/ „Der Klimawandel ist da“
Eine Reaktion auf „La question climatique: un retour vers la raison“ im Tageblatt von Dienstag, den 27. und Mittwoch, den 28. Oktober
Die Klimafrage ist schon längst beantwortet, die Diskussion längst gelaufen. Fast alle Klimaforscher sind sich einig: Klimawandel ist da, Menschen sind verantwortlich, und wenn wir nicht sehr schnell etwas unternehmen, werden die Folgen schwer sein, sehr schwer. Das ist keine Angstmacherei. Es gibt eben Sachen, vor denen man Angst haben soll. Dürre, Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen, Erwärmung und Versauerung der Ozeane, der Anstieg des Meeresspiegels und andere Klimakatastrophen gehören dazu.
Manche Leute wollen Klimawandel und die Verantwortung der Menschen aber nicht wahrhaben und versuchen, Klimaforscher und Klimaforschung zu diskreditieren mit immer wieder den gleichen – längst widerlegten – Behauptungen und unbegründeten Anschuldigungen. Es ist die Sonne. Es sind die Vulkane. Es sind Zyklen. Klimawandel hat es schon immer gegeben. Es wird kälter. Ein wenig Erwärmung gibt es zwar, aber es ist nicht so schlimm und/oder wir können sowieso nichts dagegen unternehmen und sollten es dann auch nicht tun. Klimamodelle taugen nicht. Klimaforscher sind alle korrupt und/oder inkompetent . Das „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) der Vereinten Nationen ist korrupt und/oder inkompetent.
„La question climatique: un retour vers la raison“ von Francis Massen, Pierre Lutgen, Norbert Friob, Robert Goebbels, Gaston Reinard und Fred Tonhofer im Tageblatt von Dienstag, den 27. Oktober und Mittwoch, den 28. Oktober ist da keine Ausnahme. Wenn man fast allen Klimaforschern Inkompetenz und unehrliche Machenschaften vorwirft, sollte man aber Beweise haben. Die Verschwörungstheorien von Roy Spencer und John Christy wiederholen, beweist gar nichts. Spencer und Christy – beide von der University of Alabama in Huntsville, USA – werden zwar nicht mit Namen genannt, die Grafik im 1. Teil ist aber von Roy Spencer (Link). „La question climatique“ ist auch (auf Deutsch) im Luxemburger Wort vom 17/18. Oktober erschienen, mit einer Grafik von John Christy.
Alles, was Herr Massen und seine Co-Autoren in „La question climatique“ behaupten, findet man bei Spencer und Christy wieder. Roy Spencer und John Christy sind sehr kontroverse Figuren, u.a. verbunden mit dem ultrakonservativen „Heartland Institute“ (mitfinanziert von Charles und David Koch, die ihre Milliarden u.a. aus der Ölindustrie haben). John Christy ist mehrmals von anderen Wissenschaftlern vorgeworfen worden, dass seine Daten seine Konklusionen nicht rechtfertigen und dass er Daten ignoriert, die seine Argumente nicht bestätigen. Über einen Artikel von Roy Spencer sagte Andrew Dessler – Klimaforscher an der Texas A&M University, USA: „[This] paper is not really intended for other scientists, since they do not take Roy Spencer seriously anymore (he’s been wrong too many times).“
Jeder darf natürlich seine Meinung haben. Nicht jede Meinung gehört jedoch in die Zeitung, oder wie eine Gruppe von englischen Wissenschaftlern es – nach dem Auftritt von Roy Spencer im Dokumentarfilm „The great global warming swindle“ – in einem Brief an den Fernsehsender ABC schrieb: „(T)he misrepresentations of facts and views (…) are so serious that repeat broadcasts of the programme (…) are not in the public interest. In view of the seriousness of climate change as an issue, it is crucial that public debate about it is balanced and well-informed.“
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