Handball / Zwischen Dominanz, Wiedererwachen und schwindenden Kräften: Halbzeit in der Titelgruppe
Die Titelgruppe der AXA League ist in der Halbzeit – und die Spannung aus dem Kampf um den Meistertitel eigentlich schon raus. Niemand zweifelt mehr daran, dass sich Berchem zum Meister küren wird. Während dahinter die Red Boys und Esch wieder erwacht sind und bei Düdelingen und Käerjeng die Kräfte schwinden, konnte Diekirch einen Achtungserfolg feiern. Ein Blick auf die Hinrunde der Play-offs.
HC Berchem (34 Punkte)
Hoffmann verlängert bis 2026
Yann Hoffmann hat seinen Vertrag beim HC Berchem bis 2026 verlängert, das teilten die Roeserbanner am Montag mit. Auch Ben Majerus hat ein neues Arbeitspapier bis 2027 unterschrieben. Zudem wurden neue Verträge mit Tom Sinner sowie den beiden Nachwuchsspielern Oskar Wener und Loïc Deville abgeschlossen.
Es müsste schon vieles schieflaufen, damit Berchem in dieser Saison nicht Meister wird. Fünf Spieltage stehen in der AXA League noch aus, davon müssten die Roeserbanner mindestens drei verlieren. Und das ist bei der aktuellen Form unvorstellbar. Der HCB dominiert die Saison, ist auf allen Positionen gut besetzt und kann viel rotieren, ohne dass die Qualität auf dem Spielfeld verloren geht. Dass die Berchemer Spieler bereits jahrelang zusammenspielen und sich in- und auswendig kennen, ist auf dem Platz sichtbar. Und dann ist da noch Yann Hoffmann, der wohl aktuell beste Spieler der Liga. Gegen ihn hat in dieser Saison noch kein Gegner Lösungen gefunden. Berchem bleibt aber trotz des komfortablen Sechs-Punkte-Vorsprungs an der Tabellenspitze fokussiert. „Es gibt niemanden, der nicht dran glaubt. Wir sind sehr positiv eingestellt, aber noch keineswegs euphorisch. Wir werden sicher nicht naiv und glauben, dass sowieso alles für uns läuft. Wir werden bis zum Schluss weiter jedes Spiel seriös angehen“, sagte Kapitän Ben Weyer nach dem Sieg gegen den HBD am Wochenende.
Red Boys (28 Punkte)
Die Red Boys haben sich nach einer durchwachsenen Qualifikationsrunde in der Titelgruppe mittlerweile stabilisiert. Mit vier Siegen und einer Niederlage sind sie zusammen mit Berchem und Esch das formstärkste Team der Play-offs. Den Rückstand auf die Spitze konnten die Differdinger aber trotz eines Sieges gegen Berchem nicht reduzieren, da sie sich selbst einen Ausrutscher gegen Esch leisteten. Sollte nicht noch ein Wunder passieren, müssen sich die Red Boys mit dem zweiten Platz abfinden – sie peilen aber weiter den dritten Pokalsieg in Folge an. Das hat für die Mannschaft von Trainer Nikola Malesevic in den kommenden Wochen Priorität.
HB Düdelingen (24 Punkte)
Nach dem unerwartet starken Saisonstart läuft es in der Titelgruppe nicht mehr ganz so rund beim HBD. Zwei Siegen gegen Käerjeng und Diekirch stehen drei Niederlagen gegenüber. Die Mannschaft hat zu Beginn mit attraktivem Tempo-Handball überzeugt, mittlerweile beginnen die Kräfte zu schwinden. „Unser nicht allzu breiter Kader spielt da sicherlich eine Rolle. Die Wehwehchen und die Müdigkeit fangen an, einzusetzen“, sagt Franky Hippert. Der 28-Jährige sieht ein weiteres Problem. „Wir müssen auch an unserer Einstellung auf dem Platz arbeiten. Wir müssen irgendwie versuchen, uns zusammenzureißen, um nicht alles, was wir vor dem Play-off erreicht haben, jetzt wegzuschmeißen.“ Zieht man die ganze Saison in Betracht, können die Düdelinger aber weiter zufrieden sein. Nach einem Umbruch im Sommer stehen sie auf dem dritten Tabellenplatz, zudem haben sie im Pokal weiter die Chance, einen Titel zu gewinnen.
HB Esch (23 Punkte)
Die Formkurve des HB Esch zeigt deutlich nach oben. Nachdem in der Qualifikationsrunde nur ein Sieg gegen eine andere Top-fünf-Mannschaft gelungen war, ist der amtierende Meister in der Titelgruppe mit Erfolgen gegen die Red Boys, Düdelingen und Käerjeng wiedererwacht. Die Mannschaft scheint sich nach dem Umbruch im Sommer und dem Abgang wichtiger Stammspieler gefunden zu haben. Auch die Verpflichtung von Rückraumshooter Ognjen Jokic tut dem Team gut. In der Tabelle haben sich die Escher mittlerweile bis auf den vierten Platz vorgekämpft und liegen nur noch einen Punkt hinter dem drittplatzierten HBD. Damit steht die Mannschaft von Trainer Adrian Stot auch wieder auf den europäischen Plätzen. Zudem hat sie das Final Four des Pokals erreicht – und wird dort ein ernstzunehmender Titelanwärter sein. Das haben die Escher in der Meisterschaft mit Siegen gegen alle anderen Pokal-Halbfinalisten unter Beweis gestellt.
HB Käerjeng (19 Punkte)
Käerjeng taumelt durch die Play-offs. Die Mannschaft wartet nach der Hälfte der Spieltage immer noch auf den ersten Sieg. Zu Beginn der Saison als einer der Titelfavoriten gehandelt, spielten die Brauereistädter bereits eine enttäuschende Qualifikationsrunde. Mittlerweile sind sie sogar auf den fünften Platz abgerutscht. Die Titelchancen sind längst futsch, auch auf die europäischen Plätze hat Käerjeng schon vier Punkte Rückstand. Mit 167 Gegentoren in den Play-offs hat das Team (neben dem HBD) zudem die schwächste Defensive. Durch die Niederlage gegen Diekirch am vierten Spieltag wirkt es teilweise so, als hätten einige Spieler schon vorzeitig mit der Saison abgeschlossen. Noch bleiben allerdings fünf Spieltage.
CHEV Diekirch (8 Punkte)
Mit dem Einzug in die Titelgruppe der Meisterschaft und in das Final Four des Pokals hatte Diekirch seine Ziele bereits nach der ersten Hälfte der Saison erreicht. „Man muss aber immer hungrig bleiben. Eines unserer neuen Ziele wird es sein, in der Titelgruppe für die eine oder andere Überraschung zu sorgen“, hatte Trainer Werner Klöckner danach gesagt. Die erste Überraschung ist mit dem 28:27-Sieg gegen Käerjeng am vierten Spieltag gelungen. In den kommenden Wochen wollen die Handballer des CHEV daran anknüpfen.
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