Esch / Steve Faltz: „Zynisches Machtspiel“
Auch am Tag nach der Wahl in Esch sind die Gemüter erhitzt. Noch bevor die Resultate aller Wahlbüros am späten Sonntagabend feststanden, hatten CSV, DP und Grüne die Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit beschlossen. Im Gespräch mit dem Tageblatt kommt ein gefasster LSAP-Spitzenkandidat Steve Faltz auf die Geschehnisse zurück.
Tageblatt: Herr Faltz, nachdem Sie eine Nacht darüber geschlafen haben, wie bewerten Sie den Ausgang der Wahlnacht und die schnelle Einigung von CSV, „déi gréng“ und DP?
Steve Faltz: Ich habe dazu einen pragmatischen Ansatz. Als klar war, dass die Linken einen Sitz verlieren würden, wusste ich, in welche Richtung es gehen würde. Daher war dann auch die Enttäuschung nicht so riesengroß. Ich bin fest davon überzeugt, dass es ein zynisches Machtspiel von ein paar Leuten an ihrer Sektion vorbei war. Ein gutes Beispiel von „politique politicienne“, die übrigens auch die letzten sechs Jahre in Esch geprägt hat.
Sie reden von Meris Sehovic, dem Spitzenkandidaten der Grünen?
Ja. Meris hat mir im Vorfeld der Wahlen gesagt, dass er für eine progressive Politik einstehe und dass er gesehen habe, dass er die am besten mit der LSAP machen kann und nicht mit den anderen. Unsere Wahlprogramme sind zu 90 Prozent deckungsgleich, würde ich behaupten. Als klar wurde, dass eine rot-rot-grüne Koalition wegen der Sitzverluste der Grünen und der Linken nicht mehr möglich war, da war für ihn nur noch die aktuelle Koalition möglich, um am Ruder zu bleiben. Jetzt arbeiten drei Parteien wieder zusammen, die programmatisch eigentlich nicht so richtig zueinander passen. Das ist schade für die Escher Wähler, die sich etwas anderes gewünscht haben. Aber hier ging es einzig und allein um Machtpolitik.
In einem ersten Gespräch am frühen Abend haben Sie sich zufrieden mit dem Ausgang der Wahlen gezeigt. Sind Sie es noch immer?
Ja, ich bin nicht nur zufrieden, ich bin sogar froh. Weil wir die Erneuerung gewagt haben, was Energie gekostet und viel Arbeit erfordert hat. Und weil die Wähler das honoriert haben. Sie haben die Kandidaten als das gesehen, was sie sind, nämlich Leute mit einer Botschaft und mit Kompetenzen.
Auf der anderen Seite war es aber Ihr Ziel, den Bürgermeisterposten zu übernehmen.
In den beiden letzten Wahlbüros haben wir 600 Stimmen aufgeholt und sind mit 36 Stimmen Vorsprung stärkste Partei geworden. Ja, 36 sind nicht viel, aber wir haben nominell gewonnen, der Bürgermeister und seine Mannschaft verloren. Daher hatte die LSAP schon den Anspruch, eine Koalition zu stellen, mit dem neuen Bürgermeister an der Spitze. Wenn sich Georges Mischo jetzt auf seine persönlichen Stimmen beruft, dann sage ich: In einem Match gewinnt die Mannschaft, die die meisten Tore schießt. Und nicht der Goalgetter der Mannschaft, die hinterher verloren hat. Und so viel Differenz ist es auch nicht. Für einen austretenden Bürgermeister ist sein persönliches Ergebnis nicht so toll. Unter dem Strich bleibt, dass die LSAP in der Endabrechnung die meisten Stimmen in Esch geholt hat.
Wie ist das, wenn man kurz vor der Zielgeraden den Konkurrenten überholt, und trotzdem später mit leeren Händen dasteht?
Ernüchternd. Als die Resultate der letzten beiden Wahlbüros kamen, war ich gerade live im Radio-Interview. Es gab einen Jubelschrei und ich wurde einfach vom Mikrofon weggezogen. Also große Freude. Später war es dann kurze Fassungslosigkeit, aber irgendwie hatten alle Anwesenden auch mit so einer „Überraschung“ gerechnet.
Was bedeutet das für die Oppositionsarbeit der nächsten Zeit?
Das bedeutet: „Jetzt erst recht“.
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Hat die CSV nicht einmal auf nationaler Ebene genau dieselbe Erfahrung gemacht ?????
Dieses zynische Machtspielchen wurde bereits bei den letzten 2 Regierungswahlen gespielt, mit der Beteiligung der LSAP. Von daher sollte man sich nicht wundern.