Minett-Trail / „Geht nicht, gibt’s nicht“: Unternehmer Pascal Zimmer will die Herbergen an der Strecke verwalten
„Geht nicht, gibt’s nicht“, so kann man Pascal Zimmers Herangehensweise beschreiben. „Just do it“ lautet sein Lebensmotto. Diese Einstellung möchte der 57-jährige Unternehmer aus Bettemburg nun auch als Verwalter der elf Herbergen am Minett-Trail, einem Vorzeigeprojekt der Kulturhauptstadt Esch2022, anwenden. Wie es aussieht, ist er der Einzige (siehe Tageblatt vom vergangenen Samstag).
Pascal Zimmer hat vieles in seinem Leben gemacht – und erreicht. Er war Judo-Profi, Personal-Trainer und wurde zum Unternehmer, unter anderem mit einem Hang zur Renovierung alter Bausubstanz. Reiselustig war er auch – und umtriebig. Beides ist er heute noch.
Er ist Gentleman der alten Schule, aber auch ein scheinbar mit allen Wassern gewaschener, visionärer Geschäftsmann. Für ersteres spricht seine Kleidung (sehr gepflegt, britisch), für letzteres seine Vorstellungen, was Architektur, Hotellerie und eben die Herbergen am Minett-Trail anbelangt. Dass einige ihm mangelnde Erfahrung in der Führung der Herbergen vorwerfen, will er nicht gelten lassen. Er habe eine große Firma mit Beschäftigten und viel Know-how. Er habe mit „Schloss Clemency“ bereits einen Gîte, der gut laufe, im März würde der nächste in Befort öffnen, und er sei mit der Planung der Umgestaltung der Innenräume von Schloss Meysemburg beauftragt, so Pascal Zimmer im Tageblatt-Gespräch, das bei mehreren Tassen Kaffee fast zwei Stunden dauerte.
Tageblatt: Was reizt Sie an den Gîtes am Minett-Trail?
Pascal Zimmer: Sie sind mega. Sie tragen mit dazu bei, dass die Minett-Landschaft in die Vitrine gestellt wird. Als einer, der fest mit dieser Gegend des Landes verwurzelt ist, freut das mich besonders. Und dann sind die Gîtes auch von ihrer Architektur her sehr interessant.
Alle?
Na ja, es gibt einige, die mir etwas besser gefallen, die mich mehr berühren als andere. Das hängt auch von ihrer Lage ab oder vom Konzept, das dahinter steckt. Alles Alte gefällt mir, das ist meine Leidenschaft.
Nun wollen Sie 11 Herbergen an 11 unterschiedlichen Orten betreiben. Einige Gemeindeverantwortliche trauen Ihnen das offensichtlich nicht zu?
Darüber bin ich ein wenig genervt und – ja, auch enttäuscht. Dass man annimmt, wir als Unternehmen hätten kein Konzept oder wir hätten keine Erfahrung, ist nicht hinnehmbar. Denn, um die Zimmer im Schloss von Clemency und ab März in einem alten Haus in Beaufort verwalten zu können, haben wir eine Firma gegründet, „MyQ“ (my quarter). Das ist kein Kleinkram, da steckt Geld drin, da arbeiten Leute. Ich bin vor Jahren in die Welt der Gîtes hineingeraten. Das begeistert mich. Diese Welt verbindet alles, was ich mag und was ganz allgemein meine Arbeit auszeichnet. Geschichtsträchtige Architektur, die man hegen und pflegen muss, den Kontakt zu Menschen, sie persönlich zu begrüßen, neue Bekanntschaften zu knüpfen … – und das Konzept, das dahinter steckt.
Aber bei 11 Herbergen, die kilometerweit voneinander entfernt liegen, werden Sie nicht alle begrüßen können.
Nicht unbedingt immer ich, aber wir haben eine Idee, wie wir zu allen Gästen einen persönlichen Kontakt haben können.
Nicht ganz einfach.
Einfach ist es nicht, aber ich habe in meinem Leben nie etwas Einfaches gemacht, eher habe ich die komplizierteren Wege gesucht. Als ich die Celula, den ehemaligen Molkereibetrieb in Bettemburg, übernommen habe, sagten mir die Leute, ich sei verrückt. Unmöglich sei es, aus diesem großen verschachtelten Gebäude etwas zu machen. Eigentlich sollte es sogar abgerissen werden. Ich hab’s in Schuss gebracht. Genau so verhält es sich mit „Schloss Clemency“. Es war offiziell als baufällig eingestuft. Davon merkt man heute nichts mehr. Es ist auch nicht so einfach, in Luxemburg-Stadt ein Kaffee zu eröffnen oder ein Geschäft. Da muss man sich etwas einfallen lassen.
Das mag ja in Ordnung sein, aber gerade bei den Herbergen gibt es doch einige Schwierigkeiten. Noch ist nicht genau gewusst, wann sie eröffnen werden und wenn, dann werden sie nicht gemeinsam ihre Türen öffnen. Das kommt einem Geschäftsmann, der sein Geschäftsmodell entwickelt, ja nicht unbedingt entgegen?
Es ist ein super Projekt, bei dem es augenblicklich noch Hürden gibt. Das ist aber gerade das Spannende. Man muss aus der Not eine Tugend machen und die Hindernisse kreativ umfahren.
Die Frage lautet ja aber: wie?
Wir wollen die 11 Herbergen verwalten, mit allem Drum und Dran, vorausgesetzt natürlich, dass wir den Zuschlag bekommen. Aber jeder Standort verlangt nach einer leicht angepassten Verwaltung – je nach Lage oder Größe zum Beispiel. Man kann sich also unter anderem vorstellen, dass in dem einen Gîte die Betten gemacht sind, in einem anderen liegt die Bettwäsche im Schrank und die Gäste übernehmen das Beziehen der Betten selbst. An einer Stelle, in der alten Schule in Linger zum Beispiel, ist jemand bei Ankunft der Gäste vor Ort, um „Hello, nice to meet you“ zu sagen und den Besuchern das Haus zu zeigen, an einer anderen Stelle gibt es eine Schlüsselbox mit Code, die Wanderer checken selbst ein und man trifft sich etwas später, um nachzufragen, ob alles in Ordnung ist. Der direkte Kontakt ist also da. Und Telefon gibt’s ja zum Glück auch.
Wie bringt man das auf einen Nenner?
Man muss kreativ sein und sich an die scheinbaren Probleme heranwagen, nach Antworten suchen. Kreativ sein heißt ja nicht, ein blaues Bild zu malen; kreativ sein bedeutet meiner Auffassung nach, in unterschiedlichen Situationen eine gangbare Lösung zu finden. Dem begegnet man in der Architektur täglich.
Hier geht’s ja aber vorrangig um Logistik.
Ja, aber das ändert nichts an der Herangehensweise.
An Ideen mangelt es Ihnen also offensichtlich nicht …
… aber hallo!
Sie müssen folglich Personal einstellen?
In der Verwaltung eigentlich nicht.
Aber Reinigungskräfte?
Ja. Wir haben uns zwei Möglichkeiten überlegt. Einerseits neue Leute einzustellen, und andererseits mit Personal zu arbeiten, das in der Nähe der Herbergen wohnt, etwas verdienen möchte, aber nur stundenweise arbeiten kann oder will. Ganz regulär natürlich, wir reden hier nicht von Schwarzarbeit. In Beaufort geschieht das so. Anderes konkretes Beispiel: Ich habe zwei Pförtner. Einer wohnt direkt neben dem Schloss in Clemency. Er ist pensionierter Handwerker und begnadeter Geschichtenerzähler. Er empfängt auch die Gäste, die ins Schloss kommen und gibt ihnen Tipps. Er wäre bereit, auch Linger noch mitzuübernehmen. Mein anderer Pförtner würde auch die eine oder andere Herberge übernehmen können.
Flexibilität und Kreativität sind verlangt.
Wir machen uns nichts vor: 11 unterschiedliche Herbergen zu betreiben ist etwas anderes, als in einem Hotel vorm Computer zu sitzen und im selben Haus 100 Zimmer zu verwalten.
In der einen Herberge am Trail können 12 Leute übernachten, in einer anderen zum Beispiel nur 6 oder gar nur 4. Wenn nun eine Gruppe den ganzen Trail machen und in allen 11 Gîtes schlafen möchte, dann darf sie höchstens aus 4 Leuten bestehen.
Es gibt einiges, das etwas komplizierter ist, aber wie gesagt, man muss das Beste draus machen und kreativ damit umgehen.
Das erklärt vielleicht auch, warum sich offensichtlich niemand anderes beworben hat. Wundert sie das?
Also, es wundert mich nicht extrem. Man muss ein solches Projekt ja durchziehen wollen, sich der Schwierigkeiten bewusst sein und es dann trotzdem machen – ganz einfach, weil man es will, weil man mit dem Herzen fest an die Idee glaubt. Ich muss etwas schmunzeln. Beim ersten Kandidatenaufruf sollte man innerhalb von 3 Wochen antworten. Einigen war das zu kurz. Wir haben innerhalb einer Woche geantwortet. Das war kein Ding der Unmöglichkeit. Wer das so empfindet, sollte dann vielleicht besser die Finger davon lassen.
Letzte Frage: Wie sehen Sie eigentlich Esch2022?
Ich bin ein großer Fan dieser Initiativen. Ich erinnere mich an unsere Kulturhauptstadt 1995. Danach war Luxemburg ein anderes Land, kulturell um vieles reicher und interessanter. Wenn jetzt „meine“ Minett-Gegend in die Vitrine gestellt wird und international Beachtung findet, dann bin ich sehr stolz und freue mich unter Umständen, einen, meinen Teil dazu beitragen zu können.
Pascal Zimmer wirkt nicht wie jemand, der um Lösungen verlegen ist. Demnach darf man gespannt sein, wie sein Konzept – ein dickes Dossier – vollumfänglich aussieht. Am 28. Februar läuft die Frist für Bewerber ab. Anschließend setzen sich Vertreter aus den elf Gemeinden zusammen und entscheiden, ob sie dem Projekt grünes Licht geben. Je schneller sie das tun, umso schneller können die Herbergen eröffnen.
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Ich dachte das Vorzeigeprojekt hätte nichts vorzuzeigen.