Schwimmen / Max Mannes: „Im September wird es mich als Schwimmer nicht mehr geben“
Max Mannes wird sich in den kommenden Monaten vom Leistungsschwimmen zurückziehen. Im Februar will der 26-Jährige noch an der Weltmeisterschaft in Doha teilnehmen, danach wird er seine Karriere langsam ausklingen lassen. Im Gespräch mit dem Tageblatt erklärt er seine Beweggründe.
Tageblatt: Sie haben im Dezember Ihr Leben in der Schweiz hinter sich gelassen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Max Mannes: Ich hatte von Juli bis Ende September letzten Jahres eine Pause eingelegt, in der ich nicht viel geschwommen bin. Ich habe danach wieder angefangen zu trainieren und gemerkt, dass der Aufwand für das, was am Ende dabei herauskommt, enorm ist. Ich habe mir dann überlegt, einen anderen Weg einzuschlagen und mir eine Arbeit zu suchen. In der Schweiz war das schwierig, sodass ich relativ schnell zu dem Entschluss gekommen bin, nach Luxemburg zurückzukehren. Das habe ich dann kurz vor Weihnachten getan. Das Ganze geschah auf eigene Initiative und hatte nichts mit meinem Schweizer Verein (Uster) zu tun. Seit dem 15. Januar arbeite ich nun in Luxemburg bei Porsche. Ich habe eine normale 40-Stunden-Woche und gehe abends noch zum Training. Ich trainiere also nur noch einmal am Tag.
Spielt das Schwimmen mittlerweile eine weniger große Rolle in Ihrem Leben?
Ja, ich werde nach der Weltmeisterschaft im Februar kürzertreten und weniger Zeit in das Schwimmen investieren. Ich werde keinen Cut machen und von heute auf morgen aufhören zu schwimmen – aber spätestens im September wird es mich als Schwimmer nicht mehr geben.
Wie kam es zu dieser Entscheidung?
In den Monaten, in denen ich pausiert habe und kaum geschwommen bin, habe ich realisiert, wie groß der Aufwand eigentlich ist. Ich habe gemerkt, wie viel Zeit ich ohne das Schwimmen habe. In der Schweiz gab es den Vorteil, dass die Distanzen relativ kurz waren. Ich habe nahe am Schwimmbecken gewohnt. Wenn ich zu Hause war, habe ich aber morgens von Echternach bis in die Stadt schon eine halbe Stunde verloren. Außerdem muss man eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn da sein. Dasselbe gilt für den Rückweg. Und dann mittags das Ganze noch einmal. Ich habe acht Stunden am Tag geopfert, um im Endeffekt nicht viel zu haben. Klar, ich habe an Europa- und Weltmeisterschaften teilgenommen, und darüber bin ich auch sehr glücklich. Ich bin zufrieden, wie meine Karriere verlaufen ist und bereue nichts – aber man muss sehr viel opfern. Diesen Aufwand möchte ich nicht mehr betreiben. Jetzt, wo ich arbeite und danach trainiere, fange ich morgens um 7 Uhr an und bin abends erst um 20.15 Uhr zu Hause. Die Tage sind lang und die Nächte kurz. Deshalb will ich jetzt langsam aus dem Schwimmsport aussteigen.
Gab es einen ausschlaggebenden Moment für Ihren Entschluss?
Die Entscheidung steht schon länger fest. Eigentlich wollte ich schon letzte Saison aufhören, habe mich dann aber mental noch einmal zusammenreißen können. Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem mich niemand mehr dazu überreden könnte, zweimal täglich zu trainieren. Um nichts in der Welt würde ich das noch einmal machen wollen. Das Ganze kam nach und nach. Es gab keinen Punkt, an dem ich gar nicht mehr weitermachen wollte, ich habe immer versucht, es weiterzuprobieren.
Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem mich niemand mehr dazu überreden könnte, zweimal täglich zu trainierenlässt seine Karriere ausklingen
Es geht also in den nächsten Monaten darum, Ihre Karriere ausklingen zu lassen?
Ja. Ich will noch die WM machen und danach das Schwimmen nach und nach herunterfahren. Nach der WM werde ich wahrscheinlich nur noch dreimal statt fünfmal pro Woche trainieren. Vielleicht werde ich mit der Zeit wieder schwimmen gehen. Aber ich werde Schwimmen nicht mehr als Hochleistungssport betreiben. Ich mache das jetzt seit 20 Jahren, und seit 20 Jahren bestimmt das Schwimmen mein Leben. Jetzt bin ich froh, einen anderen Alltag zu haben – morgens zur Arbeit zu fahren und nicht zum Training. Es ist ein ganz anderes Leben – und ich genieße es im Moment sehr.
Auf Ihrer Webseite steht, dass die Olympischen Spiele 2024 Ihr „ultimatives Ziel“ sind. Wie schwierig war es, mental, diesen Traum aufzugeben?
Meine Homepage ist nicht mehr ganz „up to date“. Olympia war immer mein großes Ziel. Aber damit habe ich schon vor einiger Zeit abgeschlossen. Als die Qualifikationsnormen für Paris 2024 veröffentlicht wurden, habe ich gesehen, dass ich weit davon entfernt bin. Ich bin Realist. Ich war mir bewusst, dass es nicht reichen wird und habe mich relativ schnell damit abgefunden. Bei Rémi (Fabiani) und Ralph (Daleiden) ist es eine andere Sache. Sie sind nah dran. Ich dagegen werde nie an Olympischen Spielen teilnehmen. Das finde ich aber nicht schade. Ich bin bei Welt- und Europameisterschaften geschwommen und habe etwas erreicht, wovon viele träumen. Das sind Erfahrungen, die ich für mein ganzes Leben haben werde.
Am Wochenende starten Sie nun beim Euro Meet in der Coque. Mit welchen Erwartungen gehen Sie den Wettbewerb an?
Das Euro Meet ist eine Zwischenstation vor der Weltmeisterschaft in Doha. Ich werde beim Euro Meet nur zwei Rennen schwimmen – einmal die 200 Meter Freistil am Samstag und dann noch die 100 Meter Freistil am Sonntag. Es ist so, dass ich, um an der WM im Februar teilnehmen zu können, dem luxemburgischen Verband beweisen muss, dass ich sozusagen im „Training“ bin. Das ist verbandsintern, denn eigentlich bin ich qualifiziert. Es gibt jetzt keine konkrete Norm, aber ich muss mein Bestes geben und mache mir auch ein bisschen Druck. Denn ich weiß im Moment nicht genau, wo ich stehe und kann auch noch nicht so richtig einschätzen, wie schnell ich schwimmen werde.
Freuen Sie sich, ein letztes Mal auf der großen heimischen Schwimmbühne zu starten?
Ich bin eigentlich kein Riesenfan vom Euro Meet, da der Zeitpunkt Ende Januar immer ziemlich komisch ist. Dieses Jahr ist es ok. Ich arbeite und trainiere zu Hause, wenn ich aber jetzt noch in der Schweiz wäre, würde ich im Moment voll im Trainingslager stecken und müsste dieses unterbrechen. Aber es ist schon auch immer cool, zu Hause zu schwimmen.
Steckbrief
Max Mannes
Geboren am 19. November 1997
Aktuelle Landesrekorde: 50 Meter Rücken (25,70 Sekunden) und 100 Meter Rücken (55,83 Sekunden)
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