Schwimmen / „Es ist auch in einem kleinen Land möglich, Leistung zu produzieren“ – FLNS-Coach Jérémy Bruggeman im Gespräch
Jérémy Bruggeman ist der neue Nationaltrainer beim Schwimmverband FLNS. Der Franzose hat im vergangenen Oktober die Nachfolge von Arslane Dris angetreten. Im Gespräch mit dem Tageblatt spricht er über seine Vision und erklärt, warum es wichtig ist, junge Sportler träumen zu lassen.
Tageblatt: Wie wurden Sie Nationaltrainer in Luxemburg?
Jérémy Bruggeman: Ich habe zuletzt im norwegischen Bergen gearbeitet. Vor zwei Jahren gab es dort den ersten Kontakt mit der luxemburgischen Delegation. Sie hat dort an einem Wettbewerb teilgenommen und ich habe Christophe (Audot; Technischer Direktor der FLNS) kennengelernt. Im Jahr danach, also 2023, haben wir viel diskutiert. Er hat mir gesagt, dass sich eventuell eine Gelegenheit ergeben wird. Als es so weit war, habe ich mich auf die Stelle beworben – und es hat geklappt. Einmal Nationaltrainer zu sein und für einen Verband zu arbeiten, war immer ein Karriereziel von mir. Geografisch hat mir Luxemburg ebenfalls zugesagt, ich komme ursprünglich aus Nordfrankreich. Es war die Gelegenheit für mich, nach 15 Jahren in Kanada und Norwegen wieder nach Mitteleuropa zurückzukehren.
Wie haben Sie Ihre ersten Monate im Großherzogtum erlebt?
Die ersten Monate sind gut verlaufen. Es ging erst einmal darum, mich anzupassen und alles kennenzulernen. Dass in Luxemburg auch Französisch gesprochen wird, hat mir das Ganze erleichtert. Ich verstehe mich zudem gut mit Christophe. Wir sind auf einer Wellenlänge, was die Mentalität und Vision betrifft. Dann ging es auch darum, mich mit den Klubs und ihren Trainern zu treffen und die Abläufe sowie Strukturen kennenzulernen und zu verstehen. Das Gleiche gilt für die Athleten.
Haben Sie die FLNS-Schwimmer schon vorher verfolgt?
Unsere Wege hatten sich bereits zweimal beim Bergen Swim Festival gekreuzt. Davor hatte ich sie noch nicht gekannt, da ich in Nordamerika gelebt habe und nur sehr wenig in Europa unterwegs war.
Sie haben die Zusammenarbeit mit Christophe Audot, dem anderen Nationaltrainer, schon angesprochen. Wie funktioniert Ihre Kollaboration?
Ich bin viel für die Junioren sowie die Zusammenarbeit mit dem „Sportlycée“ und den Vereinen verantwortlich. Ich betreue sie und versuche, das zukünftige Talent zu detektieren. Christophe, der ebenfalls Technischer Direktor des Verbandes ist, kümmert sich mehr um den Hochleistungsbereich. Wir teilen uns die Arbeit des Nationaltrainers aber auf. Die verschiedenen Bereiche fließen ineinander. Wir tauschen uns aus und arbeiten Hand in Hand.
Wie schätzen Sie den derzeitigen Leistungsstand der luxemburgischen Schwimmer ein?
Es gibt sowohl bei den Seniors als auch bei den Junioren und den jüngeren Altersklassen viel Potenzial. Es gibt super Einrichtungen im Land. Die müssen wir nutzen, um weiterzuarbeiten. Man muss ihnen aber Zeit geben, um sich zu entwickeln und dem Prozess vertrauen. Das ist wichtig. Wir müssen uns auf ihre Betreuung konzentrieren und sie richtig begleiten, um ihr Potenzial und ihr Talent zu entfalten.
Wie sieht Ihre Vision für die Zukunft aus?
Kurz gesagt: Junge Athleten träumen lassen, um sie zu Höchstleistungen zu begleiten. Es ist eine Vision der Leistung. Wir müssen den jungen Schwimmern ein Umfeld bieten, das es ihnen erlaubt, zu performen. Es geht darum, die Schwimmer als Athleten, aber auch als Individuen zu fördern. Jeder ist einzigartig, was die Entwicklung des Talents und die volle Ausschöpfung des Potenzials betrifft. Sie müssen vor allem aber auch träumen dürfen und daran glauben, dass sie ihre Ziele erreichen können. Es ist auch in einem kleinen Land möglich, Leistung zu produzieren und unter die Besten der Welt zu kommen. Aber man muss hart dafür arbeiten.
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