Kunstecke / Besondere Feuertaufe für Esch2022
An diesem Wochenende ist es so weit. Esch/Alzette eröffnet das Jahr der europäischen Kulturhauptstadt 2022 mit Festlichkeiten aller Art. Der Startschuss zu einem gemeinsamen Abenteuer von elf Luxemburger Gemeinden und acht französischen Kommunen unter dem Motto „Remix Culture“ fällt am Samstag. Neben pompösen Schaus kommt es jedoch gleich auch zu kulturell interessanten Events wie etwa Ausstellungen, doch die „Feuertaufe“ für Esch2022 steht erst eine Woche später an.
Die Gemeinde Käerjeng lässt dann gemäß der „Buergbrennen“-Tradition von der Jugend der Gemeinde errichtete „Holzburgen“ abbrennen, was an sich nichts Besonderes ist, doch diesmal findet dies im Rahmen des „Festival du Feu“ statt, eine Veranstaltung, die sich in das Programm „Esch2022“ eingliedert und mit Symposium, Konferenzen und Aufarbeitung von populären Traditionen bis in den Herbst zieht.
Das Projekt stützt sich zum einen auf das erwähnte herkömmliche Abbrennen einer Burg, sozusagen um mit der Wärme des Feuers den kalten Winter zu vertreiben – anderswo werden mal „Männchen“ angezündet und ins Wasser gestürzt –, und zum anderen auf die Erfahrung der Kuratorin Florence Hoffmann, die seit geraumer Zeit jährlich ein Symposium für Bildhauer am Bahnhofsplatz in Luxemburg-Stadt organisiert und dazu international bekannte Künstler einlädt.
Lichterloh brennende Skulpturen am Himmel
Anstatt ein bestimmtes Material auszuwählen und jeweils ein Thema vorzugeben, hat sich die Kuratorin diesmal auf die Schaffung von brennbaren Skulpturen festgelegt. Die im Rahmen eines Symposiums (3.-5. März) gebauten Kunstwerke unterschiedlicher Ausrichtung sind also dazu verdammt, kurzlebig zu sein. Die acht von Künstlern aus Frankreich, Georgien, Italien, Peru, Serbien und der Türkei konzipierten und vor Ort realisierten Skulpturen werden am 6. März ab 18 Uhr nacheinander in Brand gesteckt. Abschluss dieser kollektiven Performance bildet dann aber das bekannte „Buergbrennen“ der „Féngiger Jugend“, kurzum: Aktuelle Kunst wird mit tief verwurzelter Tradition verbunden, dies getreu dem Motto „Remix culture“.
Interessant an diesem Vorhaben ist jedoch nicht nur das Abbrennen unterschiedlicher Skulpturen in Schloss-Form, als Spiral-Figur oder als Ei- oder Torbogen gebaut, nein, das Symposium wird begleitet von Recherchen der Künstlerin und Kunsthistorikerin Catherine Lorent, die dieser Tradition auch in anderen Ländern nachgegangen ist. Das Grundprinzip ist stets das gleiche, die Ausführung allerdings nicht, auch wurden ähnliche Festivals mit Feuerskulpturen in den USA in Nevada und Kalifornien aufgespürt sowie an das Kulturjahr 2014 erinnert, wo es in Kipsalas gar eine „Weltmeisterschaft der Feuerskulptur“ gegeben hat. Selbstredend wird über die Bedeutung des Feuers für den Menschen sinniert, das Element Feuer unter die Lupe genommen, Positives und weniger Angenehmes aufgelistet. Die Generalprobe für dieses „Festival du Feu“ fand am 18. Dezember 2021 mit dem Abbrennen der „Butterfly“-Skulptur von Florence Hoffmann statt, derweil der Abklang dieses Events sicherlich weniger „feurig“, aber mit geschichtlichem Touch und sachlicher Bestandsaufnahme für Herbst geplant ist.
Drei neue Ausstellungen in Esch/Alzette
Bewegt sich die Gemeinde Bascharage in der ersten März-Woche ganz im Zeichen des Kulturjahres, so kommt es dieser Tage sowohl in Schifflingen, aber vor allem in Esch/Alzette selbst zu ersten Ausstellungen unter dem Banner der europäischen Kulturhauptstadt. Die Organisatoren von Esch2022 laden für Sonntag zu zwei Ausstellungen „Hacking Identity – Dancing Diversity“ in Zusammenarbeit mit dem ZKM Karlsruhe (Zentrum für Kunst und Medien) und „Remixing Industrial Pasts – Constructing the Identity of the Minett“ in der Gebläsehalle ein, derweil bittet die Galerie Schlassgoart zur Eröffnung der dem heimischen Bildhauer Auguste Trémont gewidmeten Ausstellung, eine Schau bei der seine Tierskulpturen und Malereien diesmal etwas anders als auf die herkömmliche Weise im Pavillon in den Nonnewisen ab dem 24. Februar präsentiert sind. Zwei recht unterschiedliche Schaus, auf die wir zurückkommen werden. Diese werden bald noch von anderen Performances ergänzt.
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Es ist Krieg, Kultur hat Pause.