Joghurtfabrik / Wirtschaftsministerium baut Fage einen Abwasserkanal für 1,2 Millionen Euro
Die Diskussionen über die geplante Joghurtfabrik des Unternehmens Fage in der Gewerbezone zwischen Düdelingen und Bettemburg reißen nicht ab. Laut Wirtschaftsminister Franz Fayot trägt die Regierung die Kosten für den Bau des ohnehin umstrittenen Abwasserkanals von der Fabrik zur Alzette.
1,2 Millionen Euro Aufwand für Vater Staat: Das Wirtschaftsministerium errichtet den Abwasserkanal für die geplante Joghurtfabrik des Unternehmens Fage „auf eigene Kosten“, wenn das Projekt umgesetzt wird. Das geht aus einer Antwort von Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) auf eine parlamentarische Frage der Grünen-Abgeordneten Josée Lorsché hervor. „Das Ministerium baut – wie es für jedes Unternehmen in einer ähnlichen Situation der Fall gewesen wäre – auf eigene Kosten einen Abwasserkanal vom Rand des Grundstücks bis zur Alzette für zirka 1,2 Millionen Euro“, schreibt Fayot in der Antwort, die am Freitag veröffentlicht wurde. Das Wirtschaftsministerium sei zudem „in gleicher Weise“ auch für die Umweltverträglichkeitsstudien und nötige Kompensationsmaßnahmen verantwortlich.
Fage will in der Gewerbezone Wolser zwischen Düdelingen und Bettemburg eine Produktionsstätte für Joghurt errichten. Wolser ist ein „nationales Gewerbegebiet“ – und muss laut Fayot deshalb mit einer „kompletten Infrastruktur“ ausgestattet werden. Die Infrastruktur müsse an die spezifischen Bedürfnisse industrieller Produktionsbetriebe angepasst sein, die in der Regel noch nicht in Luxemburg ansässig sind. „Die Grundstücke sind also den Unternehmen gewidmet, deren Niederlassung zur Schaffung neuer Aktivitäten führt“, schreibt Fayot in seiner Antwort an Lorsché.
Lorsché: „Es wundert mich ein wenig“
Für die Grünen-Abgeordnete gehört der Abwasserkanal jedoch nicht zu den Erschließungsmaßnahmen einer Gewerbezone. „Es wundert mich ein wenig – der Kanal gehört zu einem einzigen Betrieb und dient nur dessen Produktion“, sagt sie am Freitag gegenüber dem Tageblatt. Sie stelle sich die Frage, inwieweit der Staat für Infrastruktur zahlen kann, die „eigentlich nicht zum allgemeinen Interesse einer Gewerbezone“ gehört, sondern eben nur für eine einzelne Firma bestimmt ist.
An dem Kanal an sich – ob vom Staat oder von Fage bezahlt – scheiden sich die Geister. „Es ist nicht gängig, dass man Abwasser direkt in die Alzette leitet“, sagt Lorsché. Bei der Joghurtfabrik sei das Abwasservolumen für die zuständige vorhandene Kläranlage zu umfangreich. Deshalb will Fage eine eigene Kläranlage nur für seine Fabrik bauen, die bis zu 3.100 Kubikmeter Abwasser klären und dann in die Alzette leiten soll. Die Gemeinde Bettemburg schrieb dazu am vergangenen Freitag: „Die Einleitung von 3.100 Kubikmeter Abwasser pro Tag aus einer Kläranlage mit einer Kapazität, die für fast 125.000 Menschen reichen würde, könnte die Alzette ersticken.“
Zudem benötigt die Fabrik für die Produktion auch eine große Menge Frischwasser – laut dem Schreiben aus dem Bettemburger Rathaus bis zu 2.500 Kubikmeter pro Tag, was einer Stadt mit 23.000 Einwohnern gleichkäme.
Unüblicher Grundstücks-Deal
Fage hat das Land für die Joghurtfabrik entgegen der üblichen Praxis nicht gepachtet, sondern gekauft. „In den Gewerbegebieten werde den Unternehmen in den meisten Fällen Land zur Verfügung gestellt“, schreibt Fayot dazu in seiner Antwort an Lorsché. „Die Firmen könnten das Land aber auch nach Verhandlungen mit Wirtschafts- und Finanzministerium kaufen.“ Diese Ausnahmen sind jedoch rar: In den vergangenen 41 Jahren wurden sie nur vier anderen Firmen gewährt. Fage konnte das 15 Hektar große Grundstück für 30 Millionen Euro kaufen, ein Deal, der derzeit vom Rechnungshof geprüft wird.
Für Lorsché ist der Eigentumsübertrag an Privatunternehmen definitiv nicht der Königsweg: „Ich bin der Meinung, dass der Staat der Souverän bleiben muss und die Flächen nicht verkauft werden dürfen.“ Sie selbst habe diese Firma nie gewollt. Es stehen viele Betriebe vor der Tür, luxemburgische und regionale, die sich vergrößern wollten, das aber nicht können, sagt sie. „Diese Unternehmen sollte man fördern, anstatt Haifische aus Krisengebieten anzuziehen, die dort bereits bewiesen haben, dass sie mit Nachhaltigkeit nicht viel am Hut haben.“
Fage will in der Gewerbezone Wolser 80.000 Tonnen Joghurt pro Jahr herstellen. Bis zu 200 Arbeitsplätze könnten entstehen. Bei der Kommodo-Prozedur wurden 22 Einsprüche von Privatpersonen und Vereinigungen wie dem „Mouvement écologique“ und „natur&ëmwelt“ laut. Fage hatte seinen Hauptsitz 2012 von Griechenland nach Luxemburg verlegt.
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30 Millionen € für 15 Hektar, guter Preis. Hat noch jemand dran verdient, an dem Deal? Warum die Abwässer in die Alzette? Einfach in Fässer abfüllen und an die Landwirte verkaufen zum Bewässern der Maisfelder, keine gute Idee ?
Die letzte Firma die da in der Gegend Jogurt produziert hat, ließ die Abwässer ungeklärt in den Düdelinger Bach fließen, der war weiß bis in die Alzette.
Machte aber nichts, der Bach hatte sowieso 40 Grad von der Arbed, da war alles tot.
Et gin 2 Méiglechkéten enweder mir halen Fage hei oder se ginn niewent Ikea. Dann hu mer awer e puer Fillecher an Eidechsen gerett a keng Arbechtsplatzen.
@simplet: Léiwer Villecher an Eidechsen wéi grouss Industrieprojekter. Natierlech wen den Gratisstaatgöeren fur all Pipapo häettmuss wuessen. Dach spéitestens an en puer Joeren wenn d’Beien, d’Vullen net méi fléien, d’Blummen , Grieser, d’Natur verschwonnen ass, mierken mir een den Botz vun den Maueren net friessen kann. Den Wuestum an Gratisstaat huet Grenzen , déi sin schon iwwerschratt.All Dag gesin mir wéi et d’Baach ofgeet, den Gros vum Public nach an d’Häenn klappt an net mierkt dat se geschwenn mat der Schness widder d‘Mauer rennen.
@J. Scholer: mat de gréngen Argumenter wier niemols eng Eisenindustrie entstaanen, keng Eisebunnen wiere gebaut gin, keen Thomasmiehl an d’Éisléck a mir wieren de Bauerestaat bliwwen aus dem Ufank 19. Jhd. Am Norde waeren se souwisou erhéngert wéinst quasi null Ertrag. Am Guttland villäicht net esou séier. Besser daat?
@Kemp: Leider sind wir nicht mehr im Zeitalter „ vun der Schmelz“ und ich bedauere dies sehr, weil zur damaligen Zeit bis in die 70 ziger Jahre , ich nehme das Beispiel Düdelingen viel Natur diese Stadt umgab. Heute umschließt ein Asphalt und Betongürtel diese Stadt. Nun kann ich die Gemeindeführung loben, Düdelingen , dem Bürger zum Wohle , einen Teil von Grünflächen erhalten hat.Allerdings sind Luxemburg Wachstumsgrenzen gesetzt , in Punkto Industrie, wie Einwohnerzahl, wir uns Gedanken machen müssen über die immer steigenden Lebenshaltungskosten . Ein Teufelskreis.D‘Schmelzen waren Staubspeier, doch ehrlich gesagt , damals lebte es sich entspannter und ruhiger im Süden.
Daat krasst ass Mir hun een Waasserproblem am Summer. Mir retten keng Aarbechtsplaatzen: Absolut neischt géint frontalier!! Mee nach méi Chaos an der Regioun.
[gelöscht]
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Bitte argumentieren Sie sachlich und verzichten Sie auf persönliche Beleidigungen.
– Ihre Redaktion
Wenn Wassermangel besteht und der privat Mann kein Wasser verschwenden darf, so sollten die Fabriken auch das Wasser reduziert bekommen.
Die Firmen müssen den gleichen Preis für Wasser bezahlen wie der privat Haushalt und keine sonder Vergütungen.
Abfallwasser wieder aufbereiten und neu verwerten.
@J.Scholer
„…weil zur damaligen Zeit bis in die 70 ziger Jahre , ich nehme das Beispiel Düdelingen viel Natur diese Stadt umgab. Heute umschließt ein Asphalt und Betongürtel diese Stadt. “
Wenigstens kann man das Gemüse aus dem Garten ohne Schwermetalle essen, die Häuser sind nicht mehr schwarz vom Russ und da wo man die ausgegossene Schlacke bis nach Luxemburg-Stadt sehen konnte, ist nun ein Naturreservat.