Basketball / Ein Highlight zum Jubiläum: Gary Pleimling und Hesperingen stehen im Pokalhalbfinale
Ein Pokalhalbfinale pünktlich zum 50. Vereinsjubiläum: Gary Pleimling hat sich nach seiner Rückkehr zu seinem Heimatverein Hesperingen einen Traum erfüllt.
Es sind die Überraschungen, die den Reiz des Pokalwettbewerbs Jahr für Jahr ausmachen und auch die Saison 2021/22 macht da keine Ausnahme. So steht die Arantia Fels etwa erstmals seit den 1970er Jahren wieder in der Runde der letzten vier, seit das Halbfinale sowie das Endspiel in der Coque ausgetragen werden sogar zum ersten Mal überhaupt. Der größte Coup gelang jedoch ohne Zweifel dem Telstar Hesperingen am Donnerstagabend, als der derzeitige Tabellenzehnte der LBBL die favorisierte Sparta Bartingen mit einem überraschend klaren Erfolg aus dem Pokalrennen warf.
„Ich war selbst überrascht, dass es zwischenzeitlich so deutlich war“, gibt Gary Pleimling noch immer etwas verwundert zu, denn kurz vor dem Ende des dritten Viertels lag seine Mannschaft mit 29 Punkten in Führung, setzte sich schlussendlich mit 87:69 durch. Dabei zeigte auch der Telstar in der ersten Halbzeit alles andere als seinen besten Basketball: „Es gab so viele Ballverluste und wir lagen zur Pause trotzdem vorne. Da haben wir uns gesagt, wenn wir heute dieses Spiel nicht gewinnen, dann niemals.“ Die Freude im Hesperinger Lager über den Einzug in die Coque war jedenfalls auch am Freitag weiterhin riesengroß. Denn erst im letzten Jahr gelang dem Klub bekanntlich zum ersten Mal überhaupt der Aufstieg in die höchste luxemburgische Spielklasse. Die Premierensaison 2020/21 verlief jedoch alles andere als erhofft. Nach der viermonatigen Corona-Zwangspause im Herbst spielte das Team von Trainer Gabor Boros Ende Februar 2021 ohne Profispieler weiter, was folgte war dann die logische Konsequenz: kein einziger Sieg, viele hohe Niederlagen. Für die motivierte Truppe, die sich in den Jahren zuvor Schritt für Schritt den langersehnten Aufstieg erarbeitet hatte, eine Situation, die nicht so einfach zu verdauen war.
Umso wichtiger für den Klub ist nun der Einzug in die entscheidende Phase des Pokalwettbewerbs, die nun schon seit fast 20 Jahren in der Coque ausgetragen wird. Denn was kaum jemand bisher auf dem Schirm hatte, ist die Tatsache, dass der im 1972 gegründete Telstar im kommenden Jahr sein 50-jähriges Vereinsjubiläum feiert: „Es ist schon jetzt das beste Geburtstagsgeschenk, das wir dem Verein hätte machen können, um Danke zu sagen für alles, was er für uns getan hat“, freut sich der 29-Jährige. „Das hat sich der Klub wirklich verdient.“
Bestmögliches Geschenk
Dabei weist der ältere Pleimling-Bruder noch einmal auf die Entwicklung hin, die der Telstar in den vergangenen zehn Jahren genommen hat: „Es war genau die richtige Herangehensweise. Konstant wurde ein Team aufgebaut, das um den Aufstieg in die Nationale 1 mitspielen kann.“ Der Kern der Mannschaft ist inzwischen bereits seit Jahren zusammen und auch die Profispieler Bryan Jefferson und besonders Prince Foster, der während mehrerer Spielzeiten in der Nationale 2 für den Klub auflief, sind alles andere als neue Gesichter. Und so wundert es auch nicht, dass sich gerade Gary Pleimling in diesem Sommer zu einer Rückkehr zu seinem Heimatverein entschieden hat.
Vor zwei Jahren, im Sommer 2019, hatte er den Klub in Richtung Esch verlassen, wo er erstmals im Basketball-Oberhaus auf dem Parkett stand. Die Saison endete jedoch aufgrund des Covid-19-Ausbruchs abrupt, als damaliger Tabellenführer wurden Pleimling und seine Teamkollegen zum Meister 2020 ernannt. Auch in der letzten Spielzeit lief er anfangs noch für die Escher auf, zum Restart im Februar stand er dann jedoch nicht mehr auf dem Parkett. Einmal mit seinem Heimatverein in der höchsten Spielklasse auflaufen zu dürfen, war jedoch schon seit jeher ein großer Traum des 29-Jährigen, und so ist die Rückkehr nach Hesperingen, wo bekanntlich auch Bruder Denis spielt, für ihn der absolut richtige Schritt: „In Esch habe ich sehr viel gelernt, das merke ich besonders jetzt immer mehr. Doch vor allem in der Jubiläumssaison wieder für Hesperingen auflaufen zu können, bedeutet mir einfach sehr viel.“
Auch wenn er nach seiner Pause wieder etwas Zeit benötigte, um seinen Rhythmus zu finden, so scheint Gary Pleimling in den letzten Wochen endgültig wieder im Basketball-Oberhaus angekommen zu sein. Am Donnerstag im Viertelfinale der Coupe de Luxembourg steuerte er so etwa elf Punkte und vier Rebounds bei, stand fast 32 Minuten auf dem Spielfeld. „Auch wenn es konditionell und spielerisch besser lief als erwartet, brauchte ich vier bis fünf Spiele, um wieder richtig reinzufinden“, bestätigt auch der 1,92 Meter große Spieler. Inzwischen hat er auch seinen Wurf, seine sicherlich größte Stärke, eindeutig zurückgefunden.
Die Rolle des Underdogs
Es ist aber auch die Erfahrung von Pleimling, die man beim Telstar liebend gerne annimmt – gegen die junge Sparta-Truppe sicherlich ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Und so überraschte das Team, das im Vorfeld der Saison als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt wurde, bereits vor dem bisherigen Saisonhighlight am Donnerstagabend. Vier Siege haben Pleimling und Co. bisher auf ihrem Konto stehen, sind im Play-off-Rennen noch immer dabei. Die Chemie innerhalb des Teams stimmt und die Rolle des Underdogs nimmt man liebend gerne an: „Dass wir in den Prognosen als potenzieller Absteiger genannt wurden, ist auf der einen Seite verständlich, doch wir haben uns das schon groß notiert und das motiviert uns umso mehr“, gibt Gary Pleimling lachend zu. Er selbst hatte nie Zweifel, dass sein Team in einer ausgeglichenen Liga mithalten kann: „Ich wusste, dass ich nicht nach Hesperingen zurückkommen werde, um jedes Spiel zu verlieren.“
Ich wusste, dass ich nicht nach Hesperingen zurückkommen werde, um jedes Spiel zu verlieren
Am 5. oder 6. Februar wird der Telstar nun seinen ganz großen Auftritt im Gymnase der Coque haben. Auf welchen Gegner das Überraschungsteam dann treffen wird, wird die Auslosung am kommenden Donnerstag ergeben, wenn der Klub in der Meisterschaft auf Esch trifft. Für Pleimling haben alle möglichen Gegner ihren Reiz: „Persönlich würde ich Esch ja schon ganz toll finden“, so die Meinung des 29-Jährigen über ein mögliches Duell mit seinem Ex-Klub. Rein sportlich gesehen würde dem Team laut Pleimling jedoch besonders die Arantia Fels liegen, gegen die Hesperingen in der Vergangenheit bereits häufiger, etwa 2018 im Pokalachtelfinale, erfolgreich war. Mit Titelverteidiger Ettelbrück hat Pleimling unterdessen noch eine Rechnung offen: „Im Viertelfinale 2017 verloren wir im Viertelfinale nach zwei Verlängerungen.“ Einen großen Namen scheut man beim Telstar, der zuvor schon häufiger nah am Halbfinale dran war, jedenfalls nicht.
Für Gary Pleimling selbst wird es jedoch nicht der erste Auftritt im Gymnase der Coque sein. Vor zwei Jahren, im Februar 2020, stand er hier mit seinem ehemaligen Klub, dem Basket Esch schon einmal. Auch wenn die Partie gegen die Musel Pikes knapp verloren ging, fand sie für ein Halbfinale vor einer Rekordkulisse statt. Unvergessen demnach für den 29-Jährigen, der hofft, dass er mit dem Telstar im Februar vor einer ähnlichen Kulisse für einen weiteren Höhepunkt in der Vereinsgeschichte sorgen kann.
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