Freundlich und mitfühlend / Sei gut zu dir selbst
Der Alltag zehrt, wer kennt das nicht! Schnell vergessen wir bei all der Betriebsamkeit, auf uns achtzugeben. Dabei ist ein guter Umgang mit sich selbst eine gute Basis für Wohlbefinden und Zufriedenheit, so unsere Korrespondentin Elke Bunge.
Gerade in den mittleren Jahren unseres Lebens sind wir häufig im Dauerstress. Wissenschaftler bezeichnen es auch als U-Kurve des Lebens. Familie, Beruf, vielleicht noch die Sorge um ein erkranktes Elternteil und schon kämpfen wir mit den täglichen Herausforderungen. Dabei kommen sowohl Körper als auch Psyche leicht an ihre Grenzen. Um Rücken- oder Gelenkschmerzen in den Griff zu kriegen, hetzten wir dann bestenfalls noch mehrmals die Woche ins Sportstudio, gehen vor der Arbeit noch schnell eine Runde joggen. Oder wir versuchen, mithilfe eines Physiotherapeuten schnell wieder fit zu werden, um den Alltagsstress weiter zu bewältigen. Dabei wird dieses neu aufgelegte Programm dann häufig zu einem weiteren Stressfaktor, der uns nicht aus dem Spagat von Job und privaten Verpflichtungen hilft. Denn das eigene Wohlbefinden und die Zufriedenheit benötigen ein gutes Gleichgewicht von Körper und Geist. Letzterem schenken wir oft zu wenig Aufmerksamkeit. Selbstfürsorge sucht das Gleichgewicht beider Aspekte. Doch wie lässt sich dies im hektischen Alltag umsetzen?
Was ist eigentlich Selbstfürsorge?
Der Psychiater und Psychoanalytiker Prof. Dr. med. Joachim Küchenhoff hat das Wort Selbstfürsorge wunderbar erklärt: „Selbstfürsorge meint die Fähigkeit, mit sich gut umzugehen, zu sich selbst gut zu sein, sich zu schützen und nach sich selbst zu schauen, die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen, Belastungen richtig einzuschätzen, sich nicht zu überfordern oder sensibel auf Überforderungen zu bleiben.“ Für einige klingt dieser Satz vielleicht egoistisch. Die Gesellschaft erwartet eher Selbstaufgabe von uns, sie hat allgemein einen hohen Stellenwert. Ständige Präsenz, immer für jemanden da zu sein, das scheinen die wertvollen Anforderungen. Doch was wir dabei nicht bedenken: Wenn wir uns selbst ständig zurücknehmen, erhöhen wir unser Stresslevel ungemein. Angespanntheit, Unzufriedenheit, Schlaflosigkeit und auch körperliche Verspannungen sind die konsequenten Folgen. Dann schmerzt der Nacken oder Rücken und wir reagieren „nur“ auf die körperlichen Symptome und legen uns – gutgemeint – noch mehr Termine in unseren vollgefüllten Alltag.
Was sind die wahren Bedürfnisse?
Von Mensch zu Mensch kann Selbstfürsorge ganz unterschiedlich ausfallen. Neben einem sportlichen Ausgleich, der hier keinesfalls verteufelt werden soll, gehören für viele auch entspannende Pausen dazu, um den inneren Akku wieder aufzufüllen. Das kann beispielsweise neben dem Besuch des Sportstudios oder Schwimmbads auch ein Saunatag pro Woche sein. Beide Einrichtungen haben oftmals ein Dampfbad mit im Angebot. Dann bleiben Sportkleidung oder Schwimmbrille zu Hause und stattdessen kommen Bademantel, ein paar Handtücher und ein gutes Buch in die Tasche. Oder statt des morgendlichen Joggens, entscheiden wir uns für einen gemächlichen Spaziergang, bei dem wir nicht auf Puls und Blutdruck achten, sondern unserer Umgebung Aufmerksamkeit schenken. Bei diesen ruhigen und ausgleichenden Tätigkeiten hat man Zeit, sich ein paar einfache Fragen zu stellen: Wie geht es mir? Wie geht es meinem Körper? Welche Gedanken beschäftigen mich? Und vor allem: Wie geht es mir nach meiner Entspannungszeit? Auf diese Art und Weise lässt sich herausfinden, wo die eigenen Bedürfnisse liegen. Denn diese können durchaus unterschiedlich sein. Auf die Fragen „Was tut mir gut?“ und „Was macht mich glücklich?“ oder „Was schenkt mir Energie?“ kann die Antwort auch lauten: „Zeit für ein gutes Essen“ oder „Zeit für ein gutes Buch vor dem Schlafengehen“.
Selbstfürsorge im Alltag
Manchmal sind es gar nicht die großen Dinge, die uns daran erinnern, auf uns selbst zu achten. Eine kurze Pause bei einer Tasse Tee, ein kleiner Spaziergang um den Häuserblock, eine kurze Meditation, all das kann schon unsere Kraftreserven wieder auffüllen. Natürlich muss die Zeit auch irgendwo herkommen, fünf oder zehn Minuten als Auszeit in den Kalender zu notieren reichen dafür nicht aus. Will man Zeit für sich gewinnen, muss man irgendwo Abstriche machen. Muss ich unbedingt schon wieder die Wohnung saugen? Kann ich nicht einfach ein paar Dinge liegen lassen? Müssen alle Pullover gebügelt werden oder reicht es, wenn ich sie glatt aufhänge? Darf ich meinem Nachbarn, der mich immer mit langen Geschichten an der Tür aufhält, auch einfach mal davonhuschen? Und wie viel Zeit raubt mir eigentlich mein Handy oder Computer mitsamt der sozialen Medien? Wahrscheinlich werden sich gerade bei der letzten Frage einige von uns ertappt fühlen! Die moderne Welt frisst unsere Zeit. Denn gerade dort hoffen wir auf schnelle Entspannung, die leider häufig nicht so funktioniert, wie wir uns das wünschen. Sammeln wir alle diese vielen kleinen Momente, dann bleibt oftmals auch Zeit für eine richtige Erholung, wie der Besuch einer Sauna, ein Spaziergang oder ein schönes Essen. Mit diesen kleineren oder größeren Auszeiten schaffen wir es dann auch wieder, mit einem Lächeln durch den manches Mal nicht einfachen Alltag zu kommen.
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