Besuchsrechte im Altenheim / Patientevertriedung: „Viele Leute fühlen sich wie im Gefängnis“
Alten- und Pflegeheime in Luxemburg können selbst entscheiden, unter welchen Einschränkungen sie Angehörigen den Besuch der Bewohner erlauben – oder ob sie diesen sogar ganz verbieten. Die „Patientevertriedung“ glaubt, dass viele Heime zu vorsichtig vorgehen, weil es an klaren Ansagen fehlt. Das Familienministerium sagt: „Wir können den Heimen nichts vorschreiben.“
Die Patientevertriedung fordert die Schaffung allgemeiner Richtlinien für Besuche in Luxemburger Alten- und Pflegeheimen. In einem offenen Brief appelliert der Patienten-Interessenverband am Donnerstag an Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) und Familienministerin Corinne Cahen (DP). „Das Problem ist, dass die Regeln, die ausgesprochen wurden, relativ vage waren“, erklärt Michèle Wennmacher von der Patientevertriedung gegenüber dem Tageblatt. „Es wurde jedem Haus überlassen, wie die Regeln umgesetzt werden.“
Der Interessenverband würde „fast jeden Tag“ von Menschen kontaktiert werden, die ihre „Emotionen, Ängste und Wut zum Ausdruck bringen, weil sie ihre Liebsten in einem Alters- oder Pflegeheim noch immer nicht oder nur sporadisch besuchen können“, heißt es in dem Brief an die Regierung. In manchen Häusern sei der Besuch noch immer nur unter sehr strengen Auflagen möglich. „Zum Beispiel muss man lange im Voraus einen Termin machen oder das Treffen ist nur hinter einer Plexiglaswand erlaubt, die so dick ist, dass die älteren Menschen den Besucher nicht verstehen.“
Es gebe Bewohner, die deshalb inzwischen ganz auf Besuche verzichteten. Bei vielen Häusern sei beim Besuch zudem eine Person vom Personal dabei. Viele Menschen klagten darüber, dass sie sich „wie in einem Gefängnis“ fühlten, wo Besuche beaufsichtigt würden. „Von Privatsphäre kann man da nicht reden“, schreibt der Verband in seinem offenen Brief. „Wichtige Dinge, die besprochen werden müssen – zum Beispiel finanzielle Sorgen – werden nicht vor Fremden angesprochen.“
Empfehlungen sind nicht bindend
Tatsächlich sind die Leitlinien des Familienministeriums für die Besuche in den Alten- und Pflegeheimen nur Empfehlungen. Die Direktionen bestimmen schlussendlich selbst, welche Schutzmaßnahmen in ihrer Einrichtung gelten. „Wir können den Heimen nichts vorschreiben, sie sind selbst verantwortlich“, sagt Stéphanie Goerens, Sprecherin des Familienministeriums, am Donnerstag gegenüber dem Tageblatt. Die Einrichtungen seien in privater Hand, „das ist nicht wie bei den Schulen“.
Claude Sibenaler, Verantwortlicher für ältere Menschen im Ministerium, ergänzt: „Es sind Empfehlungen – und es ist uns auch bewusst, dass es Häuser gibt, die strenger vorgehen.“ Er könne verstehen, dass der Direktor eines Hauses, das 30 Infektionen hatte, jetzt vorsichtiger ist. Das Problem sei die Kommunikation. „Man muss den Familien vermitteln, warum das so ist“, sagt er.
Die Patientevertriedung ist da anderer Ansicht: „Das Ministerium versteckt sich hinter der Aussage, dass privaten Häusern keine Vorschriften gemacht werden können“, sagt Michèle Wennmacher. „Über jeden von uns wurde als Privatperson ein Lockdown verhängt – dann kann man das doch auch in privaten Häusern umsetzen.“
Schwieriger Balanceakt
Sibenaler sagt, dass sich die Situation ständig weiterentwickelt und dass sie heute anders sei als am 20. Mai. Ministeriumssprecherin Goerens schließt zudem nicht aus, dass die Empfehlungen in Zukunft überarbeitet werden, sie seien nicht in Stein gemeißelt. Wann eine neue Version kommt, könne sie aber nicht sagen. „Wir machen uns aufgrund der Lockerungen, die die Regierung am Mittwoch angekündigt hat, auch Gedanken, wie wir die Familien näher zusammenbringen, ohne dass die Gefahr größer wird“, sagt Sibenaler. Das sei jedoch ein Balanceakt, der nicht immer einfach sei. „Auch wenn die Welt jetzt normaler dreht, ist es für Häuser und für Menschen, die nahe an der Situation dran waren – auch das Pflegepersonal oder die Betroffenen selbst – sehr schwer, den Schalter umzulegen“, sagt er. Goerens ergänzt, dass das Ministerium sich bewusst sei, dass es für die Träger nicht einfach sei – und dass einige vielleicht zu vorsichtig sind.
Das vermutet auch die Patientevertriedung. „Vielleicht brauchen die Direktionen jemanden an ihrer Seite, der ihnen sagt: So wird es gemacht, ohne dass sie dafür belangt werden, wenn jemand krank wird“, sagt Michèle Wennmacher. „Die Direktionen dürfen nicht allein gelassen werden, sie haben eine Verantwortung für die Bewohner.“ Der Interessenverband schlägt deshalb die Schaffung einer Task Force vor, die die Pflegeheime besucht, ihnen mit „Rat und Tat“ zur Seite steht und die Leitlinien sicher umsetzt.
So etwas hat es zu Beginn der Corona-Krise schon gegeben: „In der Phase, in der Einrichtungen schwer getroffen waren, sind Teams von ‚Santé’ und Familienministerium in die Häuser und haben mit den Direktionen Pläne ausgearbeitet, wie am besten mit der Situation umgegangen werden kann“, sagt Sibenaler. Das Familienministerium schließt diese Idee nicht aus. „Die Überlegungen werden sicher mit den Partnern diskutiert werden“, sagt Goerens.
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patientevertriedung muss sech em all !!! patienten an all hir rechter kemmeren, si meckeren dauernd nemmen em altersheemer. si sinn net just amiperas !!!