Kyotec Open / Turnierdirektor Alain Urth: „Stolz auf unser Hauptfeld“
Die ITF Kyotec Open in Petingen sind in diesem Jahr erstmals mit 40.000 US-Dollar dotiert. Den Organisatoren ist es mit der Aufstockung des Preisgeldes gelungen, ein attraktives Teilnehmerfeld nach Luxemburg zu locken. Im Gespräch mit dem Tageblatt verrät Turnierdirektor Alain Urth, welche Herausforderungen es dabei gab, und wagt einen Blick in die Zukunft.
Tageblatt: Alain Urth, Sie sind nun bereits im zweiten Jahr Chef der Kyotec Open. Wie wird man eigentlich Turnierdirektor?
Alain Urth: Ich bin schon sehr lange im Tennis unterwegs. Beim WTA-Turnier auf Kockelscheuer war ich früher schon immer Ballkind. Da reden wir von den Jahren um 1994. Nach einer Pause für den Schulabschluss wurde ich in Kockelscheuer dann Fahrer und noch ein paar Jahre später habe ich die Ausbildung zum Stuhlschiedsrichter gemacht, wurde aber bei den Luxembourg Open als Linienrichter eingesetzt. Da dort Christian Pepin und in der Zeit auch noch Fernand Kayser für die Linienrichter verantwortlich waren und sich auch um das Turnier in Petingen kümmerten, hat es sich so ergeben, dass ich 2012 auch in Petingen als Linienrichter anfing. Ich bin dann auch in den Petinger Klub gewechselt, vorher habe ich immer in Düdelingen Tennis gespielt. Seitdem war ich bei diesem Turnier immer Linienrichter. Yves Kemp (Präsident des Organisationskomitees) kündigte dann vor drei Jahren bei einem Abendessen für die ehrenamtlichen Helfer an, dass Fränz (François Dahm, Anm. d. Red.) als Turnierdirektor aufhören würde und dass er sich mich gut als Nachfolger vorstellen könnte. Ich habe die Herausforderung angenommen. Die Rolle macht mir sehr viel Spaß.
Das Preisgeld wurde nun für die diesjährige Ausgabe von 25.000 US-Dollar auf 40.000 aufgestockt. Wie hat sich das auf Sie als Direktor des Turniers ausgewirkt?
Von der Arbeit her hat sich eigentlich nicht viel geändert. Eigentlich wurde nur die Herausforderung, genügend Ballkinder zu finden, größer. Beim 25.000er waren Ballkinder keine Obligation, das ist diesmal anders. Ab der ersten Hauptrunde müssen Ballkinder eingesetzt werden. Es gibt eine Mannschaft, die sich in Luxemburg darum kümmert. Die Sache ist aber kompliziert, da das Turnier in der Schulzeit stattfindet. Wir haben beim Ministerium angefragt, ob es möglich ist, Kinder vom Unterricht freizustellen. Leider wurde das Schulgesetz wohl geändert und diese Art der „Dispense“ vom Ministerium ist nicht mehr möglich. Das ist ein bisschen traurig, wenn man dies mit dem Ausland vergleicht. Wir haben daher versucht, eine Kooperation mit dem LMA (Lycée Mathias Adam) in Petingen, der Primärschule und der „Maison relais“ auf die Beine zu stellen. Das Lyzeum war bereit, uns zu helfen. Bei den anderen beiden war es komplizierter. Das LMA deckt das Turnier jetzt bis 14 Uhr ab, danach übernehmen die Kinder aus den Tennisschulen des Landes.
Welche Rolle übernimmt ein 40.000-Dollar-Turnier in der Tenniswelt?
Es finden wöchentlich zahlreiche ITF-Turniere statt. Die Meisten sind mit 10.000 oder 25.000 Dollar dotiert. 40.000er gibt es wöchentlich auf jedem Kontinent nur eins – mit Ausnahme sind es zwei. Ein 40.000er sticht also schon hervor – vor allem was die Qualität der Spielerinnen betrifft. In den letzten Jahren hatte man bei einem 25.000er noch Spielerinnen mit einem Worldranking um 100. Wir haben Anfang des Jahres aber schnell festgestellt, dass die Qualität der Spielerinnen nachlassen wird, wenn wir bei 25.000 bleiben. Denn bei nahezu keinem Turnier dieser Kategorie waren mehr Spielerinnen mit einem Ranking unter 170, durch die Einführung der ITF des neuen 40.000ers. Wir haben uns daher auch dazu entschieden, das Preisgeld aufzustocken, um die Qualität zu garantieren.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Teilnehmerfeld?
Wenn ich mir unser Hauptfeld ansehe, bin ich sehr stolz. In Funchal (P) findet in dieser Woche ein zweites 40.000er statt, da ist aber keine Spielerin aus den Top 130 dabei – unsere vier besten Spielerinnen sind besser klassiert als ihre Topspielerin.
Als Turnierdirektor gehört es auch zu Ihren Aufgaben, das Turnier weiterzuentwickeln. Wie würde der nächste Schritt aussehen?
Als ich Turnierdirektor wurde, habe ich klar gesagt, dass ich Ambitionen für das Turnier habe. Ich bin niemand, der stehen bleibt, wohl wissend, dass wir nicht die Möglichkeit haben, beispielsweise ein 100.000-Dollar-Turnier zu organisieren. Das ist klar. Die ITF hat uns aber schon mitgeteilt, dass das Planning im kommenden Jahr erneut reformiert wird. Obwohl das 40.000er erst in diesem Jahr eingeführt wurde, wird es diese Kategorie nächstes Jahr nicht mehr geben. Das heißt, wir müssen auf 35.000 runter oder auf 50.000 rauf. Wir müssen also entscheiden, ob wir ein 35.000er organisieren, wohl wissend, dass wir die Qualität der Spielerinnen dann wahrscheinlich nicht halten können, oder ein 50.000er – dann müssten wir allerdings erneut mit unseren Sponsoren schauen, ob sie bereit sind, mehr Geld zu geben. Man muss wissen: Das Budget, das man für ein Turnier braucht, ist doppelt so hoch wie das Preisgeld. Wenn man ein 50.000er organisiert, braucht man 100.000 Euro an Sponsorengeldern, um keinen Verlust zu machen.
In welche Richtung geht die Tendenz?
Meine Ambition wäre ein 50.000er, die des Turnierpräsidenten (Yves Kemp), wie ich ihn kenne, auch. Es ist aber ein ganzes Komitee, das diese Entscheidung treffen und die Sponsoren finden muss. Fest steht aber: Wir wollen nicht unter 35.000 gehen. Würden wir nämlich weiter runtergehen, wäre die nächste Stufe ein 20.000-Dollar-Turnier. Dann wäre im Vorfeld klar, dass unsere beste Spielerin nicht in den Top 250 der Welt stehen wird. Denn die ITF verbietet ab dem kommenden Jahr Spielerinnen, die ein besseres Ranking als 250 haben, an 20.000-Dollar-Turnieren teilzunehmen.
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