Wahlanalyse Osten / Paulette Lenert Erstgewählte im Bezirk – Die Grünen verlieren Sitz an die ADR
Auch im Ost-Bezirk blieben die Grünen nicht vom nationalen Trend verschont. Profitieren davon konnte die ADR. Die drei großen Parteien – CSV, DP und LSAP – konnten zwar Gewinne verbuchen, doch bleibt es für sie bei der bisherigen Sitzverteilung im Parlament.
Hätte, hätte, Fahrradkette: Hätte Paulette Lenert sich doch dafür entschieden, im Bezirk Zentrum anzutreten, wäre die LSAP im Zentrum dann stärker aus den Wahlen hervorgegangen? Das sind jetzt nur noch Spekulationen, die nie aufgelöst werden. Fakt aber ist: Die LSAP-Spitzenkandidatin ließ die Konkurrenz an der Spitze der anderen Parteien im Bezirk weit hinter sich und belegt mit ihren persönlichen Stimmen den ersten Platz. 14.345 Stimmen konnte die Kandidatin auf sich vereinen und verwies somit den CSV-Spitzenmann Léon Gloden (13.377) sowie den DP-Ministerkollegen Lex Delles (13.042) auf die Plätze. Die Wählerinnen und Wähler im Osten setzten also klar auf die Spitzenkandidatin aus Remich. Zumindest könnte ihr das zum Trost gereichen.
Zwar reichte die Zugkraft der Spitzenkandidatin nicht dazu, einen zweiten Sitz für ihre Partei im Osten zu ergattern. Doch konnte die LSAP hier ihre größten Gewinne einfahren. Immerhin 4,4 Prozentpunkte legte die Partei zu, mehr als die CSV (+1,21) und die DP (+2,26).
Bleiben wir bei den Resultaten der Parteien, dann fällt auf, dass die Grünen hier ihren größten Verlust zu verzeichnen haben, zumindest in Prozenten. Um ganze 8,88 Prozentpunkte stürzte die Umweltpartei hier ab, also um mehr als die Hälfte ihres Ergebnisses bei den Wahlen im Jahr 2018. Inwieweit dieses Resultat auf die Rechnung des Spitzenkandidaten und Grünen-Ministers Henri Kox geht, dürfte die Partei in den kommenden Tagen selbst anhand ihrer Analyse zu klären versuchen. Immerhin versetzte die seit Oktober 2019 in der Chamber vertretene Grünen-Abgeordnete Gary Chantal mit 3.843 persönlichen Stimmen ihren Onkel (3.420) auf den zweiten Platz. Dennoch scheidet Chantal Gary aus der Kammer aus.
Ihren Platz wird die ADR-Kandidatin Alexandra Schoos einnehmen. Zwar verharrt die Partei, die dem Namen nach alternativ, demokratisch und reformorientiert sein soll, mit geringstfügigen Verlusten von 0,11 Prozentpunkten im wahlarithmetischen Status quo. Doch was der Partei 2018 mit ihren 9,58 Prozent verwehrt war, erhält sie bei dieser Wahl mit 9,47 Prozent: einen Sitz in der Chamber, der zuletzt für die Partei von Robert Mehlen gehalten wurde.
Anders als im nationalen Trend lief es für die Piraten im Osten. Mit einem Verlust von 2,08 Prozentpunkten sind sie bei den Wahlen an Sauer und Mosel zwar nicht abgesoffen, Leck hat das Boot der Ost-Piraten dennoch geschlagen. Ihr Spitzenkandidat Daniel Frères rutschte deutlich von 4.152 persönlichen Stimmen im Jahr 2018 auf nur mehr 2.696 Stimmen ab. Was das innerparteilich für Daniel Frères bedeutet, der die Partei in der Vergangenheit bereits durch Finanzmanöver und sich selbst durch ein Gerichtsurteil ins Gerede gebracht hatte, lässt sich noch nicht sagen. Als erster Hinweis könnte jedoch der Umstand gelten, dass Sven Clement den Parteikollegen aus Remich gestern Abend auf der Wahlveranstaltung der Partei vermisste, wie der Piratenpräsident den Kollegen von RTL gegenüber erklärte.
Chancen für Nicht-Gewählte
Sollte es nun, wie bereits gestern Abend realistischerweise spekuliert wurde, zu einer CSV-DP-Koalition kommen, dürfte dies Auswirkungen nicht nur für einige Nicht-Gewählte bei beiden Parteien haben. Für den Erstgewählten der DP, Lex Delles, dürften sich in diesem Fall die Ministerehren fortsetzen. Es sei denn, das gute Abschneiden der Echternacher Bürgermeisterin Carole Hartmann sollte belohnt werden, die mit immerhin 10.547 persönlichen Stimmen den bisherigen DP-Fraktionspräsidenten Gilles Baum (6.324) deutlich hinter sich ließ. Doch hat Hartmann erst vor einigen Monaten das Bürgermeisteramt angetreten und selbst die Übernahme des Fraktionsvorsitzes im Falle einer Regierungsbeteiligung würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, als dass nebenbei die Gemeinde geführt werden könnte. Gilles Baum aber, der nicht mehr direkt gewählt wurde, könnte im Falle einer CSV-DP-Koalition in der Chamber verbleiben.
Bei der CSV wiederum dürften Léon Glodens Hoffnungen auf einen Ministerposten seit gestern Abend ziemlich greifbar sein. Ob der vielseitige Anwalt und Bürgermeister aus Grevenmacher die Grüne Sam Tanson dabei als Justizminister beerben könnte oder doch das Ressort Wohnungsbau anstrebt, wovon er zumindest aus juristischer Warte laut Angaben der Anwaltskanzlei Hoss-Elvinger ebenfalls praktische Erfahrung haben soll, wird sich zeigen. Nachrücken würde bei der CSV dann Stéphanie Weydert, für die das Abgeordnetenmandat ebenso eine Premiere wäre, wie es sie für den direkt Gewählten Max Hengel ist. Letzterer ließ, beachtenswert, die ehemalige Ministerin Octavie Modert hinter sich.
Bezirk Osten in Zahlen
Anzahl der Kandidaten
Männer: 47
Frauen: 26
Gewählte Abgeordnete
Männer: 3
Frauen: 4
Eingeschriebene Wähler
Im Osten waren 40.246 Wähler eingeschrieben
Stimmzettel
In der Urne: 35.611
Gültig: 33.516
Ungültig: 1.213
Leere Stimmzettel: 882
Briefwahl: 9.943
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Gudde Moien,
et ass d anwaltskanzlei Elvinger-Hoss an net HossElvinger!
Merci an LG
Daniel Scheer