Armwrestling / Mehr als nur Muskeln
Der Kalina Cup bricht mit den gängigen Vorurteilen gegenüber dem Armdrücken, indem er die Vielfalt des Sports unter Beweis stellt – eine faszinierende Entwicklung einer einst unterschätzten Sportart.
Für viele bleibt Armdrücken ein Symbol für Aggression und Brutalität, ein archaischer Wettkampf, der eher der Unterwelt als dem Sport zugeordnet wird. Doch hinter dieser vermeintlich rohen Fassade versteckt sich ein faszinierender Sport, der nicht nur Kraft, sondern auch Technik und mentale Stärke erfordert.
In diesem Sinne fand am vergangenen Samstag, dem 6. April, in der Sporthalle von Schüttringen der Kalina Cup statt, organisiert von der Arm Fight Factory und der Luxembourg Armwrestling Federation. Über 200 Athleten aus Europa, dem Kaukasus und dem Nahen Osten waren angereist, um an diesem Wettkampf teilzunehmen.
Armwrestling ist also längst mehr als nur ein Kräftemessen – seit der Gründung der World Armwrestling Federation im Jahr 1967 hat sich dieser Sport zu einer ernsthaften Disziplin entwickelt, der sich heute mehr als 50 Nationen angeschlossen haben.
Offen für alle
Der Kalina Cup, benannt nach Sergei Kalinichenko aus der Ukraine, einem der stärksten und besten Armwrestler der Welt, erlebte seine Premiere unter diesem Namen, obwohl es bereits das vierte Mal war, dass der Wettbewerb in Luxemburg stattfand. In einer bemerkenswerten Erweiterung nahmen in diesem Jahr nicht nur Männer teil, sondern auch Frauen und Athleten mit Behinderungen. Für Luc Wendling, Mitorganisator und Gründer der Arm Fight Factory, liegt darin der Schlüssel zur Entwicklung des Sports: „Wir möchten, dass Armwrestling nicht nur von starken und schweren Männern ausgeübt wird, sondern auch von Jugendlichen, Frauen und Menschen mit Behinderungen. Wir setzen uns wirklich für die Inklusion aller ein.“
Außerdem fungiert der Kalina Cup als Qualifikation für den prestigeträchtigen „East vs West Armwrestling“-Wettbewerb, der die besten Athleten aus Ost und West zusammenbringt.
Roman Bogdan, Organisator und Präsident der Luxembourg Armwrestling Federation, der bereits seit 20 Jahren diesen Sport betreibt, berichtet von den Anfängen des Sports in Luxemburg: „Armdrücken als Sport ist in Luxemburg erst im Jahr 2010 angekommen, als ich aus Rumänien hierhergezogen bin. Damals gab es weder eine Föderation noch Clubs.“ So hat er sich damals einen Armwrestling-Tisch gekauft und sich auf die Suche nach anderen Interessierten gemacht. Nach und nach traf er Gleichgesinnte und gründete 2017 die Föderation mit rund zehn Mitgliedern. Die Covid-Pandemie habe zwar vorübergehend für Ruhe gesorgt, aber danach sei die Zahl der Interessierten regelrecht explodiert, sodass sie heute 40 Mitglieder zählt.
In seinem Heimatland Rumänien und generell in den östlichen Ländern ist das Armdrücken eine weit verbreitete Sportart. „Es gibt sogar Menschen, die fürs Armdrücken bezahlt werden“, erzählt er.
Aber mittlerweile stehe auch Luxemburg international richtig gut da, so Bogdan. „Es ist bereits das vierte Jahr, dass dieser Wettbewerb veranstaltet wird und jedes Jahr verdoppelt sich die Teilnehmerzahl.“ Außerdem ist der 5. Platz des internationalen Wettbewerbs im Heavy Weight von einem Luxemburger besetzt: Sean Grethen, den Bogdan selbst trainiert hat.
Höchst zivilisiert
Trotz der gängigen Vorurteile gegenüber dem Sport – oft wird er als roh und unzivilisiert angesehen – setzt Luc Wendling sich dafür ein, diese Klischees zu überwinden: „Der Sport ist sehr organisiert und die Teilnehmer sind höchst zivilisiert.“ Er strebt danach, durch Veranstaltungen wie den Kalina Cup Menschen aus aller Welt zusammenzubringen und das Bewusstsein für das Armwrestling als anspruchsvollen und faszinierenden Sport zu schärfen.
Eine der bemerkenswertesten Teilnehmerinnen des Kalina Cups war die 13-jährige Julia Jablonska, deren Vater Kamil Jablonski sie für das Armwrestling begeisterte. Sie begann ihr Armwrestling-Training zunächst mit ihrer Mutter, einer Amateurin. Zusätzlich tritt sie in den Pausen in der Schule gegen ihre Schulkameraden an. Ihr Vater lacht und erzählt stolz: „Die Jungs haben großen Respekt vor ihr.“ Ihre Stärke im Armwrestling kommt auch von ihrer Erfahrung in Akrobatik und Gymnastik, die sie seit ihrem vierten Lebensjahr ausübt. „Sie hat eine vielversprechende Zukunft vor sich. In diesem Sport reist man um die Welt und trifft alle Arten von Menschen, jeder ist freundlich. Das ist es, was ich ihr zeigen möchte. Deshalb habe ich sie auch mitgebracht, um zu sehen, wie sie sich fühlt, und es war auf jeden Fall emotional“, erzählt ihr Vater. Im Wettbewerb konnte sich Julia am Samstag sogar gegen erwachsene Frauen aus der gleichen Gewichtsklasse durchsetzen. Dazu meint ihr Vater: „Sie hat heute einfach etwas ausprobiert. Sie hat sich sehr gut geschlagen und ich bin sehr stolz auf sie.“
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