Blockade-Aktion bei Eurofoil / 16 Grad in den Büros und vier Unfälle in einer Woche
Das Düdelinger Eurofoil-Werk produziert Aluminium-Beschichtungen, die hauptsächlich in „Tetra-Paks“ zum Einsatz kommen. Die Auftragslage ist gut, die Geschäfte laufen; dennoch versucht der Eigner, die Investment-Firma IAC, den Gewinn weiter zu maximieren und stört sich dabei auch nicht an Gesetzen.
Patrick Freichel, zuständiger Gewerkschaftssekretär für den Sektor, nimmt kein Blatt vor den Mund: Mit Mario Vagli haben die Besitzer der Eurofoil einen Mann mit militärischer Ausbildung an die Spitze des Unternehmens gesetzt, der nur ein Ziel hat: die Arbeits- und Lohnbedingungen sollen für die neuen Beschäftigten und die vielen Interimskräfte, die hier arbeiten, verschlechtert, die Gewinne maximiert werden.
Um dies zu erreichen, hat das Unternehmen den Kollektivvertrag aufgekündigt, die Schlichtungsprozedur läuft bereits, und verstößt – so Freichel – gerne mal gegen geltendes Recht. In den Büros wurde die Raumtemperatur mittlerweile auf 16 Grad heruntergeregelt. Dass die arbeitsrechtlichen Regeln laut ITM besagen, dass eine Temperatur von 21 Grad in Büros herrschen muss, stört die Firmenleitung offensichtlich nicht. Auf Reklamationen reagiert sie mit einem flapsigen „Il n’y a pas de petites économies“. Allein in einer Woche kam es aufgrund der massiven Beschäftigung kaum für die Arbeit mit flüssigem Aluminium qualifizierter Interimskräfte und der personellen Unterbesetzung zu vier Arbeitsunfällen. Einst arbeiteten 340 Menschen bei Eurofoil, jetzt sind es nur noch 270, Interimskräfte inklusive.
„Den Staat beklaut“
Doch damit nicht genug der kapitalistischen Wildwest-Methoden. Wie Freichel weiter bemerkt, nutzte das Unternehmen auch die staatliche Unterstützung während der sanitären Krise zum Geldmachen. Beschäftigte wurden zwar zur Kurzarbeit angemeldet – sie wurden dennoch im Arbeitsprozess eingesetzt, sie mussten nur eben von zu Hause aus arbeiten, die Firma kassierte das Geld und bestahl so den luxemburgischen Staat. Die Gewerkschaft, so der Sekretär, habe das Konjunkturkomitee über die Praxis informiert und gehe davon aus, dass eine Untersuchung durchgeführt werde.
Bei den bisherigen Unterredungen nach der einseitigen Aufkündigung des Kollektivvertrages sei keinerlei Bereitschaft der Direktion zu erkennen gewesen, auch nur ansatzweise auf die Forderungen des OGBL, der 80 Prozent der Beschäftigten vertritt, einzugehen. Der neue Direktor Vagli lasse sich bei diesen Verhandlungen prinzipiell vertreten, weshalb die Gewerkschaft sich entschlossen habe, diesen nun zu besuchen, wie Freichel vor dem Personal ankündigte.
Am Freitagmorgen blockierten die Beschäftigten den Eingang zur Fabrik mit einer Menschenkette und einem ausgedienten Container, in dem Holz verbrannt wurde. Als Reaktion rief die Direktion die Polizei und erklärte den Beamten telefonisch, die Gewerkschaft wolle die Fabrik anzünden. Nachdem sich die herbeigeeilten Ordnungskräfte davon überzeugt hatten, dass von der Blockade-Aktion keine imminente Gefahr ausging, zogen die Polizisten schnell wieder ab.
Die Friedenspflicht während einer Schlichtungsprozedur dauert 16 Wochen, ehe gestreikt werden darf. Während dieser Zeit vor einer Arbeitsniederlegung, die unausweichlich scheint, werden noch weitere solcher Aktionen wie am Freitag stattfinden, kündigen die Gewerkschafter an, die diesen Kampf mit einer neuen Qualität des Vorgehens der Gegenseite nicht verlieren wollen. Das nationale Arbeitsrecht mit seinen langen, auf Konsensfindung ausgerichteten Prozeduren, kommt ihnen dabei nicht unbedingt entgegen. Einen Warnstreik zum jetzigen Zeitpunkt (der aktuell nicht erlaubt ist), so Freichel, würde die Firma nämlich ganz konkret spüren, mehr als die gestern blockierten 18 Lastwagen.
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