Statec / Corona-Lockdown: 69 Prozent von Luxemburgs Arbeitnehmern machten Home-Office
Die Statistikbehörde Statec hat bereits 2019 die Zufriedenheit von Home-Office-Arbeitnehmern untersucht. Die Ergebnisse damals: Telearbeit macht die Arbeitnehmer nicht zwangsläufig zufriedener. Für den Corona-Lockdown scheinen aber andere Vorzeichen zu gelten.
69 Prozent der Luxemburger Arbeitnehmer haben wegen des Corona-Lockdowns von zu Hause aus gearbeitet, meldet das Statec am Mittwoch. Mitarbeiter des Luxemburger Statistikamts haben sich deshalb angeschaut, wie sich das Home-Office auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz auswirkt. Ihr Ergebnis ist eindeutig zweideutig: „Das Home-Office hat einen widersprüchlichen Effekt“, schreiben die Statistiker.
Diesem Ergebnis liegt vor allem eine Studie zugrunde, die im Jahr 2019 gemacht wurde – also lange vor dem Lockdown in Luxemburg. Welche Rolle dieser und die Ängste von Arbeitnehmern vor einer Ansteckung am Arbeitsplatz gespielt haben, ist demnach nicht klar. Eine „Ad-hoc-Umfrage“, die die Behörde zwischen dem 29. April und dem 8. Mai 2020 gemacht hat, deutet jedoch darauf hin, dass die Telearbeit während der Corona-Krise für die meisten Befragten eine gute Lösung war. 55 Prozent von ihnen gaben demnach an, dass das Corona-Home-Office eine „positive Erfahrung“ für sie war. 30 Prozent bewerteten es als neutral – und nur jeder Siebte als negativ.
Mit der Telearbeit-Studie aus dem Jahr 2019 gibt die Behörde also quasi den Status quo wieder, unabhängig von den Zwängen der Krise. Damals hatten nur 20 Prozent der Luxemburger Arbeitnehmer die Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden zu arbeiten. Das ist gegenüber 2010 zwar eine Zunahme um 13 Prozentpunkte – aber nichts im Vergleich zur Quote in der Corona-Krise. Während dieser gab es laut dem Statec nämlich eine „Explosion“ der Telearbeit, 70 Prozent der Beschäftigten konnten oder mussten plötzlich zu Hause arbeiten.
Was die Zufriedenheit betrifft, gab es 2019 keine großen Unterschiede zwischen Zu-Hause-Bleibern und Büromäusen: „Das Niveau der Arbeitszufriedenheit ist bei den Telearbeitern ähnlich hoch wie bei den Nicht-Telearbeitern“, schreiben die Statistiker. Wohl besage die Studie aber, dass die Zufriedenheit vor allem davon abhängt, wie lange ein Arbeitnehmer im Heimbüro sitzt. 76 Prozent derjenigen, die mehr als zwei Tage pro Woche zu Hause arbeiten, äußern sich mit ihrer Situation zufrieden. Das sind weniger als jene, die Vollzeit in der Firma arbeiten (82 Prozent). Die magische Grenze lag 2019 laut Statec bei ebenjenen 16 Arbeitsstunden pro Woche – Menschen, die weniger Zeit zu Hause arbeiten, sind genauso zufrieden mit ihrem Job wie die, die in der Firma sitzen. Bei mehr Heimarbeit geht es mit der Zufriedenheit jedoch bergab.
Verschwimmen von Arbeit und Privatleben
Das könnte auch damit zu tun haben, dass Arbeitnehmer im Home-Office 2019 durchschnittlich vier Stunden mehr pro Woche arbeiteten als die Kollegen im Büro – und das laut Statec vor allem abends und am Wochenende. „55 Prozent der Telearbeiter arbeiten auch abends, im Vergleich zu 33 Prozent der Nicht-Telearbeiter“, beschreibt die Behörde die Situation im vergangenen Jahr.
Das Statec macht für die Unzufriedenheit beim längeren Arbeiten in den eigenen vier Wänden auch das „Verschwimmen der Grenzen von Arbeit und Privatleben“ verantwortlich. Zwar könnten verkürzte Pendelzeiten, bessere Möglichkeiten, konzentriert zu arbeiten, Freiheiten in der Tagesorganisation und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben Stress reduzieren und die Zufriedenheit erhöhen. Dafür würden Kommunikation und Zusammenarbeit auf Distanz komplizierter werden. Auch würde die „Kontrolle der Produktion“ bei der Heimarbeit stärker betont werden.
Die Statistiker räumen ein, dass sich diese Ergebnisse nicht unbedingt auf die Situation während der Corona-Krise anwenden lassen. 2019 gab es „nur wenige Arbeitnehmer, die 16 oder mehr Stunden Telearbeit leisteten“ – also eben über die Marke kommen, bei der die Unzufriedenheit wächst. Von allen Telearbeitern stellten sie nur 17 Prozent, von den Arbeitnehmern insgesamt sogar nur drei Prozent. Und: Für die Studie wurden ausschließlich Menschen befragt, die in Luxemburg wohnten, „alle grenzüberschreitenden Telearbeiter“ waren ausgeschlossen.
Alter und Nationalität wichtiger als Familiensituation
Ob überhaupt eine Möglichkeit zur Telearbeit angeboten oder wahrgenommen wurde, war 2019 nicht von Geschlecht oder Familiensituation abhängig – sondern mehr von Alter und Nationalität. Auch der Bildungsgrad spielte vor der Corona-Krise eine Rolle. „Vor Covid-19 war die Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitnehmer mit einem Universitätsabschluss aus der Ferne arbeiteten, fast dreimal so hoch wie bei Arbeitnehmern mit einem niedrigeren Abschluss“, schreibt das Statec. Laut der Ad-hoc-Umfrage, die das Statistikamt während der Krise gemacht hat, war die Telearbeit auch dann vor allem bei Personen mit höherer Bildung häufiger anzutreffen – obwohl der Unterschied weniger ausgeprägt war.
Der Anteil an Telearbeitern war zudem bei Fach- und Führungskräften höher. 27 Prozent der Führungskräfte konnten „Out of the Office“ arbeiten, während das nur 17 Prozent der Arbeitnehmer ohne Manager-Verantwortung machen konnten. Das erklären die Statistiker damit, dass für Leitungspersonal eine „virtuelle“ Präsenz am Arbeitsplatz ausreicht. Arbeitsplätze im Handwerk, in der Technik oder im Dienstleistungssektor erforderten dagegen oft eine physische Anwesenheit. Ob sich diese Daten auf die Erhebung von 2019 oder die Ad-hoc-Umfrage während der Krise beziehen, geht aus der Statec-Mitteilung nicht hervor. Bei der Behörde war telefonisch am Mittwoch niemand erreichbar.
Der Anteil der Home-Office-Arbeiter war aber bereits 2019 unterschiedlich auf die Sektoren der Volkswirtschaft aufgeteilt. Bereits damals seien Telearbeiter insbesondere im Informations- und Kommunikationssektor, bei wissenschaftlichen und technischen Aktivitäten oder bei internationalen Organisationen häufig anzutreffen gewesen. Im öffentlichen Sektor lag die Quote 2019 „weit unter dem Durchschnitt“. Dieser Sektor holte während des Lockdowns offenbar am meisten auf: „Auf dem Höhepunkt der Gesundheitskrise gehörten die öffentliche Verwaltung und das Bildungswesen zu den Sektoren, die die Telearbeit am stärksten übernahmen“, schreibt Statec. Der Anteil der Telearbeit erreichte in der öffentlichen Verwaltung demnach 75 Prozent – und im sogar Bildungswesen 96 Prozent.
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