Wahlanalyse Norden / Die Grünen gehen leer aus, die Piraten profitieren davon
Im Norden des Landes fehlte es gestern nicht an Überraschungen. Für die wohl größte sorgte das Resultat des Energieministers Claude Turmes, der sowohl persönlich als auch mit seiner Partei heftig Federn ließ und somit den einzigen Sitz für „déi gréng“ aus dem Norden verlor. Nutznießer davon sind die Piraten, die in diesem Wahlbezirk zum ersten Mal einen Sitz erhielten. Ein Status quo gegenüber der Sitzverteilung von 2018 verzeichnen die LSAP, die DP, die CSV und die ADR.
Vergleichen wir einmal die Resultate der neun Kandidaten, die es bei den letzten Legislativwahlen in die Abgeordnetenkammer schafften. Fangen wir mit der LSAP an, die 2018 ihren fünf Jahre zuvor ergatterten zweiten Sitz verloren hatte. Der verbliebene Sitz ging an Romain Schneider, der 12.331 Stimmen auf sich verbuchen konnte. Im Laufe der Mandatszeit rückte Claude Haagen nach, der als Zweitgewählter damals 7.721 Stimmen erhielt. Schneider ging gestern nicht mehr ins Rennen, dafür aber Haagen, der in seiner Heimatgemeinde Diekirch als ehemaliger LSAP-Bürgermeister 789 Stimmen erhielt, derweil der neue CSV-Bürgermeister Charel Weiler 947 Stimmen auf sich verbuchen konnte.
In der Distriktshauptstadt, die einst eine LSAP-Hochburg war, verloren die LSAP 5,19 Prozent und die Grünen sogar 6,75 Prozent. Der große Gewinner ist dort die CSV mit einem Zuwachs von 4,56 Prozent. Über den gesamten Wahlbezirk geschaut verlor die LSAP gegenüber 2018 0,58 Prozentpunkte, derweil die CSV 0,85 und die DP 0,42 Prozentpunkte dazugewinnen konnten. Ein Gewinn von ganzen 2,25 Prozent verbuchte die ADR-Norden, die weiterhin durch Jeff Engelen in der Abgeordnetenkammer vertreten sein wird.
Schwarzer Sonntag für die Grünen
Für „déi gréng“ gab es 2018 nur einen Sitz im Norden. Mit 11.243 Stimmen konnte Claude Turmes diesen Sitz für sich gewinnen. Der Unterschied zur Zweitgewählten, Stéphanie Empain, war überaus groß, erreichte sie doch nur 5.692 Stimmen. Gestern musste aber nicht nur Minister Turmes einen Erdrutschverlust einstecken, sondern „déi gréng“ erlebten insgesamt einen tiefschwarzen Sonntag, und das nicht nur im Norden. In der Landesspitze verloren sie satte 6,30 Prozentpunkte gegenüber 2018, oder, anders ausgedrückt, rund die Hälfte aller Grünwähler von vor fünf Jahren drehten dieser Partei gestern den Rücken zu. Somit gingen die Grünen im Norden leer aus.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen gab es vor fünf Jahren bei der DP. Fernand Etgen zählte 9.819 Stimmen, André Bauler 9.227 und Marc Hansen 8.573. Die Demokraten konnten gestern ihre beiden Sitze absichern. Gewählt wurden Fernand Etgen (10.258 Stimmen) und André Bauler (9.833 Stimmen).
Nutznießer des Sitzverlustes der LSAP war 2018 die ADR, die immerhin auf 9,79 Prozentpunkte kam, demnach ein Plus von 3,43 Prozentpunkten gegenüber 2013. Gestern sah es lange danach aus, als würde die LSAP ihren damals verlorenen Sitz wiedergewinnen können, doch dafür fehlten im Endeffekt rund 200 Stimmen.
Weiteres Topergebnis für Martine Hansen
2018 war die CSV der große Gewinner im Norden des Landes. Sie verteidigte ihre Hochburg und ihre vier Sitze trotz eines leichten Verlustes von 1,5 Prozentpunkten. Martine Hansen erreichte mit 20.249 Stimmen ein Topergebnis und ließ den Zweitgewählten Marco Schank mit über 6.000 Stimmen Unterschied weit hinter sich. Auf den Plätzen drei und vier fand man Emile Eicher und Aly Kaes. Die zwei Zugpferde Schank und Kaes gingen gestern nicht mehr ins Rennen, was aber nichts am Endresultat ändern sollte. Erstgewählte wurde Martine Hansen mit 19.561 Stimmen, gefolgt von Christophe Hansen mit 16.982 Stimmen, dem neuen Diekircher Bürgermeister Charel Weiler mit 14.078 Stimmen und Emile Eicher mit 12.928 Stimmen.
Vor fünf Jahren sah es für die Piraten lange Zeit nach einem ersten Sitzgewinn im Norden aus, doch zum Schluss sollte es nicht reichen, denn der Zähler blieb bei 7,67 Prozentpunkten stehen. Interessant war damals die Tatsache, dass der einstige ADR-Abgeordnete Jean Colombera aus Vichten die meisten Stimmen bei den Piraten auf sich verbuchen konnte. Auch gestern sollte es für die Piraten wieder eine Zitterpartie werden, die Resultate der beiden letzten Gemeinden Redingen/Attert und Beckerich machten den Sitzgewinn aber perfekt. Mit Ben Polidori ist es erneut ein Mitglied des Gemeinderates aus Vichten, das die Piraten aus dem Norden in der Abgeordnetenkammer vertritt.
Keine Rolle spielten 2018 die Kommunistische Partei (KPL) mit 3,53 Prozentpunkten sowie „déi Lénk“ mit 0,79 Prozentpunkten. Das sollte auch gestern so bleiben. Letztgenannte kam auf 2,58 und die KPL war dieses Mal nicht im Norden angetreten. Dafür aber Fokus, die lediglich 3,16 Prozentpunkte ergatterten, sowie „Liberté – Fräiheet (1,55%) und „déi Konservativ“ (0,36%).
Norden in Zahlen
Anzahl der Kandidaten: 90 (72)
Frauen: 39 (26)
Männer: 51 (46)
Gewählte Abgeordnete:
Frauen: 1 (1) Männer: 8 (8)
Eingeschriebene Wähler:
Im Norden waren 52.821 (47.223) Wähler eingeschrieben
Briefwahl:
13.476 Wähler entschieden sich für die Briefwahl
Stimmzettel:
Listenstimmen: 229.230
Ungültig: 1.883 (3.101)
Leere Stimmzettel: 1.682 (1.766)
(in Klammern die Zahlen von 2018)
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