Handball Esch / Moritz Barkow über das Ende seiner Meisterserie: „Tut natürlich weh“
Die Situation ist ungewohnt. Moritz Barkow wird in dieser Saison erstmals seit seinem Wechsel nach Luxemburg nicht mit dem HB Esch Meister. Die Motivation hat er trotzdem nicht verloren, für Berchem will er am Wochenende zum Spielverderber werden. Auch an den Pokalsieg glaubt der 35-Jährige.
Moritz Barkow muss kurz lächeln. Dann sagt er: „Das ist richtig, ja. Aber das war zu erwarten und ist auch völlig in Ordnung.“ Die Rede ist vom Ende seiner Meisterserie. Seit der Deutsche 2018 von Saarlouis nach Luxemburg gewechselt ist, hat er mit Esch jedes Jahr den Meistertitel gefeiert. Diese Serie wird in diesem Jahr zu Ende gehen. „Das tut natürlich weh“, gibt Barkow zu. „Wenn man fünf Jahre erfolgreich war und im Verhältnis mehr gewonnen als verloren hat, muss man sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen. Gerade mit dem Standing, das wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben, war das nicht einfach.“
Der HB Esch hat den luxemburgischen Handball in den vergangenen Jahren dominiert. Die Escher galt es zu schlagen. Doch das passierte nur selten. In den vergangenen sieben Spielzeiten wurde der Fusionsverein sechsmal Meister und dreimal Pokalsieger. „Wir waren immer die Gejagten“, sagt Barkow. „In dieser Saison wollten wir selbst zum Jäger werden. Das ist uns in den Playoffs gelungen, aber in der ersten Saisonhälfte waren wir nur eine Truppe, die mithalten konnte, aber nie für den Sieg infrage kam.“
Wenn man fünf Jahre erfolgreich war und im Verhältnis mehr gewonnen als verloren hat, muss man sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen
Die Gründe für die Startschwierigkeiten sind bekannt. Nach dem Umbruch im Sommer mussten jüngere Spieler oder solche aus der zweiten Reihe mehr Verantwortung übernehmen. „Es hat eine Weile gedauert, bis sich die neue Mannschaft gefunden hat.“ Inzwischen hat sich die Escher Truppe aber eingespielt. In den Playoffs gab es fünf Siege in sechs Spielen, der HBE ist die Mannschaft der Stunde – und mittlerweile sogar bis auf den dritten Tabellenplatz geklettert.
„Wir waren selbst etwas überrascht, dass es plötzlich so gut lief“, blickt Barkow zurück. „Der Heimsieg gegen die Red Boys im Januar war der Brustlöser. Danach ist das Selbstvertrauen gestiegen. Das ist besonders wichtig für die jungen Spieler und auch für die, die in größere Rollen schlüpfen mussten.“
Pokal als Ziel
Mit dem dritten Platz in der Meisterschaft wären die Escher vor der Saison zufrieden gewesen. „Das haben uns viele nicht zugetraut“, sagt der 35-Jährige. „Vielleicht auch wir selbst am Anfang nicht. Und dann haben wir auch noch das Final Four erreicht.“ Der Pokal bietet den Eschern die Möglichkeit, in der Saison des Umbruchs vielleicht doch noch einen Titel zu gewinnen. „Wir hatten uns für dieses Jahr eigentlich die Entwicklung der jungen Spieler und der Spieler aus der zweiten Reihe auf die Fahne geschrieben. Wenn das damit einhergeht, dass wir das Pokalfinale erreichen und vielleicht sogar gewinnen, dann nehmen wir das natürlich sehr gerne mit“, so Barkow, der aber auch betont, dass die Favoritenrolle trotz des starken Momentums bei anderen Teams liegt. „Wir müssen ehrlich zu uns selber sein und zugeben, dass wir vielleicht die letzten Wochen ein bisschen über unserem Niveau gespielt haben. Aber klar, der Pokal ist jetzt unser Hauptaugenmerk.“
Vor dem Final Four (25. bis 28. April) trifft der HB Esch an diesem Wochenende in der Meisterschaft aber noch auf den Leader Berchem. „Wir haben zwar das Momentum auf unserer Seite, aber Berchem ist in diesem Jahr viel gefestigter“, sagt Barkow. „Es ist das einzige Team, gegen das wir in dieser Saison noch nicht gewonnen haben. Das wollen wir ändern. Am Samstag wird mit offenem Visier gespielt. Wir können bei der Party um den Meistertitel zwar nicht mehr mitmachen, aber vielleicht können wir ein bisschen Spielverderber spielen.“
Berchem könnte mit einem Sieg gegen Esch und einem gleichzeitigen Punktverlust der Red Boys bereits an diesem Wochenende offiziell Meister werden. Eine Niederlage der Differdinger in Diekirch gilt allerdings als sehr unwahrscheinlich. Käerjeng wiederum hofft, am Samstag gegen Düdelingen endlich den Befreiungsschlag zu landen. Seit dem 30. Januar wartet der HBK auf einen Sieg. Doch auch der HBD wird nach einer Schwächephase in der Meisterschaft alles daran setzen, vor dem Final Four Selbstvertrauen zu tanken.
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