Gemeindepolitik / Ein anderer Politikstil, Hoffnungen und Pläne: Weiswampach zwischen Moderne und ländlichem Charme
In Weiswampach hat sich seit den Lokalwahlen vom Juni 2023 einiges geändert. Die aktuell rund 2.450 Einwohner zählende Majorzgemeinde hat nicht nur neue politische Vertreter, sie ist auch gewachsen. Mehrstöckige Neubauten am Ortseingang und innerorts zeugen davon. Kritiker bezeichnen sie als „Bausünden“, weswegen es sie in Zukunft nicht mehr geben soll. Das ist nur eine der Änderungen, die sich der neue Schöffenrat vorgenommen hat.
Nach 28 Jahren mit DP-Bürgermeister Henri Rinnen weht ein anderer Wind im Rathaus von Weiswampach. Der Schöffenrat ist extrem verjüngt und sechs von neun Mitgliedern sind neu. Sie stehen für einen Politikstil, den Transparenz, Bürgerbeteiligung und Pragmatismus prägen. Bürgermeister Claude Daman (43) greift dann auch gleich das Thema „Bausünden“ auf. Jeder, der nach Weiswampach kommt, kann sie sehen.
„Im neuen Bebauungsplan (PAG) ist festgehalten, dass nicht mehr so hoch gebaut werden darf“, sagt der parteilose Lokalpolitiker. „Wir wollen da die Hand draufhalten.“ Der CFL-Mitarbeiter, der schon einmal zwischen 2011 und 2017 im Gemeinderat saß, kennt die Kritik an der Baupolitik der Vorgänger. „Zu groß, zu überdimensioniert“, wird schon lange geschimpft. Ändern kann er das Erscheinungsbild nicht mehr.
Man muss lange suchen und auf Nebenstraßen abbiegen, um alte Bauernhäuser zu entdecken, die eher zum ländlichen Charakter und der Größe Weiswampachs passen. Ähnlich wie beim Bauen lauten die Vorwürfe Richtung Rathaus für das Projekt Seehotel samt Ferienpark, das im Bau ist. 70 Zimmer, 16 Studios, fünf Suiten, Tagungsräume, Wellness, Restaurant und 100 Ferienchalets auf dem ehemaligen Campingplatz seien viel zu viel für das insgesamt rund 60 Hektar große Gelände.
Seeprojekt hat Effekte für die Gemeinde
Wie dessen Nutzung geregelt ist, das Gelände ist in einem „Bail emphytéotique“ an den Promoteur verpachtet, erregt ebenfalls die Gemüter. 25.000 Euro fließen jährlich dafür in die Gemeindekasse. Dass das wenig ist, verneint der neue Gemeindechef Daman nicht. Das ist aber auch fast die einzige Kritik, die er gelten lässt. Er hofft auf Effekte für das Dorf. „Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Leute hier hinkommen werden, um von der Natur zu profitieren“, sagt er. „Das ist insgesamt eine Aufwertung für uns.“
Die Aufwertung soll sich in Umsatz niederschlagen. Die Touristen müssen essen und trinken und das sollen sie möglichst im Dorf. Wenn Daman Kritik gelten lässt, dann die, dass das Projekt von Anfang an falsch angepackt wurde. Zu wenig Informationen, das hartnäckige Gerücht, es werde alles eingezäunt und der See nicht mehr frei zugänglich sein, haben schon bei Bekanntwerden der Pläne für viel Unruhe gesorgt. „Für mich ist das Wichtigste, dass der See frei zugänglich bleibt“, sagt der neue Rathauschef, der gleichzeitig klarmacht, dass er dafür sorgen wird.
Alles andere muss man abwarten. Der neue Rathauschef stammt aus einer der zehn Ortschaften und Weiler, aus denen Weiswampach besteht. Er weiß um den Segen der sich scheinbar unendlich um die Gemeinde herum erstreckenden unberührten Natur. Es sind die Ausläufer der Ardennen, die das hügelige Grün und die dünn besiedelte Region dominieren. Diesen Charakter zu bewahren, ist ein Ziel von ihm und des neuen Gemeinderates.
Attraktivität der Gemeinde halten und steigern
„Es muss attraktiv sein, hier zu wohnen, zu leben und vor allem hier zu bleiben“, sagt der Rathauschef über sein politisches Credo. „Hier soll man rausgehen und auf seiner eigenen Wiese stehen können.“ Trotzdem fehlen in Weiswampach moderne Versorgungseinrichtungen nicht. Ärzte, Geschäfte des täglichen Bedarfs, gleich fünf Bankfilialen, Crèche, Schule, ein Kino im Nachbarort Ulflingen, das Cube 521 im nahe gelegenen Marnach, die Gemeinde ist gut ausgestattet. Wenn etwas fehlt, dann eine Apotheke.
Zum ländlichen Charakter gehört, dass die Kinder in Weiswampach zu Fuß zur Schule gehen und auch Senioren die fußläufige Erreichbarkeit zum Bedarf des täglichen Lebens schätzen. Wäre da nicht der Verkehr, der sich zu Stoßzeiten entlang der Hauptstraße durch das Dorf quält. „Da müssen wir die Sicherheit noch erhöhen“, sagt Bürgermeister Daman und bestätigt, man sei mit den Planungen in vollem Gang.
Geplant ist ebenfalls nicht nur der Erhalt der mit Gemeinschaftsgärten, Bienenzucht und Teich naturnahen Grundschule, sondern auch deren Erweiterung. Rund 20 Geburten gibt es durchschnittlich jährlich in der Gemeinde, an Nachwuchs fehlt es also nicht. Um wie viele Plätze die Schule erweitert werden muss, wird aber erst exakt berechnet, wenn der neue Bebauungsplan endgültig abgesegnet ist.
Hinzu kommt, dass die Gemeinde in gerade mal sechs Monaten zwischen 2023 und 2024 um 150 Einwohner gewachsen ist. Bei jetzt knapp 2.500 Einwohnern ist das eine Größenordnung. Wenn die letzten Neubauten fertig sind, werden weitere Einwohner mit Kindern hinzukommen. Der Ausbau der Schule ist das eine, momentan stehen dringende Arbeiten an der Infrastruktur an.
Vier Millionen Euro gehen im außerordentlichen Haushalt 2024 für Kanalarbeiten in der Ortschaft Binsfeld drauf. Rund acht Millionen Euro sind insgesamt an Ausgaben geplant. Die Arbeiten an den Kanälen in Beiler und Leithum sind bereits in vollem Gange. Prestigeobjekte sind bei einem 12 Millionen Haushalt sowieso nicht drin. Braucht es vielleicht auch nicht, denn der Spagat zwischen Wachstum und Erhalt des ländlichen Charmes ist schon Herausforderung genug.
Budget Weiswampach 2024
Ordentlicher Haushalt
Einnahmen: rd. 12 Mio. Euro
Ausgaben: rd. 9,7 Mio. Euro
Außerordentlicher Haushalt
Einnahmen: rd. 8,4 Mio. Euro
Ausgaben: rd. 8,4 Mio. Euro
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