Handball / „Ein einmaliges Erlebnis“: Vor zehn Jahren wurde Igor Anic mit Frankreich Europameister
Zehn Jahre nachdem Igor Anic mit Frankreich Europameister wurde, haben sich „Les Bleus“ am Sonntag erneut die Krone aufgesetzt. Der 36-Jährige, der mittlerweile in Luxemburg bei den Red Boys spielt, erinnert sich im Gespräch mit dem Tageblatt noch einmal an emotionale Momente.
Die Erinnerungen wurden bei Igor Anic am Sonntagabend hellwach. Zehn Jahre nachdem er sich mit Frankreich den Europameistertitel gesichert hatte, stehen die Franzosen erneut auf dem Thron Europas. In einem dramatischen Finale setzten sich „Les Bleus“ erst nach Verlängerung mit 33:31 gegen Dänemark durch. „Die Führung wechselte mehrmals hin und her. Am Ende hatten die Franzosen die größere Spielfreude. Sie hatten sich schon im hart umkämpften Halbfinale gegen Schweden durch ein geniales Freiwurftor, mit dem niemand gerechnet hatte, in die Verlängerung gerettet und dann gewonnen. Sie hatten richtig Freude auf dem Feld. Das hat man gesehen“, so Anic, der von zu Hause aus mitfieberte. „Bei so einem knappen Spiel kommen Emotionen hoch, aber ich würde nicht sagen, dass ich besonders nervös war“, erzählt er. „Ich habe mir das Finale mit meiner Familie angeschaut.“
„Die Halle wurde immer leiser“
Als Anic vor zehn Jahren mit Frankreich im Endspiel stand, hieß der Gegner ebenfalls Dänemark. „Das war einmalig, weil Dänemark damals Gastgeber der EM war. Wir spielten das Finale in Herning vor 15.000 Zuschauern, von denen nur etwa 500 Franzosen waren. Alle anderen waren Dänen“, erinnert sich der heute 36-Jährige. „Aber die Halle wurde immer leiser, weil wir das Spiel immer mehr in unsere Richtung lenkten und am Ende deutlich gewannen (41:32). Zum Schluss waren nur noch die wenigen französischen Fans zu hören. Das war ein außergewöhnliches Erlebnis.“
Mit den Brüdern Luka und Nikola Karabatic, Valentin Porte, Kentin Mahé und Timothey N’Guessan waren am Sonntag noch fünf Spieler der damaligen Mannschaft bei der erneuten Krönung dabei. „Ich habe mich sehr für alle gefreut, als ich auf den Bildern gesehen habe, wie sie gefeiert haben und den Pokal in die Höhe reckten. Ich weiß noch genau, wie sich dieser Moment anfühlt. So etwas erlebt man nur einmal im Leben“, sagt er. „Manche Spieler haben dieses Glück vielleicht öfter als andere. Nikola Karabatic ist viermal Europameister, viermal Weltmeister und dreimal Olympiasieger geworden. Aber für mich war der EM-Sieg neben dem WM-Gold 2015 ein einmaliges Erlebnis. Das sind Momente, die meine Karriere, mein Leben geprägt haben und die man nie vergisst.“
Anic spielt mittlerweile in der luxemburgischen Handball-Liga für die Red Boys. „Ich bin nach Luxemburg gekommen, um näher bei meiner Familie zu sein, vor allem bei meinem Bruder (Mario), der auch in Düdelingen spielte. Zuvor haben wir uns nur ein, zweimal im Jahr gesehen“, so der Kreisläufer, der 2010 mit dem THW Kiel auch die Champions League gewann. „Es geht hier auch darum, meine Karriere nach dem Handball aufzubauen.“
Als er im vergangenen Jahr ins Großherzogtum zog, hatte Anic keinen Verein mehr und die Handballschuhe schon fast an den Nagel gehängt. „Wir sind nach Differdingen gezogen und wohnen 800 Meter von der Red-Boys-Halle entfernt. Ich habe meine Kinder im Verein angemeldet und sie immer zum Training gebracht. Nach ihnen trainiert die erste Mannschaft. Je öfter ich sie sah, desto mehr wollte ich selbst wieder spielen. Da ich überzeugt bin, dass ich dem Verein weiterhelfen kann, habe ich meine Dienste angeboten.“
Auf Titeljagd in Luxemburg
Seit zweieinhalb Monaten spielt Anic nun bei den Red Boys. „Ich bin noch dabei, meine Form wieder aufzubauen. Davor hatte ich ein halbes Jahr lang keinen Handball gespielt“, sagt der 39-fache Nationalspieler. „Ich wurde gut in die Mannschaft integriert und freue mich, hier zu sein.“
Mit den Red Boys steht Anic im Halbfinale des Pokals, in der Liga überwinterten die Differdinger mit vier Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze auf dem dritten Platz. „Wir haben im Januar hart gearbeitet, um uns auf den Rest der Saison vorzubereiten. Wir haben viel darüber gesprochen, was wir besser machen können – und haben unser Schicksal im Pokal und in der Liga selbst in der Hand“, so Anic. „Ich habe in Frankreich gespielt und nationale Titel gewonnen. Ich habe in Deutschland gespielt und nationale Titel gewonnen. Ich habe in Slowenien gespielt und nationale Titel gewonnen. Das möchte ich irgendwann auch von Luxemburg behaupten können.“
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