Parlamentswahl / Auswertung der Stimmzettel: Warum es in Nommern länger dauerte
Urnengänge sind für die helfenden Hände in Wahlbüros immer eine Herausforderung: Denn schließlich werden die Ergebnisse landesweit aufgeregt erwartet. Am Sonntag sorgte Nommern dafür, dass es bis zum Ende spannend blieb – aus mehreren Gründen, wie das Gespräch mit Gemeindeverantwortlichen zeigt.
„Nommern ist sicher, ‚déi Lénk‘ hat den zweiten Sitz“, verkündete Musiker Serge Tonnar am Sonntag die Nachricht, die auf der Wahlparty der Linken mit Spannung erwartet wurde. Denn bis zum Schluss war nicht definitiv klar, ob die Partei ihren Sitz im Zentrum behalten würde. War das letzte Büro in Luxemburg-Stadt bereits um 21.30 Uhr ausgezählt, ließen die Ergebnisse aus anderen Gemeinden des Zentrumsbezirks bis kurz vor 23.00 Uhr auf sich warten: Bissen (Kanton Mersch) kam um 22.34 Uhr, Steinsel (Kanton Luxemburg) zehn Minuten später um 22.44 Uhr und schließlich Nommern (Kanton Mersch) um 22.57 Uhr.
Dass es in Nommern bei der Auswertung der 859 Stimmzettel etwas länger dauerte, ist einer Kombination mehrerer Gründe geschuldet, wie die Nachfrage bei Bürgermeisterin Sophie Diderrich zeigt: „Bei uns gab es ja Komplementarwahlen, also hatten wir die doppelte Arbeit.“ Denn nachdem der Gemeinderat seit dem Urnengang im Juni nur aus sechs Lokalpolitikerinnen beziehungsweise Lokalpolitikern bestand – da sich in der Majorzgemeinde nicht mehr Menschen gemeldet hatten –, wurden am 8. Oktober nun drei weitere Ratsmitglieder gewählt. Am Sonntag gab es in Nommern also nicht nur eine, sondern zwei Wahlen gleichzeitig.
Auch in Befort und Berdorf war das der Fall. In diesen beiden Kommunen aus dem Kanton Echternach, Bezirk Osten, standen pro Liste aber nur sieben Personen zur Wahl – anders als im Zentrum, wo es 21 waren. Wenn dann viel panaschiert wird, dauert auch das Auszählen länger. „Es hat einen Einfluss, wie viel prozentual gesehen panaschiert wird und außerdem, wie viele Wähler es pro Büro gibt“, unterstreicht Pierre Schmit, Präsident des Hauptwahllokals in der Gemeinde Nommern, in der es insgesamt drei Wahllokale gab.
Probleme analysiert
Er weist weiter darauf hin, dass die Größe einer Kommune in puncto Schnelligkeit bei der Auszählung keine Rolle spielt. Denn, so Pierre Schmit: „Wenn große Gemeinden auf das informatische System vom SIGI oder auf eine alternative Lösung setzen, läuft das Zusammenzählen der Stimmen aus einzelnen Büros quasi automatisch ab. Für 50 Büros wird dann nicht viel mehr Zeit gebraucht als bei fünf.“ Probleme technischer Natur hätten am Sonntag außerdem nicht zu einer schnelleren Prozedur beigetragen. Berücksichtigen muss man fairerweise auch, dass der Gemeinde Nommern die praktische Erfahrung vom Juni fehlte.
Denn da sich eben nicht genügend Kandidaten für den Gemeinderat meldeten, musste vor knapp vier Monaten auch keine Wahl organisiert werden. Und: „Wir hatten jetzt auch viele neue und motivierte Leute. Sie waren gut gebrieft, aber wer das zum ersten Mal macht, braucht halt etwas länger als jemand, der das seit 20 Jahren macht“, unterstreicht die junge Frau verständnisvoll, die seit rund vier Monaten das Amt der Bürgermeisterin innehat. Mit dem erforderlichen Ernst kann sie die Situation dennoch mit Humor nehmen: „Natürlich wird man in dem Moment nervös. Aber einer muss eben der Letzte sein. Wenigstens weiß man in Luxemburg jetzt, wo Nommern liegt.“
Die Bürgermeisterin freut sich darüber, dass ein nun kompletter Gemeinderat so richtig mit der Arbeit loslegen kann. In der Schöffenratssitzung habe man die Situation vom Wahlsonntag auch bereits analysiert, sodass bei der Europawahl im kommenden Juni alles glattlaufen dürfte. Und wer weiß: Vielleicht macht Nommern es dann Remich gleich, das am Sonntag um 17.57 Uhr – gefolgt von Ettelbrück um 17.59 Uhr – als erste Gemeinde alle Stimmzettel ausgewertet hatte. In Remich wurden dabei 1.535 Wahlzettel aus vier Büros durchgezählt, in Ettelbrück 3.597 aus neun Lokalen.
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