Wahlen / Wie zwei Jugendliche versuchen, ihren Teil zur politischen Debatte beizutragen
Viele Jugendliche werden am Sonntag zum ersten Mal ihre Stimme bei Nationalwahlen abgeben. Téo Verchère und Paul Roukoz versuchen mit ihrem Projekt, ihren Alterskollegen die Politiker näherzubringen.
Téo Verchère ist 19 Jahre alt und wählt am Sonntag bereits zum dritten Mal bei Nationalwahlen. Neben der luxemburgischen Staatsbürgerschaft besitzt der Student noch die französische und die spanische. „Für die Präsidentschaftswahlen in Frankreich haben wir in der LuxExpo gewählt, für die Wahlen in Spanien hatten wir Briefwahl beantragt.“ Am Sonntag wird er seine Stimme in einem Wahlbüro abgeben. Allein durch die beiden Teilnahmen an Nationalwahlen ist das politische Interesse bei Téo Verchère vorhanden. In seinem Freundes- und Bekanntenkreis sei dies aber nicht unbedingt der Fall gewesen.
Eine Feststellung, die der 18-jährige Paul Roukoz teilt. Roukoz und Verchère kennen sich seit Jahren. In einem Gespräch mit Bekannten aus ihrer Altersgruppe fiel den beiden auf, dass die anstehenden Wahlen kein wirkliches Thema waren. „Vor allem, wenn es darum ging, wofür die einzelnen Parteien stehen, konnten viele keine Antwort geben“, sagt Verchère. Das heiße aber nicht, dass sie nicht an Politik interessiert seien. „Wenn es um konkrete Themen ging, die ihr Leben beeinflussen könnten, dann hatten die meisten schon eine Meinung.“ Die Frage, die sich Verchère und Roukoz stellten: „Was können wir tun, damit sich unsere Generation mehr für Politik interessiert?“ Und so entstand über den Sommer die Idee, selbst zum Mikrofon und zur Kamera zu greifen.
Lehren aus Lenert-Interview
Für die beiden Freunde war auch schnell klar, dass sie die Spitzenkandidaten interviewen wollten. Das hat zwar nicht bei jeder Partei geklappt, „aber wir wollten so hoch wie möglich ansetzen“, sagt Roukoz. Auch wenn es nicht immer geklappt hat, so aber zumindest für ihren ersten Termin. Den hatten die beiden bei der LSAP-Spitzenkandidatin Paulette Lenert. „Das war für uns schon beeindruckend, dass sie sich gleich bereiterklärt hat, uns ein Interview zu geben“, so Roukoz. „Wir sind ihr dafür auch sehr dankbar. Die Politiker in Luxemburg sind aber generell sehr nahbar“, ergänzt Verchère. Neben politischem Interesse braucht es aber auch eine gesunde Portion Selbstvertrauen, um sich Spitzenpolitikern gegenüberzusetzen und sie zu kritischen Themen zu befragen.
Das erste Interview ist aber nicht zu ihrer vollsten Zufriedenheit verlaufen. Das junge Duo, das für die Bearbeitung seiner Videos noch auf die Unterstützung seiner beiden Kollegen Ilan Schoels und Luis Pérez Sánchez zählen kann, hat eine Vielzahl von Themen angesprochen. „Uns sind aber einige Fehler passiert. Wir hätten etwas konsequenter nachfragen müssen und die Politiker mehr nach ihren persönlichen Überzeugungen befragen sollen“, gibt sich Verchère selbstkritisch. Aber auch von den Politikern hatten sich die beiden mehr erhofft. „Ich fand, dass die Politiker bei einigen Themen etwas oberflächlich in ihren Antworten blieben“, so der 19-Jährige.
Am Sonntag soll nicht Schluss sein
Aber was sind die Themen, die die Jugend interessieren? „Es wäre vermessen, zu sagen, dass wir die Themen ansprechen, die die gesamte Jugend interessieren“, so Verchère. Dafür seien die Menschen zu unterschiedlich. Das sieht man bereits an den beiden Freunden. Während sich Roukoz vor allem für Themen wie Steuerpolitik, Migrationspolitik oder die Cannabis-Legalisierung interessiert, sind es für Verchère die Energiepolitik sowie die zukünftige Ausrichtung der EU, die sein Interesse wecken.
Neben Paulette Lenert haben Verchère und Roukoz bislang noch Interviews mit Corinne Cahen (DP) und Alex Penning (ADR) auf ihrem Youtube-Kanal „L’Evènement“ veröffentlicht. Die Interviews sind recht lang, deshalb nutzen die beiden u.a. das soziale Netzwerk Instagram, um zumindest Teile ihrer Interviews unter die Leute zu bekommen. Den einen oder anderen Termin mit Politikern haben sie noch vor den Wahlen geplant und hoffen so, einem Teil der jungen Generation bei ihrer ersten Wahl behilflich zu sein.
Ihre berufliche Zukunft sehen sie allerdings nicht unbedingt im Journalismus. Roukoz will Medizin studieren, während Verchère bereits ein Wirtschafts- und Jurastudium in Angriff genommen hat. „Wir werden dennoch versuchen, unser Projekt weiterzuführen und unterschiedliche Themen aufzugreifen“, sagt Verchère.
- Wie der Ochse vorm Weinberg: Die Tageblatt-Redaktion versucht sich als Winzer - 20. November 2024.
- Auf der Suche nach besseren Zeiten - 9. November 2024.
- Wie die Lokaljournalisten Kayla und Micah gegen die Polarisierung ankämpfen - 3. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos