Basketball / „Wollte meine Karriere nicht so beenden“: Raul Birenbaum über sein Comeback in Ettelbrück
Es war die Nachricht, die am Sonntag im luxemburgischen Basketball rasend schnell die Runde machte: Raul Birenbaum will es nach seinem Achillessehnenriss noch einmal wissen und arbeitet auf sein Comeback im Januar hin. Dies aber nicht bei seinem bisherigen Verein Contern, sondern der Etzella Ettelbrück.
Wie so oft im Leben sind es die Zufälle, die plötzlich alles verändern, so war es auch bei Raul Birenbaum. Es war der 20. November, als die Musel Pikes zum Abschiedsspiel von Laurent Schwartz riefen. Der 32-Jährige hatte im letzten Jahr einen Schlussstrich unter seine aktive Karriere gezogen und sein ehemaliger Klub, der einzige, für den er je aufgelaufen ist, trommelte noch einmal alte Weggefährten zusammen, um ihn gebührend zu verabschieden. Unter ihnen auch Birenbaum, mit dem Schwartz beim nationalen Verband FLBB sämtliche Jugendkategorien durchlief, bis hin in die A-Mannschaft. Für den 32-Jährigen war es gleichzeitig das erste Mal, dass er nach seinem Achillessehnenriss, den er sich im März 2021 zugezogen hatte, wieder auf einem Spielfeld stand. „Ich wollte ihm unbedingt diesen Gefallen machen und einfach mal schauen, wie es denn so läuft“, erklärt der ehemalige Conterner.
Ich bin mir bewusst, dass eine neue Rolle auf mich zukommen wird und ich keine 40 Minuten mehr durchspielen werdeüber seine neue Rolle in Ettelbrück
Dabei hatte er die Rechnung jedoch ohne Etzella-Trainer Kresimir Basic gemacht, der an diesem Abend das „Freunde-Team“ von Laurent Schwartz coachte. „Da in unserem Team einige ältere Kollegen dabei waren, meinte er, Raul du wirst heute Abend durchspielen!“ Und es lief viel besser, als es sich Raul Birenbaum im Vorfeld erwartet hatte, denn eine sichere Wurfhand hatte er an diesem Abend immer noch. Und so kam „Kreso“ nach der Partie mit der Idee, dass sein ehemaliger Schützling noch einmal ein Comeback wagen sollte. „Ich lehnte ab, sagte zu ihm, das würde nichts werden“, erzählt der 32-Jährige mit einem Lachen. Doch wer den Ettelbrücker Trainer kennt, weiß, dass sich Basic mit so einer Antwort nicht so schnell zufriedengibt. Und so klingelte am nächsten Tag bei Raul Birebaum das Telefon. „Ich meinte noch immer, dass ich das nicht tun würde“, fährt der Guard fort. Als „Kreso“ dann jedoch betonte, dass er mit den Ettelbrücker Spielern geredet hätte und sich alle freuen würden, wenn er zum Team hinzustoßen würde, ließ es sich der 32-Jährige noch einmal durch den Kopf gehen: „Ich habe es zu Hause angesprochen und wir haben gesehen, wie bemüht der Klub war.“ Und so sagte Raul Birenbaum dann schließlich doch zu und dann ging alles ziemlich schnell: „Innerhalb einer Woche war alles am Laufen, Contern gab sein Okay und der Papierkram war erledigt.“
Eine neue Rolle
Der Frust nach seiner schweren Verletzung im März war nämlich noch immer groß, wie Birenbaum erklärt. Gerade auch weil er sich in der wohl besten Form seit Jahren befand und sich bewusst war, dass mit dem letztjährigen Conterner Team sehr viel möglich war. „Da ich zudem lange im Krankenschein war, zwei Monate nicht einmal Auto fahren durfte und ich das so gar nicht gewohnt war, ist mir wirklich die Decke auf den Kopf gefallen. Corona hat das auch nicht einfacher gemacht.“ Dass er seine Karriere nicht auf diese Weise, aufgrund einer Verletzung, sondern aus eigener Entscheidung beenden möchte, wurde für Raul Birenbaum in den letzten Tagen jedenfalls immer deutlicher und so freut sich der 32-Jährige auf die neue Herausforderung bei der Etzella, dem Double-Gewinner des Jahres 2019. „Ich bin mir bewusst, dass eine neue Rolle auf mich zukommen wird und ich keine 40 Minuten mehr durchspielen werde. Das wollte ich auch nicht mehr“, betont der ehemalige Nationalspieler.
Die Verletzung ist so weit jedenfalls gut verheilt, doch grünes Licht vom Arzt und Physiotherapeuten hat er sich dennoch erst einmal geholt. Und so werden die ersten Trainingswochen für ihn auch ohne Kontakt stattfinden: „Erst einmal wird es für mich kein Fünf-gegen-fünf oder Eins-gegen-eins geben. Wir wollen erst einmal sehen, wie gut das Bein hält.“ Langsam soll Birenbaum dann wieder an den gewohnten Rhythmus herangeführt werden. „Ich habe da vollstes Vertrauen in die Betreuer des Klubs, falls ich mal eine Woche Pause benötigen sollte, verstehen alle das.“ Druck will sich der Vater eines vierjährigen Sohnes jedenfalls keinen machen und auch aufgrund der Familie war die Entscheidung für die Etzella für Birenbaum jetzt schon die richtige: „Ich benötige eine gute Viertelstunde zum Training nach Ettelbrück und da die Etzella ihre Heimspiele sonntags austrägt, kommt mir das auch entgegen, dann kann ich weiterhin samstags auch mal was mit der Familie unternehmen.“
Kein Druck
Kurioserweise hat gerade mit dem Ettelbrücker Trainer alles angefangen, und unter ihm soll die Karriere von Raul Birenbaum dann auch einen richtigen Abschluss finden: „Irgendwie passt das alles zusammen“, fügt der 32-Jährige hinzu, der erklärt, dass „Kreso“ ihn bereits bei der U12 des Verbandes bis hin zur U18 betreute und danach noch einmal drei Jahre in Steinsel. „Außer zu meiner Conterner Zeit war er eigentlich immer da.“
Von seinem ehemaligen Klub haben ihm Mihailo Andjelkovic, mit dem Raul Birenbaum nach wie vor sehr gut befreundet ist, und Coach Gavin Love bereits alles Gute gewünscht. Ein erstes Wiedersehen wird es bereits am Donnerstag im Viertelfinale der „Coupe de Luxembourg“ geben, wenn Ettelbrück und Contern aufeinandertreffen. Dann wird Birenbaum noch in Zivil auf der Bank des Lokalteams sitzen. Im Januar will er dann endlich wieder aktiv ins Spielgeschehen eingreifen.
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