Handball / Mikel Molitor über sein Karriereende: „Es gibt viele wunderbare Erinnerungen“
Mikel Molitor hat seine Handballkarriere beendet. Am Samstag stand der ehemalige Nationalspieler beim 47:41-Sieg gegen Esch ein letztes Mal für den HB Düdelingen auf dem Parkett. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickt der 31-Jährige auf seinen Abschied und die besten Momente seiner Laufbahn zurück.
Tageblatt: Mikel Molitor, Sie haben am Samstag Ihr letztes Handballspiel bestritten. Wie haben Sie diesen Moment erlebt?
Mikel Molitor: Das Spiel selbst war etwas ganz Besonderes. Aber noch spezieller war der ganze Tagesablauf davor. Jeder hat seine eigenen Routinen oder Rituale vor einem Spiel und ich hatte die ganze Zeit im Kopf, dass ich diese jetzt zum letzten Mal erlebe. Es fing mittags an. Vor jedem Spiel habe ich mittags bei meiner Mutter Spaghetti gegessen. Am Samstag dachte ich daran, dass es die letzte Portion vor einem Spiel sein wird. Das alles zog sich bis abends in die Kabine, wo ich zusammen mit Tommy (Wirtz) ein letztes Mal die Schuhe geschnürt habe. Da wurde es mir noch einmal bewusst. Insofern war der ganze Tag sehr besonders. Das Spiel selbst war gut. Als Düdelinger kann man sich keinen besseren Abschluss seiner Karriere vorstellen als einen Sieg gegen Esch.
Warum haben Sie eigentlich entschieden, Ihre Karriere am vorletzten Spieltag der Saison zu beenden?
Ich habe bereits in den letzten zweieinhalb Monaten nicht mehr trainiert, weil es organisatorisch einfach nicht mehr ging mit dem Training der HBD-Damen und der U16- und U18-Mädchen der FLH, die ich zusammen mit Tina Welter betreue. Außerdem bin ich im Januar Vater geworden. Mit all dem war es zeitlich nicht mehr möglich, selbst zu trainieren. Ich habe dann aber Anfang letzter Woche Martin (Hummel) gefragt, ob ich zum Abschluss meiner Karriere bei unserem letzten Heimspiel der Saison noch einmal auf der Bank sitzen darf. Er hat es möglich gemacht, mir aber vor dem Spiel gesagt, dass ich wahrscheinlich nicht spielen werde. Am Ende war das Ergebnis aber relativ deutlich, sodass er mir fünf Minuten geschenkt hat. Konditionell wäre wahrscheinlich nicht mehr drin gewesen (lacht). In diesen fünf Minuten habe ich Vollgas gegeben. Das war ein toller Abschluss.
Wie schwer war es, auch mental, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen?
Es war wirklich nicht einfach. In den letzten zweieinhalb Monaten, in denen ich nicht trainiert habe, hat mir schon der Kontakt gefehlt. Als Trainer spürt man zwar noch die Dynamik in der Mannschaft, aber es ist ganz anders als Spieler. Das fehlt mir schon. Aber irgendwann muss man sich auch eingestehen, dass es körperlich nicht mehr so geht wie früher. Ich bin zwar erst 31 Jahre alt, habe aber schon 15 Jahre erste Mannschaft auf dem Buckel. Dazu die Nationalmannschaft. Das waren viele Spiele, bei denen auch der Körper oft leiden musste. Ich kann jetzt ruhigen Gewissens aufhören.
Können Sie sich eigentlich noch an Ihr erstes Spiel mit der ersten Mannschaft beim HBD erinnern?
Klar, das erste Match mit dem ersten Team war auf europäischer Ebene. Ich war damals 16 Jahre alt. Wir haben zweimal auswärts in Tschechien gespielt. Es waren HBD-Größen wie Poeckes, Ley, Rech und Herrmann dabei. Mit der alten Garde im Europapokal zu spielen, war eine großartige Erfahrung – auch wenn ich damals nicht zum Einsatz kam. Ich war sehr dankbar, Teil dieses Kaders zu sein.
Was sind die schönsten Erinnerungen, wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken?
Es gibt viele wunderbare Erinnerungen. Zweimal haben wir mit Düdelingen in Esch am letzten Spieltag den Meistertitel geholt (2012 und 2015; Anm. d. Red.), daran denke ich gerne zurück. Auch wenn ich damals leider kein Hauptakteur in den Spielen war, war es doch etwas ganz Besonderes, als Düdelinger in Esch Meister zu werden. Wir sind danach alle zusammen von Esch nach Düdelingen gefahren und haben dort gefeiert. Das waren große Emotionen, die man nicht beschreiben kann. Nach 2015 bin ich dann auch nach Käerjeng gewechselt – mit dem Titel verabschiedet zu werden, war enorm. Zu den schönsten Momenten zählen aber auch die außergewöhnlichen Reisen im Europapokal, mit der Mannschaft und vor allem mit meinem besten Kumpel Dan Mauruschatt.
Gibt es auch Momente, die Sie am liebsten vergessen würden?
Als ich 2011 als Jugendspieler in der ersten Mannschaft war, haben wir bis zum Ende der Saison um den Meistertitel mitgespielt. Am vorletzten Spieltag sind wir dann aber in Berchem mit 15 Toren Unterschied unter die Räder gekommen. Das tat sehr weh, weil wir eigentlich die beste Mannschaft in den Play-offs waren. Aber an diesem Tag hat einfach nichts funktioniert. Es war ein kollektiver Untergang. Zu den weniger schönen Erinnerungen gehört auch mein Kreuzbandriss 2011, der mich in meiner Entwicklung gebremst hat, weil ich damals mit 17 Jahren schon Stammspieler auf der Außenposition war. Ein paar Jahre später gab es auch eine schwierige Phase, in der ich vom damaligen Trainer nicht die gewünschte Spielzeit bekommen habe, aber ich bin mir sicher, dass ich das Niveau dazu gehabt hätte. Danach kam auch der Wechsel nach Käerjeng.
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