„Team Lëtzebuerg Camp“ / Ein starkes Team für Paris 2024 aufstellen
Das „Comité olympique et sportif luxembourgeois“ (COSL) hat am vergangenen Wochenende das erste „Team Lëtzebuerg Camp“ für Sportler mit einem olympischen Projekt oder einem Qualifikationsprojekt organisiert. Information, Planung und Teamgeist standen sieben Monate vor Paris 2024 im Vordergrund.
Jeanne Lehair ist begeistert. Die Werte des „Team Lëtzebuerg“ haben es ihr angetan. Die Triathletin ist gebürtige Französin und tritt erst seit vergangenem Jahr für das Großherzogtum an, fühlt sich aber bereits sehr wohl in der luxemburgischen Mannschaft. „Noch vor zwei Tagen hat mir jemand gesagt, es wäre schade, dass ich nicht mehr für Frankreich starte. Aber ich möchte um nichts in der Welt zurück“, sagt die 27-Jährige, die im Juni Europameisterin wurde. Das liegt unter anderem auch an der Arbeit des „Comité olympique et sportif luxembourgeois“. Denn Teamgeist gehört zu den Grundprinzipien der luxemburgischen Delegationen bei Multisportevents.
Den Zusammenhalt unter den Sportlern zu stärken, war auch eine der Grundideen hinter dem „Team Lëtzebuerg Camp“, das am vergangenen Wochenende in der Coque stattfand. 15 der 28 Sportler, die einen Olympia-Vertrag beim COSL haben, nahmen daran teil. „Es ging uns darum, dass sich die Athleten untereinander kennenlernen, aber auch das Umfeld“, erklärt Raymond Conzemius, Technischer Direktor des COSL. „Niemand soll nächstes Jahr im olympischen Dorf in Paris ankommen und sich fragen müssen, wer ein anderes Mitglied der Delegation ist, um dann zum Beispiel festzustellen: ‚Ah, das ist mein Physiotherapeut.‘ Man muss wissen, mit wem man zusammenarbeitet.“
Für Lehair war das Camp eine willkommene Gelegenheit, die anderen Athleten kennenzulernen, die sich wie sie für die Olympischen Spiele qualifizieren wollen. „Die luxemburgischen Triathleten kenne ich schon etwas länger. Wir sind uns bereits, als ich noch für Frankreich startete, oft über den Weg gelaufen“, erinnert sie sich. „Als ich dann 2022 in Montreal zum ersten Mal als Luxemburgerin an den Start ging, war ich trotzdem gestresst, weil ich niemanden ‚stören‘ wollte. Aber das Team hat mich mit offenen Armen empfangen.“ Auch bei ihrem ersten Einsatz mit dem „Team Lëtzebuerg“ bei den Europaspielen in Krakau fühlte sie sich auf Anhieb wohl. „Am Anfang war ich etwas nervös, weil ich niemanden kannte. Das musste ich neben dem Sportlichen auch noch bewältigen. Mittlerweile kenne ich alle ein bisschen, das ist toll.“ Auch Leichtathletin Patrizia van der Weken beschreibt das „Team Lëtzebuerg Camp“ als „tolle Sache. Wir konnten zusammenkommen und uns alle untereinander noch besser kennenlernen.“ Fechter Flavio Giannotte betont, dass es Mut macht, sich auf die gegenseitige Unterstützung verlassen zu können. „Es ist wichtig, die anderen Sportler zu kennen und zu sehen, dass man nicht alleine um die Qualifikation kämpft.“
Ich bin überzeugt, dass wir mindestens zehn Plätze erreichen werdenüber die luxemburgischen Startplätze für Paris 2024
Neben dem Teamspirit ging es in der Coque auch darum, die potenziellen Olympia-Teilnehmer mit Informationen zu versorgen. „Wir wollen, dass die Sportler rechtzeitig über die verschiedenen Elemente, die für Paris wichtig sind, informiert werden“, so Conzemius. „Ein weiteres Element ist die spezifische Vorbereitung auf Paris. Diese wollen wir konkret planen. Dabei geht es um Fragen wie: Wann muss ein Athlet, der sich qualifiziert hat, ins olympische Dorf einziehen? Welche Dienstleistungen braucht er dort? Ist es sinnvoll, für alle luxemburgischen Athleten vor den Spielen ein Basecamp in der Coque einzurichten? All diese Fragen haben wir gestellt, sodass wir in den kommenden Monaten noch Anpassungen vornehmen können – dort, wo der Athlet es wünscht.“
Auf die Spiele fokussiert
Außerdem standen Workshops und Trainingseinheiten auf dem Programm, die den Athleten auf ihrem individuellen Weg nach Paris helfen sollen. „Es ging viel um technische und organisatorische Dinge. Dazu gab es einige Ateliers, wie die mentale Vorbereitung auf die Spiele. Das hat mir besonders gut gefallen, ich mag alles, was mit Psychologie zu tun hat“, erklärt Lehair, die im Triathlon-Qualifikationsranking derzeit auf Platz acht liegt – und damit so gut wie sicher in Paris dabei sein wird. „Rechnerisch ist es eigentlich unmöglich, dass ich noch aus den Top 55 falle. Das nimmt den Druck von mir“, sagt sie. Ihr Fokus liegt schon jetzt auf Paris. „Mir fehlt noch eine internationale Medaille. Bisher war ein vierter Platz mein bestes Ergebnis. Eine Medaille für Luxemburg bei den Olympischen Spielen zu holen, wäre unglaublich. Es ist nicht unmöglich, aber es wird sehr, sehr schwer.“
Van der Weken ist für Paris 2024 bereits über die Norm im 100-Meter-Sprint qualifiziert. „Ich habe meinen Platz sicher und das gibt mir eine große Sicherheit. Ich kann mich voll und ganz auf mein Training konzentrieren und mir meine Wettkämpfe so aussuchen, wie sie am besten in meinen Zeitplan passen. Ich muss nicht ständig reisen, um Punkte zu sammeln. Das nimmt viel Druck von mir“, sagt sie und hofft, „in Paris eine gute Leistung abrufen zu können“.
Giannotte kämpft hingegen noch um sein Ticket. „Der Weg nach Paris ist noch ein Stück entfernt, aber wir kommen der Sache immer näher“, sagt er. „Wenn es nicht über die Weltrangliste (aktuell Rang 53; Anm. d. Red.) reicht, dann muss es über das Qualiturnier klappen, das Ende April in Luxemburg stattfinden wird. Dort tritt der beste Fechter aus jedem europäischen Land, das noch keinen Fechter qualifiziert hat, an. Um nach Paris zu fahren, muss man dieses Turnier gewinnen. Mit den Leistungen, die ich in letzter Zeit gezeigt habe, denke ich, dass es auf jeden Fall möglich ist, das Turnier zu gewinnen.“
Conzemius rechnet derzeit mit mindestens zehn luxemburgischen Athleten in Paris. „Ich bin überzeugt, dass wir mindestens zehn Plätze erreichen werden“, sagt er. „Mein Wunsch ist, dass wir wie in Tokio ein Dutzend haben. Jeder weitere Platz wäre eine Überraschung.“
Kandidaten für Paris 2024
Rund 20 luxemburgische Sportler befinden sich nach der aktuellen Lage in einer aussichtsreichen Position, um sich ein Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu sichern, wie Raymond Conzemius, Technischer Direktor des COSL, im Rahmen des „Team Lëtzebuerg Camp“ erklärt. Neben der bereits qualifizierten Patrizia van der Weken ruhen in der Leichtathletik die Hoffnungen auf Vera Hoffmann, Charel Grethen und Bob Bertemes. Im Badminton könnte es mit Kim Schmidt ebenfalls eine Luxemburgerin nach Paris schaffen. „Wir hoffen, dass sie sich in der Rangliste weiter nach oben arbeiten kann und für eine mögliche Qualifikation infrage kommt“, sagt Conzemius. Im Schwimmen gibt es mit Rémi Fabiani und Ralph Daleiden zwei Sportler, „die uns in diesem Sommer überrascht haben. Der Sprung in ihren Zeiten kam für uns etwas unerwartet.“ Zudem hofft man, dass sich Flavio Giannotte beim letzten Qualifikationsturnier der Fechter, das im April in Luxemburg stattfinden wird, ein Ticket sichern kann. Mit Jeanne Lehair ist eine Triathletin bereits so gut wie sicher qualifiziert. „Dahinter kämpfen wir ein bisschen.“ Eva Daniëls, Gregor Payet und Bob Haller versuchen, sich ebenfalls noch zu qualifizieren. „Da ist noch vieles möglich. Es werden ein paar intensive Monate auf sie zukommen.“ Im Radsport ist je ein Startplatz bei den Herren und Damen bereits sicher. Wer diese erhalten wird, bestimmt das COSL auf Empfehlung der FSCL. „Im Bogenschießen will es Jeff Henckels noch einmal wissen“, so Conzemius. Zudem hat Tischtennisspielerin Ni Xia Lian beste Chancen auf eine weitere Olympia-Teilnahme. „Sie hat derzeit ein super Ranking.“ Hoffnungen ruhen auch auf Sarah De Nutte, dem Mixed-Doppel Ni Xia Lian/Luka Mladenovic und der Damen-Nationalmannschaft. Bei den Springreitern steht Victor Bettendorf aktuell auf einem Qualifikationsplatz. „Auch in der Dressur haben wir einen Startplatz so gut wie sicher“, sagt Conzemius. Für diesen kommen Nicolas Wagner oder Fie Christine Skarsoe infrage.
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