Handball / Guillaume Felici: Der unerwartete Held der Nationalmannschaft
Guillaume Felici stand am Sonntag gegen Lettland überraschend in der Startformation der Handball-Nationalmannschaft. Bei der sensationellen Aufholjagd der „Roten Löwen“ avancierte der 22-jährige Torhüter zum unerwarteten Helden.
Maik Handschke hatte so ein „Bauchgefühl“, als er darüber nachdachte, welcher seiner Torhüter das EM-Qualifikationsspiel gegen Lettland am Sonntag beginnen sollte. „Es hat mir gesagt, dass ich Guillaume von Anfang an bringen soll“, erklärt der Nationaltrainer. „Manchmal muss man darauf hören.“ Genau das tat der 57-Jährige dann auch – und entschied sich für Guillaume Felici, ein bisher eher unbekannter Name in der luxemburgischen Handball-Welt. „Wir waren eigentlich alle ein bisschen überrascht, als wir das eine Viertelstunde vor dem Spiel erfahren haben. Sogar Guillaume selbst“, erzählt FLH-Kapitän Ben Weyer.
Nachdem Felici bereits im Hinspiel gegen Lettland für einen Siebenmeter eingewechselt worden war und diesen auch pariert hatte, stand er am Sonntag in der Coque also in seinem erst zweiten Pflichtspiel für die FLH-Auswahl plötzlich in der Startformation. „Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet“, sagt Felici selbst. „Ich habe es erst kurz vor dem Spiel erfahren und war nicht wirklich darauf vorbereitet. Aber ich habe es geschafft, mich beim Aufwärmen zu fokussieren und in den richtigen Modus zu kommen.“ Der 22-Jährige versuchte, entspannt zu bleiben, sagte aber auch: „Manchmal fällt es mir schwer, ein Spiel zu beginnen. Das hat man, glaube ich, auch gesehen. Ich konnte die ersten drei Schüsse der Letten nicht halten und habe mich schon auf ein schwieriges Match eingestellt. Aber dann bin ich immer besser mit dem Druck zurechtgekommen, habe die Energie gespürt und immer leichter Lösungen gefunden.“ Felici zeigte eine Parade nach der anderen und hatte großen Anteil an der sensationellen Aufholjagd der „Roten Löwen“. Bereits nach 30 Minuten hatte er zehn Paraden auf seinem Konto – und wurde für jede einzelne von den Zuschauern gefeiert. „Guillaume hat den Traum eines jeden Sportlers gelebt. Bei seinem ersten Heimspiel wurde sein Name auf der Tribüne in Chören gesungen. Das habe ich in meinen sieben Jahren in der Nationalmannschaft noch nicht erlebt. Da muss ich wohl noch an mir arbeiten“, sagt Weyer mit einem Lachen.
Felici spielt für Thionville in der dritten französischen Liga. Seit 2017/18 besitzt er neben der französischen auch die luxemburgische Staatsbürgerschaft. „Ich habe die Nationalität bekommen, weil meine Großmutter Luxemburgerin ist. Seitdem verfolge ich auch die Nationalmannschaft. Ich dachte, es könnte ein tolles Abenteuer sein, mitzuspielen und ich war mir sicher, dass ich das Niveau habe – und fragen kostet ja nichts. Ich kontaktierte den Verband. Sie sahen sich ein Spiel von mir in Thionville an und entschieden danach, mich zu nominieren.“ Im November wurde Felici erstmals zu einem Lehrgang der FLH-Auswahl eingeladen, zwei Monate später wurde er jetzt für die EM- und WM-Qualifikationsspiele berufen.
Alles neu
Blickt Felici auf seine beiden ersten Pflichtspiele mit den „Roten Löwen“ gegen Lettland zurück, sagt er: „Es war eine großartige erste Kampagne für mich. Besonders das zweite Spiel war verrückt und unerwartet. Ich bin immer noch voller Emotionen und kann noch gar nicht richtig realisieren, was gerade passiert ist.“ Was Felici besonders beeindruckt hat, war der Zusammenhalt in der Mannschaft. „Am Anfang war alles neu für mich. Der Flug nach Lettland, das Hotel, das Training, die Halle und auch meine Mitspieler. Obwohl wir schon im November ein Testspiel zusammen bestritten hatten, war alles noch ziemlich frisch“, erzählt er. „Aber auf dem Platz waren wir am Sonntag ein echtes Team und haben zusammengehalten. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft – ich hoffe, sie sind es auch auf mich.“
Nach der Aufholjagd gegen Lettland und dem Einzug in die Gruppenphase der EM-Qualifikation steht für die FLH-Auswahl am Mittwoch und Donnerstag jeweils um 18.45 Uhr in der Coque bereits die nächste Herausforderung auf dem Programm. Dann heißt der Gegner Israel. „Wir spielen in der Coque zweimal vor eigenem Publikum. Das kann ein Vorteil für uns sein“, freut sich Felici auf die WM-Qualifikationsspiele: „Nach dem Sieg gegen Lettland gehen wir mit breiter Brust an die Aufgabe heran. Wir können an unsere Chance glauben.“
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