/ Uni: Unnötige Sparmaßnahmen?
Das „Syndikat Erzéiung a Wëssenschaft“ der unabhängigen Gewerkschaft verweist u.a. auf die im Februar vorgestellten Resultate der externen Evaluierung der Uni (Link), in der durch die Bank eher gute Ergebnisse zu Buche standen.
Der SEW/OGBL, laut Mitteilung die einzige in der Uni-Personaldelegation vertretene Gewerkschaft, ist vielmehr der Meinung, dass die aktuelle Situation eine allgemeine „interne Krise“ darstelle und durch folgende zwei Punkte begünstigt wurde: erstens eine „utilitaristische Herangehensweise“, die die Orientierung von Lehre und Recherche seit der Uni-Gründung 2003 dominieren und sich v.a. durch ein „Übergewicht“ des Luxemburger Patronats im „Conseil de gouvernance“ ausdrücken würde sowie zweitens durch Mängel in puncto Transparenz und internem Sozialdialog.
„Du jamais-vu“
Nicht erbaut ist der SEW ebenfalls über die Tatsache, dass mit der Beratungsgesellschaft McKinsey ein Privatunternehmen damit beauftragt wurde, mögliche Pisten für Sparmaßnahmen zu identifizieren. Außerdem sei auf befristete Zeit ein sog. „chief transformation officer“ eingestellt worden. Die Gewerkschaft weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich die Uni bereits „bei den nicht abgeschlossenen (und aktuell unterbrochenen) Verhandlungen über einen ersten Kollektivvertrag von ‚Allen & Overy et Hay’s'“ extern beraten ließ: „le tout évidemment au frais du contribuable“.
Die Gewerkschaft geht auf einige der im Raum stehenden Vorwürfe und Zahlen ein: Scheinbar gäbe es ein „Loch“ von 26,8 Millionen Euro und McKinsey würde Sparmaßnahmen in Höhe von 19,7 Millionen vorschlagen. Sparmaßnahmen allerdings, „die das Bild einer Universität am Rande der Pleite“ abgeben würden … wie zum Beispiel einer Mitarbeiterbeteiligung an den Kaffee-Kosten in Höhe von 40 Cent pro Tasse. Der wesentliche Anteil der Einsparungen solle aber auf der Lohnmasse erzielt werden: 5,6 Millionen Euro, u.a. durch Einstellungsstopp oder auch das Nicht-Verlängern von befristeten Verträgen. „Du jamais-vu dans l’histoire de l’Université“, schreibt der SEW.
Kein Defizit, sondern nicht erfüllte Erwartungen?
Anschließend legt das Syndikat dar, dass man ihrer Meinung nach gar nicht von einem Defizit reden könne. Das Bilanzjahr 2016 sei mit einem Plus von 2,75 Millionen Euro abgeschlossen worden, das Budget 2017 sei im Gleichgewicht und zum 1. April 2017 würde die Uni über mehr als 17 Millionen Euro an Reserven verfügen.
Die erwähnten 26,9 Millionen Euro würden viel mehr die Differenz zwischen „einer erhofften Erhöhung der staatlichen Zuwendungen und der real erfolgten Dotation“ darstellen. Ohne sich einer „realistischen Ausgabe-Politik“ zu verschließen, stellt sich der SEW/OGBL die Frage, ob das Volumen an Sparmaßnahmen tatsächlich nötig sei.
Gewerkschaft warnt
Die Mitteilung verweist in puncto Gehälter auf die Garantien, die durch den von OGBL und Universität ausgehandelten „accord d’établissement“ bestehen würden – Änderungen könnten hier nur durch einen Kollektivvertrag vorgenommen werden. Und diese Verhandlungen scheinen ja aktuell auf Eis zu liegen. Sowohl ein Umgehen des erwähnten Abkommens als auch Entlassungen „beim ‚établissement public‘, das die Uni nun mal ist“ wären für die Gewerkschaft in jedem Fall ein „Casus Belli“ und eine „rote Linie, die auf keinen Fall überschritten werden darf“.
Die letzten Wochen und Monate hätten außerdem gezeigt, dass interne Kommunikation und Dialog dringend verbessert werden müssten. Personal und Personaldelegation hätten vieles nur aus der Presse erfahren – inklusive zahlreicher Gerüchte, die durch die Situation genährt wurden.
Unter anderem deswegen sieht sich die Gewerkschaft in zentralen Forderungen ihrerseits durch Aspekte der geplanten Gesetzesreform der Uni bestätigt: nämlich durch die Aufnahme von Personalvertretern in den „Conseil de gouvernance“ sowie die Stärkung des „Conseil universitaire“ als demokratische Vertretung der gesamten Universität.
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