Kyotec Open / Marie Weckerle ärgert die Favoritin, am Ende fehlt aber der Glaube: „Habe zu viel nachgedacht“
Marie Weckerle hat die Überraschung bei den Kyotec Open verpasst. Gegen die deutsche Favoritin Anna-Lena Friedsam musste sie sich am Mittwochabend mit 4:6, 0:6 geschlagen geben. Dabei hatte es zwischendurch richtig gut ausgesehen. Weckerle brachte die ehemalige Nummer 45 der Welt ins Wanken, am Ende fehlte aber der Glaube im entscheidenden Moment.
927 Plätze liegen in der Weltrangliste zwischen Marie Weckerle (WTA 1.041) und Anna-Lena Friedsam (WTA 114). Der große Unterschied spiegelte sich beim ITF-Turnier in Petingen am Mittwoch aber zunächst nicht auf dem Platz wider. Weckerle hielt gegen die Deutsche überraschend gut mit. „Ich war mir bewusst, dass ich ein schweres Los hatte, deswegen bin ich das Ganze locker angegangen, ohne mir irgendwelche Fragen zu stellen. Ich wusste, dass ich die Außenseiterin bin und hatte keinen Druck“, blickt die Luxemburgerin auf ihren Matchstart zurück.
Das erste Spiel des ersten Satzes musste Weckerle zwar nach 40:0-Führung noch an ihre Gegnerin abgeben. Davon ließ sich die 20-Jährige aber nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil. Weckerle bot ihrer favorisierten Gegnerin die Stirn, entschied die zwei nächsten Spiele für sich und übernahm damit sogar die Satzführung (2:1). Bis zum Stand von 4:4 blieb Weckerle an der ehemaligen Nummer 45 der Welt dran.
„Ich glaube, sie war am Anfang überrascht, dass jemand gegenüber stand, der an ihren Rhythmus gewöhnt ist. Das bin ich, weil ich mit Mandy (Minella) trainiere“, so Weckerle über ihren guten Start: „Das hat sie gestresst und sie hat gezweifelt. Ich war aggressiv, habe den Respekt sofort abgelegt und keine Angst gezeigt.“
Ähnlich analysierte auch Weckerles Trainer, Tim Sommer, die Situation. „Anna-Lena hat sehr nervös angefangen. Sie hat einfach über die Rückhand von Marie aufgebaut, was mich sehr überrascht hat“, so der Coach: „Am Ende des ersten Satzes gab es dann zwei Calls an der Grundlinie, die sehr unglücklich waren und darüber entschieden, ob Marie zum Satz serviert oder eben nicht. Sie servierte dann zum 5:5, machte aber zwei Doppelfehler zum schlechtesten Zeitpunkt und das Ding kippte weg.“ Weckerle musste den ersten Satz schließlich mit 4:6 an Friedsam abgeben.
Positive Entwicklung
Die Luxemburgerin realisierte mit der guten Leistung im ersten Satz, dass gegen die große Favoritin tatsächlich etwas möglich ist. Genau dieser Gedanke setzte ihr allerdings zu. „Im zweiten Satz ist die Intensität verloren gegangen, weil ich zu viel nachgedacht habe. Ich habe angefangen, mich zu fragen, was ich noch besser machen kann, und dadurch das Momentum verloren“, so Weckerle: „Das hat den Unterschied gemacht. Es gab die Möglichkeit, einen Satz zu gewinnen – man muss immer daran glauben. Dieser Glaube ist im zweiten Satz verloren gegangen.“ Friedsam dominierte den zweiten Abschnitt und entschied das Match nach 1:13 Stunden schließlich mit 6:4, 6:0 für sich.
„So glücklich ich mit dem Niveau am Anfang war, so schade finde ich es auch, dass sie sich im zweiten Satz hat gehen lassen und sich nicht noch mal festbeißen konnte“, so Sommer: „Insgesamt ist es aber sehr positiv, dass sie schon das Niveau gegen so eine Top-100-Spielerin – zumindest für einen Satz – aufbringen kann. Aber offensichtlich ist noch viel Arbeit.“
Sommer trainiert Weckerle nun seit etwas mehr als einem Jahr zusammen mit seiner Ehefrau Mandy Minella. „Ich bin sehr positiv überrascht über ihre Entwicklung in dieser Zeit“, sagt er: „Als wir das Projekt begonnen haben, dachte ich: O.k., wenn wir sie nächstes Jahr auf der Weltrangliste haben, dann haben wir einen soliden Job gemacht. Dass sie jetzt in den Top 400 im Doppel steht, hätte ich nicht erwartet. Ich bin beeindruckt von ihrer Offenheit, viel anzunehmen und zu ändern und sich komplett darauf einzulassen. Ich glaube, es ist noch einiges an Weg zu gehen.“
Vorerst liegt der Fokus aber auf dem Doppel bei den Kyotec Open. Weckerle trifft am Donnerstagabend (nicht vor 18 Uhr) an der Seite der Niederländerin Indy de Vroome auf das an Position eins gesetzte Duo Ali Collins (GB)/Isabelle Haverlag (NL).
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