Nachtleben / Unruhe in Beles: Anwohner der route d’Esch stören sich an Lärm von Bar
Da sie sich durch laute Musik und lärmende Gäste einer Bar in ihrer Nachtruhe gestört fühlen, haben 28 Bürger aus der route d’Esch in Beles eine Petition bei der Gemeinde Sanem eingereicht. Der Betreiber der Bar ist verwundert, denn er gibt sich laut eigener Aussage Mühe, die Situation zu regeln.
Ein regnerischer Tag im November, es ist Mittagszeit. Menschen laufen am Eingang der Bar „The Face“ in Beles vorbei, einzelne gehen durch die linke Tür, um sich einen Kebab zu holen. Es ist ruhig in der route d’Esch bei dem Haus mit der Nummer 56. Das scheint allerdings nicht immer der Fall zu sein, denn unter dem Titel „Bürgerinitiative gegen das Café The Face“ wurde bereits im Sommer eine von 28 Anwohnern unterzeichnete Petition bei der Gemeinde Sanem eingereicht. Mit ihrer Unterschrift wollen sie ausdrücken, dass sie vor allem durch zu laute Musik, aber auch rücksichtslose Gäste, in ihrer nächtlichen Ruhe gestört werden.
„‚Geh doch schlafen, du alter Esel’, hat einer der Gäste mir mal entgegen gebrüllt. Das würde ich ja gerne, aber man lässt mich nicht“, erzählt der 58-jährige Léon, der seit rund 25 Jahren in der route d’Esch lebt. Er fährt fort: „Der Lärm, die laute Musik – man hört die sogar im hinteren Teil unseres Hauses.“ Sechs Häuser steht sein Zuhause von der Bar entfernt. Schon davor befanden sich in dem Gebäude mit der Nummer 56 Kneipen und sogar Diskotheken; Probleme mit Ruhestörungen hatte man bisher allerdings kaum. „Es war einfach nie so laut“, erklärt ein weiterer Anwohner. Seit mehr als 40 Jahren wohnt der 72-Jährige in etwa zehn Häuser Entfernung zu dem Lokal.
Bis 3 Uhr nachts
Doch nun sei an den Wochenenden immer wieder dröhnende Musik zu hören – teilweise bis nachts 3 Uhr. Auch an Abenden, für die gar keine freie Nacht von der Gemeinde genehmigt sei, erklären die beiden Nachbarn. Generell sind die Öffnungszeiten von Verkaufsstellen für alkoholische Getränke in Luxemburg auf 6.00 Uhr bis 1.00 Uhr festgelegt. Will ein Betreiber seine Bar oder Diskothek länger öffnen, muss dafür eine Genehmigung beim Bürgermeister angefragt werden. Das hat auch der Besitzer des „The Face“ in den vergangenen Monaten getan. Laut Aussagen der Anwohner hätte es aber eben auch an anderen Abenden Musik bis in die späte Nacht gegeben.
Ruhestörungen – das rät die Polizei
Immer wieder gibt es in Luxemburg Fälle, in denen Betreiber die Sperrstunde missachten und Menschen sich in ihrer Nachtruhe gestört fühlen. Rund 3.600 Beschwerden wegen Ruhestörungen – vor allem an den Wochenenden – gab es seit Anfang des Jahres laut Pressestelle der Luxemburger Polizei. Die weiß auch, was zu tun ist, wenn man selbst in so einem Fall ist: Bei nächtlichen Ruhestörungen sollte man in einem ersten Schritt das Gespräch mit dem Verursacher suchen. Wenn das zu nichts führt, kann man sich mit dem lokalen Polizei-Kommissariat in Verbindung setzen – sofort und nicht erst am darauffolgenden Tag, wenn von dem Lärm nichts mehr zu hören ist. Laut Pressestelle der Polizei können die Beamten vor Ort die Situation oft klären. Manchmal muss die Polizei allerdings auch mehrmals zum selben Ort anrücken. Wenn es immer wieder zu solchen Ruhestörungen kommt, können Bürger Strafanzeige erstatten.
Seit drei Jahren leitet Dzengis Licina das „The Face“ und sagt, dass man die festgelegten Uhrzeiten – freitags und samstags in der Regel bis 1 Uhr – einhalte. Darauf angesprochen, dass bei den Öffnungszeiten auf der Fensterscheibe des Lokals hinter Freitag und Samstag allerdings 3 Uhr steht, sagt der Betreiber: „Die Gäste wissen, dass das nur im Fall von freien Nächten gilt.“ Die Polizei würde oft kontrollieren, ob die langen Nächte auch genehmigt seien, erzählt Dzengis Licina weiter.
Im hinteren Teil der Bar legen an diesen Abenden DJs auf, es wird gefeiert und getanzt. „Die Lichter gehen für 3 Uhr an. Wenn dann 150 bis 200 Menschen miteinander heimgehen, wird es schonmal laut. Aber das dauert meist nur 10 Minuten“, erklärt der Betreiber, der das Lokal vor drei Jahren von seinem Cousin übernommen hat. Dann kommt es wohl zu den grölenden Rufen und quietschenden Reifen, von denen die Anwohner der route d’Esch berichten und die Nachbar Léon auch in zahlreichen Videos dokumentiert hat. Um sich abzusichern und damit man ihm glaubt, wie er erklärt.
Türsteher für mehr Ruhe
Als Reaktion auf die Beschwerden und nach Gesprächen mit der Gemeinde hat Dzengis Licina mittlerweile einen Türsteher eingestellt, der in der Nacht für Ruhe sorgt und zudem darauf achtet, dass die Zufahrten der umliegenden Häuser frei bleiben. „Ich rechne dem Betreiber das hoch an und habe ihm das auch gesagt, als wir uns mal auf der Straße begegnet sind“, sagt Nachbar Léon über diese Maßnahme. Es seien die laute Musik und die nicht genehmigten freien Nächte, die die Anwohner weiterhin stören.
In solchen Fällen wird Bürgern dazu geraten, die Polizei zu informieren – so wie es auch Léon und seinen Nachbarn nach der eingereichten Petition von der Gemeinde Sanem geraten wurde. „Wenn die Beamten dann kommen, ist es für einen Moment auch ruhig. Sobald sie allerdings wegfahren, wird die Musik wieder lauter gedreht“, sagt Léon über die Situation in Beles. Auch die Gemeinde gibt laut Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz (LSAP) Beschwerden an die Polizei weiter. Denn die ist für die Kontrolle der Einhaltung von Öffnungszeiten zuständig.
Gemeindeverantwortliche können in solchen Fällen aber ebenfalls aktiv werden: „Wir können entscheiden, einem Betreiber keine freien Nächte mehr zu genehmigen“, erklärt Simone Asselborn-Bintz. In dem konkreten Fall der genannten Bar in der route d’Esch würde die Polizei nun prüfen, ob die vorgeschriebenen Öffnungszeiten eingehalten werden und der Gemeinde anschließend Bericht erstatten. Davon wird man abhängig machen, ob dem Betreiber demnächst freie Nächte genehmigt werden – oder eben nicht. Zudem wurde bereits das Gespräch mit Dzengis Licina gesucht.
Verwunderter Betreiber
„Es ist eine Zeit lang auch gut gegangen, allerdings gab es jetzt wieder mehr Beschwerden“, sagt Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz. Wie viele Anrufe wegen Ruhestörung es tatsächlich wegen der Bar in den vergangenen Monaten gab, will man bei der Luxemburger Polizei nicht verraten, da man prinzipiell keine Auskunft über Zahlen zu einzelnen Gemeinden gebe. Eine Erklärung dafür, wieso es in letzter Zeit mehr Beschwerden gibt, hat Simone Asselborn-Bintz nicht: „Früher war das nicht so. Vielleicht besuchen mittlerweile mehr Gäste die Bar. Oder man ist durch die Pandemie mehr zu Hause und bekommt mehr mit. Man versteht ja auch, dass die Menschen unglücklich sind, wenn sie nicht schlafen können.“
Betreiber Dzengis Licina kann sich nicht erklären, warum sich die Beschwerden in letzter Zeit häufen. Dass so viele Anwohner das bei der Gemeinde eingereichte Schreiben zur Ruhestörung unterschrieben haben, scheint ihn ehrlich zu verwundern. „Das schockiert mich schon etwas. Ich kenne die Nachbarn und verstehe mich eigentlich gut mit ihnen. Manche kommen auch öfters her. Ich versuche, die Situation so gut wie möglich zu regeln“, erklärt der Mann, der selbst in der route d’Esch wohnt.
Professionelle Schlichtung
Gelöst werden könnte dieser Konflikt – aber auch andere Streitsituationen in der Gemeinde – möglicherweise künftig durch den Einsatz eines Mediatoren. Denn voraussichtlich ab Anfang des kommenden Jahres sollen Bürger der Gemeinde Sanem laut Simone Asselborn-Bintz kostenlos auf den Dienst eines solchen Vermittlers zurückgreifen können. Mediatoren kommen unter anderem bei Streitigkeiten zwischen Nachbarn zum Einsatz und versuchen dann gemeinsam mit den Betroffenen, Lösungen zu finden.
Hilfe bei Konflikten
In immer mehr Orten in Luxemburg wird mittlerweile der Dienst von Mediatoren – also sozusagen von professionellen Streitschlichtern – angeboten. Bei Konflikten können sich Bürger an die Gemeinde wenden und werden dann an die beruflichen Vermittler weitergeleitet. Diese versuchen gemeinsam mit den betroffenen Parteien, einen Konsens zu finden. Die Beratungen sind für die Bürger meist kostenlos. Menschen, deren Gemeinde nicht mit Mediatoren zusammenarbeitet, finden auf der Internetseite der „Association luxembourgeoise de la médiation et des médiateurs agréés“ (ALMA) eine Liste mit den von der ALMA aggregierten Vermittlern.
Wichtige Voraussetzung dabei ist allerdings, dass beide Parteien für ein Gespräch offen sind. Bei Betreiber Dzengis Licina ist das laut eigener Aussage der Fall. Nachbar Léon ist hingegen nicht mehr dazu bereit, sich für ein klärendes Gespräch an einen Tisch zu setzen. Zufällige Begegnungen auf der Straße, bei denen Léon den Betreiber auf die Probleme angesprochen hätte, hätten gezeigt, dass das nichts bringe. Es bleibt also abzuwarten, wie und ob in der route d’Esch in Beles bald wieder Ruhe einkehren wird.
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„Bieles am Jumm“
Et ass héich Zäit ginn!
Reescht dach einfach eng Petitioun ran fir qualitativen Wunnraum. Eis Politiker verstinn nämlech net wat dat ass. Sie mengen, wann jiddereen Energieklass A++++ huet, ass jiddereen zefridden.
Kaffi Crystal zu Zolwer, all Weekend Zodi. Karaoke bis wäit no Mëtternuecht, natierlech mat de Fënsteren op, dass di ganz Noperschaft et mat kritt. Ech schlofen zanter Méint mat Ouerestëpp. Fräinuecht heescht, et däerf een d’Clientë bedénge bis 03.00 Auer, net Kaméidi maachen. Kaffi ass keng Disco.