Stromschlag für seine Lordschaft / Der Bentley Bentayga Hybrid bietet britische Automobilkunst vom Feinsten
Der Bentley Bentayga Hybrid soll dank E-Motor und 50 km elektrischer Autonomie den Verbrauch und die Emissionen senken. Das trifft nur auf die ersten 100 km zu, danach sollte man wieder laden, aber wer will schon mit einem Bentley an der öffentlichen Ladesäule gesehen werden? Marc Schonckert im Strom nobler Automobilkunst.
Der Bentayga Hybrid ist ein Plug-in-Hybrid, der von einem 3-Liter-V6-Benziner mit Biturboaufladung mit 250 kW/340 PS und einem E-Motor angetrieben wird. Letzterer hat 94 kW/128 PS Leistung, die Systemleistung beträgt 330 kW/443 PS und 700 Nm Drehmoment. So läuft der Bentayga PHEV 250 km/h und erledigt die null auf hundert in 5,5 Sekunden. Die Batteriekapazität beträgt 17,3 kWh. Das ergibt eine rein elektrische Reichweite von 50 km, die Spitze im rein elektrischen Betrieb beträgt 135 km/h, dies ist selbstverständlich nicht über die volle Distanz von 50 km zu realisieren.
Geladen wird zu Hause, im Schloss an der Steckdose des Kücheneingangs oder in der Gärtnerei, wo ansonsten der Gärtner seinen Tee kocht. Eine andere, ziemlich vulgäre Art des Ladens besteht im Aufsuchen einer öffentlichen Ladestation, wo sich der Fahrer seiner Lordschaft für die Dauer der Ladezeit in den örtlichen Pub begibt und dort der staunenden Zuhörerschaft einige pikante Details zum Leben auf dem Schloss und der neuen Küchengehilfin zum Besten gibt, auf die der Lord nicht nur ein Auge, sondern seine 220 Pfund Körpergewicht geworfen haben soll.
„Das ist das Ende des Abendlandes“, hätte Oma mit den Springerstiefeln gesagt. „Ein Lord, ein Bentley, ein Schloss und eine jährliche Einladung zum Tee bei der Queen und dann muss er unters Volk, um seinen Bentley aufzuladen. Er hätte die Küchengehilfin mit dem Auto zur Ladesäule schicken sollen, aber die war wohl platt vom Landeanflug seiner Lordschaft! Dass er auf seinem Schloss nicht laden kann, verstehe ich ja schon, denn das sind alte Gemäuer und die verrotteten Stromleitungen brennen schon durch, wenn der Koch den Eierkocher anstellt …“
Ein elektrischer Bentley ist schon etwas unkonventionell, wenn nicht „shocking“, wie man im House of Lords entsetzt sagen würde. Britische Automobilkunst vom Feinsten, noble Tradition und hohes gesellschaftliches Prestige und dann muss plötzlich ein Elektro-Antrieb her, so als ob man so etwas vor mehr als hundert Jahren beim Rennen von London nach Brighton gebraucht hätte, wäre es denn damals schon erfunden geworden. Bentley will sich der Zeit anpassen und den Flottenverbrauch in verträgliche Bahnen lenken, das ist verständlich. Außerdem kann seine Lordschaft jetzt nachts still und unbemerkt in seinem geländetauglichen Hybrid-Bentayga den Wilderern auflauern, die sich auf seinem Anwesen herumtreiben, und sie mit ein paar Gewehrschüssen in die Flucht jagen, oh dear, waren das noch Zeiten, old chap …
Oma fuhr dann doch mit, trotz anfänglicher Bedenken – „Wenn mich Reginald in einem Bentley mit E-Antrieb sehen würde, würde er fragen, ob Deutschland den Krieg gewonnen hat …“. Wir fuhren insgesamt 565 km, es war wie immer ein Hochgenuss, egal ob gemütlich am staunenden Volk vorbei oder etwas nachdrücklicher mit sportlichem Elan am wütenden Volk vorbei. Über das Interieur braucht man nicht viele Worte zu verlieren, hier geht es um edles Material, um gepflegtes Design und selbstverständlichen Luxus in allen Ecken.
Drei Fahrmodi – EV-Drive, Hybrid-Modus und Hold-Modus – stehen zur Auswahl, nur nicht beim Anfahren, hier geht es stets im Electro-Fahrmodus los. Wer danach im EV-Modus bleibt, kann den Bentayga bis 135 km/h fahren, na ja, solange der Vorrat reicht. Im Hybrid-Modus schaltet sich der Verbrenner zu, sobald etwas mehr Leistung erfordert ist. Nach unserer Fahrt stand ein Durchschnittsverbrauch von 9,1 Liter zu Buche, hier wäre zu bemerken, dass wir die elektrischen Autonomie-Kilometer bei Antritt der Fahrt – es waren knapp 30 km laut Bordanzeige – nach kurzer Fahrt auf der Autobahn schnell abgetragen und so von den 560 km gut 530 km mit dem Verbrenner abgespult hatten, abzüglich der wenigen E-Kilometer, die wir uns durch Rekuperation beim Bremsen und Segeln wieder reingeholt hatten. „Hätte mich auch gewundert“, knurrte Oma mit den Springerstiefeln, „wenn du auch diesen Bentley nicht unter 10 Liter Verbrauch gedrückt hättest!“ Hatte ich schon beim Flying Spur und beim Continental fertiggebracht. Auf die feine englische Art eben. Doch eigentlich geht es beim Bentley Bentayga, wie überhaupt bei allen Bentley-Modellen, nicht ums Sparen. Obwohl das Schloss einer Lordschaft einiger dringender Reparaturen bedarf, besonders in der Stromversorgung.
- Der Dacia Duster TCe 150 passt sich mit Gefühl an - 13. Mai 2023.
- Rächer in neuer Umgebung - 7. Mai 2023.
- Emotionsgeladen in die Zukunft - 7. Mai 2023.
„britische Automobilkunst vom Feinsten“
Wohl kaum, das ist eine deutsche Firma, England besitzt keine Automobilfirmen mehr, alles verhökert an Deutschland, Frankreich, Japan und Indien.