Editorial / Einfach einen Tag abwarten – ein freundschaftlicher Brief an die deutschen Behörden
Liebe deutsche Behörden und Ministerien,
wir hoffen, Ihr nehmt uns das jetzt nicht krumm. Es ist einfach supertoll, dass Ihr Luxemburg ent-risikoisiert habt. Unser Außenminister musste ja nur ein paar Briefe schreiben, unser Gesundheitsministerium nur ein paar E-Mails schreiben, ein paar unserer Minister Druck bei ihren Amtskollegen machen, unsere Presse ein paar Tausend Anfragen schicken, ein paar Eurer Landräte auf die Barrikaden gehen, eine Großregion entzweit werden und ruckizucki, nach nur ein paar Wochen und ein paar Corona-Tests weniger, fällt bei Euch der Groschen und Ihr bemerkt, dass Grenzgänger ja doch nicht in dem Land wohnen, in dem sie getestet werden. Oder auch nicht, wir haben es ehrlich gesagt noch immer nicht so ganz verstanden, wie welche Entscheidung bei Euch da zustande gekommen ist. Egal – Dankeschön! Und zwar mit Herzchenaugen-Smiley! Aber wir hatten ja auch sonst keine Probleme!
Nicht, dass das mit der Professionalität jetzt bei uns komplett anders wäre, aber: Ein ganz klitzekleines bisschen mehr davon hätten wir Euch ja ehrlich gesagt doch zugetraut als das, was Ihr in den vergangenen Wochen da grenzüberschreitungsrisikogebietsmäßig so an den Tag gelegt habt. Wisst Ihr, liebe deutsche Behörden, es ist ja wirklich sehr, sehr imposant, wie Euer Amtsschimmel laut wiehert und aufstampft und seine Mähne hin- und herwirft, wenn er mit ernstem Gesicht ein neues Land auf seine schicke No-Go-Area-Liste schreibt. Aber irgendwie hätten wir von der legendären germanischen Ministerialbürokratie ja doch erwartet, dass sie auch einen Plan, eine Durchführungsverordnung, einen Verwaltungsprozess, einen Workflow – oder sagen wir mal eine Idee – für den Fall parat hat, falls ein Land wieder von dieser Liste verschwindet.
Aber offenbar hattet Ihr das in der vergangenen Woche ganz und gar nicht. Und das lustigerweise sogar dreimal.
Zuerst posaunt Ihr am Donnerstag die gute Neuigkeit heraus: „Luxemburg ist von der Liste! Traraa! Kommet, ihr Kinder von jenseits der Mosel! Lasset uns wieder Freunde sein!“ Aber dann fällt Euch (leider etwas zu spät) dieser doofe Satz auf Eurer eigenen Internetseite auf. Da steht nämlich, dass jeder in Quarantäne muss, der in den vergangenen 14 Tagen in einem Risikogebiet war. Und – sorry! – vor 14 Tagen? Da waren wir ja noch Risikogebiet! Wir waren’s ja sogar noch am Mittwoch! Also verkündet Ihr am Freitagmittag (nicht mehr ganz so posaunig, da mussten wir schon ein paar Mal nachfragen, Smiley): „Ja, nee, doch nicht.“
Der dem folgende Entrüstungssturm scheint Euch dann aber auch nicht gefallen zu haben. Deshalb vollzieht Ihr nach „Beratungen auf den höchsten Ebenen“ um 19 Uhr die Kehrtwende von der Kehrtwende und erklärt einfach wieder das Gegenteil. Also auf der Autobahn zwischen Luxemburg und Trier muss am Freitag ein ganz schönes Hin und Her gewesen sein, Lachsmiley!
Pointe: Sogar Euer heiliges RKI meißelt am Freitagabend hastig einen Einschub in seinen 14-Tage-Satz auf der Risikoland-Gebetstafel: „Für Einreisende KANN eine Pflicht zur Absonderung bestehen.“ Hey, liebe deutsche Behörden: So richtig konsequent war das alles eigentlich nicht, Zwinkersmiley. Aber Ihr hattet ja auch keine Zeit, Euch vorher darüber Gedanken zu machen.
Immerhin – wir haben etwas gelernt! Falls Ihr uns demnächst mal wieder ein Knöllchen hinter den Scheibenwischer steckt, weil wir in der Trierer FuZo im Parkverbot gestanden haben, dann warten wir erst mal ein paar Wochen ab, bevor wir das bezahlen – vielleicht entscheidet Ihr Euch ja noch um!
Ach ja, das Gleiche gilt wohl auch für den Fall, dass wir in den kommenden Wochen dann doch wieder Eure 50er-Marke reißen und auf der Risikoliste landen. Einfach einen Tag warten, dann wird sich die Sache schon wieder ins Gegenteil verkehrt haben.
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Die Zeiten ändern und was war ist nicht mehr. Gab es in der Zeitgeschichte unseres Nachbarn Epochen, wo penibelste Buchführung über Mensch und Ware geführt wurde , scheint im Volke der Dichter und Denker das Chaos eingekehrt sein.Das geordnete Durcheinander im deutschen Land erinnert eher an die Bilder eines Joseph Beuys oder eines kafkaesken Surrealismus und man kann nur hoffen unsere Nachbarn nicht mehr so schnell auf den Boden preußischer Realität zurückfinden, denn sonst wird das Erwachen im Dschungel der geordneten Listen, Fallzahlen , Luxemburg wieder auf den Seuchenindex setzen und mit dem Aussätzigenbann belegen.
ech gin esoubal net mei an Deitschland.Dofir können d’Leit net,mais den Wirrwarr vu Bestemmungen an Reglementer kreeiert nemmen eng Onsecherheet…schlemmer nach wei hai am Land.
Mais et ass Schued dass den deitschen Amtsschimmel emmer d’Iwerhand kritt.Et war schon beängschtegend fir op der deitscher Seit Polizisten mat MG’s ze gesinn.Hätten se dann och op een geschoss? Do geseit een wei schnell Zeiten sech änneren können.
Lustiger Artikel. Wobei ich den Amtsschimmel nicht wiehern höre sondern lautlos durch Aktenberge kriechen sehe wie er sie langsam zersetzt,also der Schimmel als Pilz sozusagen.Gut,dass sie den Spahn haben,diese Lachnummer als Bundesminister nimmt dem Ganzen das Tragische. Bis dahin Warnung an die infizierten Luxemburger: Abstand halten zu unseren Tank-und Tabaktouristen aus Deutschland lasst sie in Ruhe einkaufen und wehe ihr testet sie bevor sie über die Grenze sind.
Humor macht das tragische erträglicher. Aber mit den Kompetenzen ist das zwischen Bund und Ländern auch nicht einfach…. und einfach kann ja jeder, selbst Luxemburg 😉
Humor macht das tragische erträglicher. Aber mit den Kompetenzen zwischen Bund und Ländern ist es auch nicht einfach…. und einfach kann ja jeder, selbst Luxemburg;)
Schade, dass es so gekommen ist, und – nein – es waren nicht d i e Deutschen. Es waren deutsche Politiker weit weg in Berlin, die keine Ahnung haben von Berufspendlern, von Tanktouristen, vonTagesbesuchen aus und nach Luxembourg oder von den vielen Menschen beider Staaten, die im Nachbarland ihren Wohnsitz haben.
Wir Deutschen hier im Grenzland fanden die Situation genauso unsinnig, meine gerade erwachsenen Kinder haben zum ersten Mal geschlossene Grenzen in Westeuropa gesehen und waren schockiert. Egal, was Berlin entscheidet, wir fühlen uns als europäische Nachbaŕn, Freunde und .Kollegen .