Soziales Engagement / Retter in der Not: Die „Groupe de sauvetage aquatique“ sucht neue Mitglieder
Ein kühler Kopf, Ruhe in Krisensituationen und ein exzellenter Schwimmer: Das ist die DNA der Mitglieder der „Groupe de sauvetage aquatique“ des CGDIS. In Lultzhausen am Stausee hat die 58 Mann starke Truppe ihren Stützpunkt. Alle sind sehr gut ausgebildet, hoch motiviert und haben unglaubliche Anekdoten zu erzählen. Die Retter in der Not suchen neue Mitglieder für das Ehrenamt.
Den Tag, als er einen schon klinisch toten Badegast aus dem See fischt, ihn wiederbelebt und notversorgt in den Rettungswagen begleitet, vergisst David Moos (41) nicht. 180 Meter breit ist der See an dieser Stelle und an manchen Stellen 30 Meter tief. „Er hat sich überschätzt“, sagt Moos, der Lehrer ist. „Wenn er nicht gesehen worden wäre, wäre er jetzt tot.“ Sieben Minuten später ist damals der Helikopter vor Ort, der Badegast überlebt.
Ein ähnliches bleibendes Erlebnis ist die Suchaktion nach der kleinen Bianka Bisdorff. Sieben Jahre liegt das zurück, der Prozess gegen die Mutter läuft gerade. Das Kind wurde damals in einem kleinen Weiher zwischen Petingen und Linger vermutet. „Bei jedem Gegenstand, den ich unter Wasser packen konnte, hatte ich die Befürchtung, es ist das Kind“, sagt Gilles Staar (44), Tauchkollege von David Moos. Dieses Gefühl muss man aushalten können. Er ist Gruppenleiter bei der Polizei, wo Kriminaldelikte zur Tagesordnung gehören.
Trotzdem stellen Tauchaktionen wie diese vor spezielle Herausforderungen. „Es ist unter Wasser dunkel, still, sehr kalt und erdrückend“, sagt er. „Als Rettungstaucher musst du, auch wenn dir selbst das Herz bis zum Hals schlägt, in jeder Sekunde ruhig bleiben.“ Die Einsatzgebiete der Gruppe sind vielfältig und jeder hat ein anderes einschneidendes Erlebnis, an das er sich erinnert. Bei den Überschwemmungen 2021 rettet Kim Melchers (35) Menschen aus den Häusern in Born an der Sauer.
Das Ehrenamt hat vielfältige Aufgaben
Besonders gut sind ihm die beiden älteren belgischen Touristen in Erinnerung geblieben, die sich in die Rezeption des Campingplatzes gerettet hatten. Er holt sie mit Kollegen per Boot aus dem Gebäude und übergibt das Paar anschließend an die Ambulanz. Im normalen Leben ist er Lehrer, unterrichtet derzeit die 12- bis 15-Jährigen. Ab 1. März übernimmt er die Leitung der „Groupe de sauvetage aquatique“ zusammen mit zwei Kollegen. Melchers stammt aus dem Osten des Landes, Born liegt in der Nähe.
Die Gruppe ist eine Einheit, die überall im Land bei Katastrophen- oder Notfällen operiert. Eingehende Notrufe koordiniert das CGDIS und leitet sie an den Nächsten vor Ort weiter. Vier Ausbildungsstufen können die Mitglieder durchlaufen: Rettungsschwimmer, Strömungsschwimmer, Taucher und die Weiterbildung zum operativen Einsatzleiter. Melchers hat alle vier und geschätzt 700 Stunden Weiterbildung absolviert – neben dem Beruf.
Die „Base nautique“ mit dem großen Lager für die Ausrüstungen und dem Panoramafenster über den See ist quasi die „Erste-Hilfe-Station“ derer, die hier während der Badesaison Dienst tun. Das reicht vom Bienenstich über Schnittwunden und Verbrennungen bis zur Lebensrettung. Regelmäßige Patrouillen mit dem Boot über den See gehören zu ihrem Job. Manchmal sprechen sie dabei Eltern an, die mit Kleinkindern ohne Schwimmweste im Schlauchboot über das Wasser schippern. Sie fragen sie, ob das Kind schwimmen kann.
Schwimmkenntnisse lassen nach
Die Erfahrung zeigt, dass selbst viele Schulkinder heute nicht mehr gut schwimmen können. „Gut“ heißt in diesem Zusammenhang über lange Distanzen. „Die Kinder und Jugendlichen von heute haben lange nicht mehr dieselben Schwimmkenntnisse wie die Generation davor“, sagt Moos und beruft sich auf eigene Beobachtungen als Lehrer. Sie decken sich mit den Befürchtungen von Experten.
Die „Association luxembourgeoise des instructeurs de natation“ (ALIN) hat davor schon vor Jahren gewarnt, dass die Qualität des Schwimmunterrichts in den Schulen nachlassen wird. Seit der Reform des Grundschulgesetzes im Jahr 2010 wehrt sie sich dagegen, dass den Schwimmlehrern das Recht des „titulaire de classe“ aberkannt wurde. Seitdem ist der Grundschullehrer für den Schwimmunterricht verantwortlich und der Bademeister nur noch für die allgemeine Sicherheit im Becken und am Beckenrand.
Zurück nach Lultzhausen: Die Mitglieder der „Groupe de sauvetage aquatique“ sind, wenn es um ihr Ehrenamt geht, in ihrem Element. Es ist nicht nur das Erlebte und der Gemeinschaftssinn unter den Kollegen, was sie zusammenschweißt. Eine gehörige Portion Naivität und Idealismus verbindet sie ebenfalls. Das ist nötig, denn an Respekt oder gar Dankbarkeit für ihr ehrenamtliches Engagement mangelt es häufig. Trotzdem würde niemand deswegen aufgeben. Bei allen überwiegt das Gefühl, mit ihren Einsätzen eine gute Tat getan zu haben. Das zählt.
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