LBBL Damen / Das Kämpferherz: Kierra Anthony hat den Blick entschlossen auf den Titel gerichtet
Nach einem Jahr Basketball-Pause meldete sich Kierra Anthony in dieser Saison in Luxemburg zurück. Die US-Amerikanerin hat sich in den Reihen von Pokalsieger Walferdingen zum entscheidenden Puzzlestück entwickelt und überzeugt besonders durch ihren Einsatzwillen.
Es war keine leichte Aufgabe, welche die Résidence Walferdingen im Sommer vor sich hatte. Nachdem das Team in der letzten Saison den Meistertitel im Entscheidungsspiel dem T71 Düdelingen überlassen musste, verlor es mit Sam Cahill und Sofie Fuglsang zwei wichtige Stützen. Eine Lücke, die nicht zuletzt die neue Profi-Spielerin Kierra Anthony füllen sollte. Doch kaum jemand rechnete im Vorfeld der Spielzeit damit, dass das Team aus dem Alzette-Tal die letztjährige Saison noch toppen sollte.
Kierra Anthony stand bereits einmal in Luxemburg auf dem Parkett. Es war die Saison 2019/20, ihr erstes Jahr als Profispielern, als sie für Etzella Ettelbrück auflief. Eine Spielzeit, die für die 25-Jährige alles andere als einfach war. Es war das erste Mal, dass Anthony alleine, weit weg von ihrer Familie, in einem anderen Land verbrachte. Als einzige US-Spielerin – mit Jelena Jovanovic hatte die Etzella in dieser Saison eine zweite Profispielerin, die aus Serbien kam – fiel es ihr schwer, außerhalb des Basketballfeldes den Anschluss zu finden: „I really struggled for a moment“, gibt sie zu. Dann setzte auch noch die Corona-Pandemie ein und die Saison war plötzlich, von einem Tag auf den anderen, gelaufen. Nichtsdestotrotz holte das Team den Meistertitel, da Ettelbrück zum Zeitpunkt des Abbruchs an der Tabellenspitze stand. Dass sie in ihrer ersten Saison auf der anderen Seite des Atlantiks gleich eine Meisterschaft gewann, das erfuhr die US-Amerikanerin, als sie schon längst zurück in ihrer Heimat war: „Der Klub hatte mich damals kontaktiert, um mir Bescheid zu sagen“, erklärt sie etwas zurückhaltend.
Was folgte, war für die Basketballerin, aus sportlicher Sicht, ebenfalls keine leichte Zeit. Eine weitere komplette Saison bestritt sie aufgrund der Pandemie kein richtiges Spiel, half als Coach bei einer Highschool in ihrer Heimat in Louisiana aus. Doch eines stand für sie fest: so wollte sie mit ihrer aktiven Karriere keinesfalls abschließen. „Ich war bereit, war längst nicht fertig damit, zu spielen“, betont Anthony. Und nur wenige Tage nachdem sie dies ihrem Agenten mitgeteilt hatte, meldete sich auch schon Brian Carroll bei ihr, der gerade als Damen-Trainer bei Résidence Walferdingen engagiert wurde: „Es war wirklich perfektes Timing“, erklärt sie mit einem Lachen. Dass man sich in Luxemburg noch an ihren Namen erinnern konnte, freut sie dabei umso mehr. „Da hieß es einfach, lasst uns mal checken, was Kierra gerade macht.“
„So viel positiver“
Den Wechsel zur Résidence kann die 25-Jährige bisher jedenfalls nur als goldrichtige Entscheidung beschreiben: „Meine Erfahrung ist bis jetzt so viel positiver als die vor zwei Jahren. ‚I bonded immediately with the team’. Und auch beim Training herrschten direkt gute Vibes.“ Dabei half Anthony, die in ihrer College-Zeit für die Louisiana Tech auflief, auch, dass mit Amanda Cahill eine Landsfrau seit mehreren Jahren in Walferdingen spielt: „Meine Teamkolleginnen sprechen alle gutes Englisch, ich komme auch super mit ihnen klar. Doch es hilft einfach, mit jemandem auch über andere Sachen als Basketball sprechen zu können, jemanden da zu haben, der diese ganze Situation versteht. Das Gleiche gilt auch für Coach Carroll.“
Und auch wenn Amanda Cahill, die derzeit souverän die MVP-Liste in der LBBL der Damen anführt, immer wieder im Fokus steht, so hat sich gerade Kierra Anthony zum entscheidenden Puzzleteil in Walferdingen entwickelt. Im Halbfinale gegen Steinsel überzeugte sie im ersten Spiel etwa mit 27 Punkten, zwölf Rebounds und sechs Assists. Im zweiten Duell hatte sie am Ende 23 Punkte, 13 Rebounds und drei Assists auf ihrem Konto stehen. Zweifelsohne die Spielerin dieser Halbfinalserie.
So wundert es auch kaum, dass Trainer Carroll sie im Gespräch mit dem Tageblatt bereits als Spielerin mit großem Herz, eine richtige Kämpferin, bezeichnet hat. Dass sie manchmal vielleicht etwas unter dem Radar läuft, das stört Kierra Anthony herzlich wenig. „Alles, was für mich zählt, ist, dass wir am Ende gewinnen. Dabei möchte ich einfach als Teamplayer überzeugen, so wie im Pokalfinale.“ Beim letzten großen Termin gegen den erneuten Finalgegner Düdelingen erzielte die US-Amerikanerin gerade mal vier Punkte, zeigte aber ein umso besseres Auge für ihre Teamkolleginnen und spielte eine ausgezeichnete Defensive. Ein wichtiger Grund für den Erfolg, der die gesamte Basketballwelt in Luxemburg überraschte.
Alles, was für mich zählt, ist, dass wir am Ende gewinnen. Dabei möchte ich einfach als Teamplayer überzeugen, so wie im Pokalfinale.
Auf das Finale in der Meisterschaft angesprochen, das dritte Titel-Aufeinandertreffen beider Teams in Folge, ist die Devise von Kierra Anthony dann deutlich: „Ich erwarte, dass wir gewinnen.“ Auch wenn die drei Duelle in der diesjährigen Meisterschaft gegen den T71 allesamt verloren gingen, so hat die Résidence mit dem Pokalfinale eben das wichtigste Spiel gewonnen. Und dass die Zuschauer einmal mehr eine leidenschaftlich kämpfende Anthony zu sehen bekommen, dessen kann man sich bereits jetzt sicher sein.
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