HB Käerjeng / „Das Team hat den Ausschlag gegeben“: Trainerin Chris Poos über ihr Engagement
Als die Käerjenger Handballerinnen vor dem ersten Spieltag dieser Saison kurzfristig ohne Trainer dastanden, sind Chris Poos und Buba Jurleta eingesprungen. Nach einem holprigen Start kommt die Handschrift des Trainerduos nun immer mehr zum Vorschein und das Team immer besser in Fahrt.
Chris Poos ist in ihrem Element. Sie läuft vor der Ersatzbank auf und ab und coacht ihr Team lautstark. Sie schreit Anweisungen ins Spiel und fiebert richtig von außen mit. Ihre Spielerinnen steckt sie mit ihrer Art an. „Sie sind voll motiviert. Das sieht man auch. Wenn wir Tore schießen, springt die ganze Bank auf. Das liegt auch an dem Temperament, das ich mitbringe“, sagt Poos mit einem Lachen.
Dass sie die Käerjenger Frauen überhaupt in dieser Saison trainiert, ist aber eigentlich auf einen Zufall zurückzuführen. Poos war im September gerade im Urlaub, als sie die Nachricht las, dass Boris Becirovic sein Traineramt aus persönlichen Gründen kurz vor dem ersten Spieltag der neuen Saison zur Verfügung gestellt hat. Buba Jurleta sprang damals kurzfristig ein, um die Käerjengerinnen interimsweise zu betreuen. „Ich habe Buba damals eine Nachricht geschickt, um ihr viel Glück vor dem ersten Spiel zu wünschen“, erinnert sich Poos an den Moment.
Die Käerjengerinnen gewannen dieses in Esch mit 26:22. „Danach hat mich Buba kontaktiert, um zu fragen, ob ich ihr bei der Aufgabe helfen könnte. Sie hatte nicht die Zeit, das Ganze alleine zu stemmen. Vor allem stand auch der Europapokal vor der Tür“, erinnert sich Poos, die bereits zum Ende ihrer Spielerkarriere die Käerjenger Damen einmal trainiert hatte. Als Spielerin stand sie früher ebenfalls für Bascharage auf dem Platz, zudem spielte sie in der zweiten deutschen Bundesliga für die Trierer Miezen.
Poos war schließlich damit einverstanden, im Europapokal auszuhelfen und begleitete das Team nach Thessaloniki. „Ich habe gesagt, dass ich danach eine Entscheidung treffe, denn ich musste auch schauen, wie es zeitlich für mich passt“, erklärt sie. „Nach dem Europapokal haben wir dann entschieden, gemeinsam weiterzumachen.“ Gemeinsam heißt, dass es in Käerjeng nicht nur einen „Headcoach“ gibt. „Wir sind beide gleichberechtigt und teilen uns das Amt 50/50. Wir haben nur zwei verschiedene Sichten auf das Ganze. Buba sieht es mehr aus der Sicht des Torhüters, da sie Torhüterin war. Ich aus der Sicht des Feldspielers, da ich Feldspielerin war. Dadurch ergänzen wir uns gut.“
Eine Chance für jede Spielerin
Auf die Frage, warum sie sich entschied, nach mehr als zehn Jahren Pause wieder im Handball aktiv zu werden, antwortet Poos: „Ganz einfach. Das Team hat den Ausschlag gegeben. Wir waren in Griechenland drei Tage zusammen, es herrschte eine gute Atmosphäre, es ist ein super liebes Team und alle Spielerinnen sind motiviert.“ Das Wort Team wird bei Poos großgeschrieben. „Die Mannschaft besteht nicht nur aus fünf oder sechs Spielerinnen, die auf dem Platz stehen. Wir haben 16 Spielerinnen – sie alle sollen spielen und ein Team sein“, sagt Poos. So standen beispielsweise im Spiel gegen die Red Boys am Wochenende 14 Spielerinnen auf dem Spielberichtsbogen. Sie kamen alle zum Einsatz und feierten am Ende einen deutlichen 34:21-Sieg. Das Hinspiel war mit 28:26 noch um einiges enger ausgefallen.
„Vor dem ersten Spiel gegen die Red Boys war ich erst zwei Trainingseinheiten bei der Mannschaft, weil sich das Ganze relativ kurzfristig ergeben hatte“, blickt Poos darauf zurück. „Wir versuchen seitdem, das Konzept ein bisschen umzuändern und einen anderen Handball zu spielen. Die Mädchen waren fünf Jahre lang ein System gewohnt. Das ist normal, jeder Trainer will sein System umsetzen. Wir wollen das jetzt ein bisschen ändern, sodass jeder an dem ganzen Spiel teilhat. Und es braucht nun mal etwas Zeit, bis alles greift.“
Das Fazit der Saison fällt bisher positiv aus. Lediglich mit dem Spiel gegen Titelkonkurrent Düdelingen, das mit 26:28 verloren wurde, ist Poos nicht zufrieden. „Wir haben gegen den HBD nicht gut gespielt. Das hatte aber seine Ursachen. Es gab davor den Europapokal. Danach sind viele Spielerinnen krank gewesen, die anderen waren bei der Nationalmannschaft. Das heißt, das Team konnte nicht richtig weitertrainieren, um sich selbst und auch mich besser kennenzulernen. Wir wurden komplett auseinandergerissen, das war natürlich blöd. Jetzt sind wir aber wieder dabei, an uns zu arbeiten. Wir hoffen, dass es so weitergeht wie gegen die Red Boys.“
Die Trainerin geht mit einem positiven Gefühl in die weitere Saison. „Wir sind sehr positiv eingestellt“, sagt sie: „Auch wenn man mal verlieren sollte, muss man immer etwas Positives aus einem Spiel herausziehen. Man darf nicht negativ eingestellt sein.“
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