Motorsport / Das Le Mans der Nascar: Luxemburger Gil Linster startet in Daytona
Gil Linster steht vor dem größten Rennen seiner Karriere. Am Wochenende startet der luxemburgische Nascar-Pilot beim Daytona 200 und hofft, mit einem guten Ergebnis seiner Karriere weiter Aufschwung zu verleihen.
Vor einem Jahr erlebte Gil Linster als Zuschauer auf dem Daytona International Speedway eines der wohl berühmtesten Motorsport-Wochenenden der USA. Jetzt, ein Jahr danach, ist der Luxemburger selbst Teil davon. Am Samstag startet er beim Daytona 200. „Es ist ein überwältigendes Gefühl, jetzt Teil dieses inneren Kreises zu sein. Es ist enorm“, schwärmt er. „In Europa ist Le Mans das Größte. In Amerika ist es Daytona.“
Vor einem Jahr war Linster auf einer kleinen Strecke abseits des Hauptgeschehens gestartet, wo er mit einer unerwarteten Top-Ten-Platzierung auf sich aufmerksam machen konnte. „Ich arbeitete dort mit einem Spotter zusammen, der von meiner Leistung begeistert war und in den folgenden Monaten daran arbeitete, mich in die Daytona-Rennen zu bringen“, erzählt Linster. Bei den sogenannten ARCA-Tests auf dem Daytona International Speedway im Januar sicherte sich der Luxemburger schließlich mit dem Team Kimmel Racing seine Superspeedway-Lizenz und sein Ticket für das Rennwochenende. Um beim 200 Meilen (ca. 322 Kilometer) langen Rennen am Samstag an den Start gehen zu dürfen, muss Linster allerdings am Vortag im Qualifying unter die schnellsten 40 Piloten kommen. Unter seinen rund 50 Konkurrenten sind große Namen wie IndyCar-Champion Marco Andretti.
„Beim Daytona 200 fahren vor allem junge Fahrer und Nascar-Rookies. Man muss hier ein gewisses Ergebnis einfahren, um dann vielleicht im nächsten Jahr im Hauptrennen, den Daytona 500, starten zu können“, erklärt Linster, der sich eine Platzierung in den Top 20 wünschen würde. „Es ist schwer zu sagen, was möglich ist. Ich hoffe, dass ich zuallererst im Qualifying in die Top 40 komme, um überhaupt am Rennen teilnehmen zu können. Wenn mir das gelingt, geht es im Rennen vor allem darum, ins Ziel zu kommen und nicht in einen Unfall verwickelt zu werden. Ich will die Erfahrung aufsaugen und lernen. Die Top 20 wären mega, aber man muss sagen, dass wir nicht das Auto haben, um ganz vorne mitzufahren“, so Linster. „Als Europäer überhaupt an diesem Rennen teilnehmen zu können, ist aber schon ein Traum, der wahr wird. Damit schreibe ich ein kleines Stück Geschichte.“
Mit 500 PS und 300 km/h
Das Rennen in Daytona ist nicht nur vom Stellenwert, sondern auch von der Distanz her das größte, was Linster in seiner bisherigen Karriere gefahren ist. „Das Rennen wird mindestens 1.20 Stunden dauern. Durch Unfälle kann es sogar schnell in Richtung zwei Stunden gehen“, erklärt Linster. In der europäischen Nascar-Serie dauern die Rennen nur ein Drittel dieser Zeit. Auf den Ovalkurs und das Windschattenfahren vorbereitet hat sich der Luxemburger im Simulator. „Ganz wichtig ist auch die mentale Vorbereitung. Auf der Geraden hat man quasi drei Sekunden Pause. Da darf man den Fokus nicht verlieren“, erklärt er. Mit den rund 500 PS starken Autos werden Spitzengeschwindigkeiten von über 300 km/h erreicht. „Körperlich wird das kein Problem sein. In Amerika haben wir ein System im Helm, das den Kopf kühlt. In Europa sind die Nascar-Rennen von daher sogar anstrengender.“
Nach den Daytona 200 wird Linster vorerst aber zurück nach Europa reisen, um sich in Italien auf die europäische Nascar-Saison vorzubereiten, wo er wieder für das Hendriks-Team starten wird. Zudem hofft der 30-Jährige, im Laufe des Jahres für weitere Rennen in die USA zurückkehren zu können. „Das ist der Plan“, sagt er. „Ich habe jetzt einen Manager an meiner Seite, der mit Stars zusammenarbeitet, wie dem Rapper Gims. Ich hoffe, dass ich dadurch im Zusammenhang mit einem guten Ergebnis weiter Aufschwung bekomme. Irgendwann im Hauptrennen, den Daytona 500 zu starten, wäre ein Traum.“
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