Manipulation nichts zu tun.
Die Hersteller haben großes Interesse daran, nicht über die gesetzlichen Vorgaben zu gehen, weil die KFZ-Steuer daran gekoppelt ist. Dagegen wurde seitens der Bundesregierung in den zurückliegenden 20 Jahren nie protestiert. Sie stoppte sogar durch Veto den Beschluss des Umweltausschusses des EU-Parlaments, um im Jahre 2017 die strengere „Harmonized Light Vehicles Test Cycle (WLTC)“ genannte Prozedur einzuführen! Die Überschrift aus den VDI-Nachrichten vom 5. Juli 2013 lautete: Auf Druck der Bundesregierung hat die EU vorige Woche keine verbindlichen CO2-Flottenziele für Pkw festgelegt. Bundeskanzlerin Angela Merkel intervenierte, um einen von EU-Rat und EU-Parlament vereinbarten Kompromiss abzuwenden. Sie hielt damit ein Ende Mai gegebenes Versprechen. Als gewichtiger Grund gilt die für 2017 anvisierte Umstellung auf den neuen Normzyklus WLTP.
Weiterhin wurde 2011 unter Minister Wissman durchgesetzt, dass schwere Geländewagen und Limousinen klimafreundlicher eingestuft werden als verbrauchsarme und leichte Kleinwagen. Das Magazin Auto Bild ermittelte damals, dass mit 200 Liter Dieselverbrauch auf 100 Kilometer der Panzer Leopard 2 mit seinem Gewicht von über 62 Tonnen umweltfreundlicher sei als ein Renault Clio!
Der jetzige Bundesminister Dobrindt aber ordnete jetzt auf einmal eine „Großfahndung“ nach Abgassündern an (Der Spiegel Nr. 43, 2015). Es sollen mit mobilen Messgeräten Diesel-Fahrzeuge verschiedener Hersteller im „realen Fahrbetrieb“ überprüft werden.
Der Gesetzgeber schreibt aber gar keine Verbrauchs- oder Abgaswerte bei „realem Fahrbetrieb“ vor, weil solche Messungen wegen zu vieler unsteten Parameter ungenau sind. Die Folge ist, dass jetzt unstatthafte Messungen stattfinden und die Konkurrenz grundlos und rufschädigend bewertet wird.
Die wundersame Läuterung der Bundesregierung wirkt befremdlich und der Gedanke liegt nahe, dass es nicht so sehr um eine Begrenzung von Emissionen geht, sondern es soll eher beim unkundigen Bürger der Eindruck entstehen, dass Tricksereien eigentlich bei allen Herstellern üblich seien. Bis jetzt wurde noch keine ausgemacht!
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