Student und Politiker / Mathis Godefroid ist der erste Pirat im Hesperinger Gemeinderat
Einen politischen Wahlkampf vergleicht das neue Hesperinger Gemeinderatsmitglied, Mathis Godefroid, eher mit einem Sprint als einem Marathon, was ihm bei seinen zahlreichen Aufgaben entgegenkomme. Das Tageblatt sprach mit dem 24-Jährigen über seine politische Arbeit und Erfahrungen.
Die viel gerühmte „Work-Life-Balance“ wird bei den Piraten großgeschrieben, zumindest gibt dies ihr Spitzenkandidat Sven Clement als eines der wichtigen Wahlkampfthemen an, so wie kürzlich auf dem Bezirkskongress Süden der Partei. Arbeit, Familie, Freizeit unter einen Hut zu bringen, ist auch für Politiker nicht immer einfach. Einer, der sich daran gewöhnen muss, seine verschiedenen „Leben“ in 24 Stunden unterzubringen, ist der erst 24-jährige Mathis Godefroid von Howald. Ihm gelang das Kunststück, seine Partei bei der ersten Wahlteilnahme in der CSV-Hochburg Hesperingen im Gemeinderat zu platzieren. Mit 6, 44 Prozent der Stimmen erlangten die Piraten einen Sitz.
Komplett mit einer ausgewogenen Work-Life-Balance scheint das aber nicht zu funktionieren. „Das Privatleben ist momentan quasi inexistent“, gibt er zu. Sein Amt als Präsident des Nationalen Jugendrates habe er auch nach drei Jahren vor kurzem niedergelegt. Allerdings sei „so viel freie Zeit“ auf einmal ungewöhnlich gewesen, weswegen er sogar „an e Lach gefall“ sei.
Godefroid studiert zurzeit noch in Saarbrücken Zeitgeschichte, und arbeitet dort auch als Assistent an der Universität. Jede Woche muss er also mehrmals hin- und herpendeln. Selbst bezeichnet er sich als „Langzeitstudenten“, weil er seinen anderen Aktivitäten stets viel Zeit eingeräumt habe. Neben seinen Studien und seinem politischen Engagement ist er auch als Gewerkschaftler beim LCGB aktiv, wo er Vize-Präsident der Jugendabteilung ist. In dieser Eigenschaft vertritt er die Gewerkschaft auch weiterhin im Jugendrat.
Schneller Erfolg
Seine politische Karriere begann allerdings nicht bei den Piraten; zwischen 2013 und 2015 habe er sich bei der CSV „umgesehen“, doch als Jugendlicher sei es schwierig gewesen, dort etwas beizusteuern, bedauert er. Bei den Piraten sei er als Youngster nicht so ausgegrenzt gewesen. Der politische Erfolg kam relativ schnell, denn Parteimitglied ist er erst seit einem Jahr. „Ich habe nicht gedacht, in den Gemeinderat gewählt zu werden, es war schon eine Herausforderung, überhaupt eine Liste auf die Beine zu stellen. Der Wahlkampf war nicht einfach, u.a. da wir ein kleines Budget hatten, was aber auch insofern gut war, als die Leute merkten, dass wir kein Geld zum Fenster herausschmeißen.“ Neben seinen bereits erwähnten Aktivitäten habe er auch den Wahlkampf geleitet. „Aber so eine Wahlkampagne ist glücklicherweise eher so etwas wie ein Sprint und kein Marathon, wie ich jetzt erfahren habe.“
Kontakt mit den anderen Parteien habe er schon am Wahlabend gehabt. „Ich ging bei allen vorbei, um zu gratulieren. Aber die meisten Politiker der Gemeinde kenne ich eh schon länger. Auch sind die Wege in Hesperingen noch kürzer als sonst in Luxemburg.“ Eine Viererkoalition, so wie Bürgermeister Marc Lies es behauptete, habe aber nie im Raum gestanden. „Die CSV war am Wahlabend sichtlich enttäuscht, dass sie ihre absolute Mehrheit verloren hatte, aber ich rechne es Marc Lies hoch an, dass er die Piraten als Wahlsieger gelobt hat.“ Seine Beziehung zum Bürgermeister bezeichnet Godefroid als „fair“.
Er weiß, als alleiniger Vertreter seiner Partei kommt nun einiges auf ihn zu; in allen Kommissionen dabei zu sein, werde schwierig. Er wolle sich auf Finanzen, Kultur, Soziales und Wohnungsbau konzentrieren. Eine direkte Zusammenarbeit mit den anderen Parteien in der Opposition, LSAP oder „déi gréng“, suche er nicht; er wolle sich nicht zu viel an Anderen orientieren. „Ich versuche, meine Überzeugungen voranzubringen, und die Bürger können sich direkt an mich wenden.“
Seine Arbeit als Gemeinderat habe er schon begonnen, indem er seine erste Frage an den Schöffenrat stellte. Bezüglich des kürzlich eingeweihten „Bëschkierfecht“ in seinem Heimatort Howald, wollte er Informationen zu den Kosten, und ob nicht auch ein Alternativstandort möglich gewesen wäre.
Zusätzlich zu seinen bereits genannten Aktivitäten steht nun wieder ein Wahlkampf an. Direkt am Tag nach der Gemeindewahl sei er gefragt worden, ob er nicht für die Chamberwahlen kandidieren wolle. Also eine Belastung mehr? „Ja, aber die Arbeit im Gemeinderat hilft auch beim Wahlkampf.“
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