LBBL / Dominique Benseghir ist in doppelter Mission unterwegs
Spielertrainer sind im Mannschaftssport nichts Neues, doch einen Spieler-Assistant-Coach gibt es nicht alle Tage. Eine Rolle, die der Ettelbrücker Dominique Benseghir in dieser Saison innehat und auch beim entscheidenden Halbfinale am Sonntag gegen Esch ausüben wird.
Während in den letzten Jahren so mancher Spieler bereits vor seinem 30. Geburtstag seine Basketballschuhe an den berühmten Nagel gehängt hat, hat Dominique Benseghir in dieser Saison eine neue Herausforderung angenommen. Der 38-Jährige, der gemeinsam mit dem Hosterter Yannick Julien sowie Billy McDaniel von Mamer zu den Oldies der Liga gehört, streift derzeit nämlich nicht nur das Trikot mit der Nummer Acht über, sondern steht auch Etzella-Coach Gavin Love als Assistent mit Rat und Tat zur Seite.
Eine doppelte Mission, die man in dieser Form so bisher kaum in der LBBL gesehen hat und die auch Benseghir nicht direkt so geplant hatte, wie er erklärt: „Wegen der Arbeit kann ich nicht mehr so oft beim Training sein, höchstens zweimal die Woche. Und das auch nur montags und freitags. Das eine Training fällt wegen der Sonntagsspiele häufiger mal aus, beim anderen geht es etwas relaxter zu, weil es so kurz vor dem Wochenende ist. Doch ich hatte noch Lust zu spielen, dies habe ich dem Coach auch gesagt.“ Weil er nicht mehr der Jüngste ist, wie er lachend zugibt, wollte der 38-Jährige, der hauptberuflich als Erzieher in einem Internat arbeitet, aber auch einmal einen Einblick in die Rolle des Trainers einer ersten Mannschaft erhalten. So entstand dann die Idee, Gavin Love in dieser Saison als Assistent zu helfen, da der bisherige Assistant-Coach Dragan Stipanovic bekanntlich das Herrenteam in Walferdingen übernommen hat. „Ich wusste nicht so genau, wie ich es machen sollte. Da Gavin aber auch wollte, dass ich weiterspiele, meinte er nur, dass ich einfach beides machen soll.“
Ich verstehe die Sichtweise von Gavin inzwischen viel besser, warum er wann welche Entscheidungen trifft. Sachen, die man als Spieler vielleicht nicht so direkt nachvollziehen kann.
Eine Frage hatte Love dann aber doch, wie Benseghir weiter meint: „Er sagte mir direkt, dass ich dann zwei Kappen auf hätte und fragte, ob ich damit klarkommen würde. Wenn ja, dann könnte ich es gerne machen.“ Gesagt, getan und so sieht der erfahrene Spieler auch Vorteile in seiner derzeitigen Aufgabe: „Da ich nicht mehr so viel trainiere, kann ich auch ein wenig Distanz halten, mit Gavin aber auch über die Situation der Spieler reden, weil ich trotzdem mehr und einen anderen Kontakt zu ihnen habe als er.“ Ein perfekter Vermittler also zwischen den Akteuren auf dem Feld und dem Trainer, wie es ihn auch schon einmal bei der Etzella in der Person von Nelson Delgado gab, der jedoch die Rolle des Spielers zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben hatte. „Er wollte beides damals ganz trennen und nicht mehr gleichzeitig auch noch als Spieler auflaufen.“
Ein perfekter Vermittler
In seine neue Aufgabe hatte sich Dominique Benseghir in den ersten Monaten der Saison dann auch schnell eingefunden, so dass er vor allem als Assistant-Coach gefragt war und kaum noch ins Trikot schlüpfte. „Mit der Spielerkarriere hatte ich eigentlich fast schon abgeschlossen“, gibt er zu. Dann kam jedoch der Januar und einige Verletzungssorgen im Ettelbrücker Kader. Und gerade in dem Moment, als der 38-Jährige mitteilen wollte, dass er sich dazu entschieden hatte, sich in Zukunft ganz auf die Trainerrolle zu konzentrieren, kam Gavin Love ihm zuvor: „Ich kam zum Training und er meinte nur, du weißt ja, dass ich dich heute brauche, zieh deine Schuhe an, du trainierst mit, wir haben keine Spieler.“ Dass vor allem auf sein sicheres Händchen von der Dreier-Linie Verlass ist, weiß auch der Trainer nur zu gut und so verwandelte Benseghir bei seinem ersten Einsatz gegen Steinsel dann auch gleich zwei Dreier. Seither sitzt er wieder mit dem Trikot mit der Nummer Acht auf der Bank. „Wenn ich das Trikot anziehe, dann ist meine erste Rolle auch die des Spielers. Wenn Gavin mir vor der Partie jedoch sagt, dass ich zwar das Trikot trage, aber nur für den Fall wo, er mich jedoch mehr als Assistant-Coach braucht, dann weiß ich auch vom Kopf her, dass ich mich mehr darauf konzentrieren muss.“
In den letzten Monaten hat der Ettelbrücker jedenfalls viel hinzugelernt, das bestätigt der Routinier: „Ich verstehe die Sichtweise von Gavin inzwischen viel besser, warum er wann welche Entscheidungen trifft. Sachen, die man als Spieler vielleicht nicht so direkt nachvollziehen kann. Ich verstehe aber auch die Spieler, wenn sie sich bei einer Auswechslung oder der Wahl eines Systems Fragen stellen.“ Der Grundstein für eine mögliche Trainerkarriere ist somit gelegt, in Ettelbrück hat Dominique Benseghir in der Vergangenheit übrigens auch bereits diverse Jugendmannschaften gecoacht.
Sicheres Dreier-Händchen
Und auch nach dieser Saison möchte der 38-Jährige seine aktive Karriere am liebsten noch nicht beenden. Vieles hängt jedoch von der Arbeit und der Familie ab, denn im Juli wird er zum zweiten Mal Vater. „Wenn Trainer und Team damit einverstanden sind, dass ich nur manchmal mittrainiere, dann gerne. So richtig haben wir aber noch nicht darüber gesprochen.“ Fit, das ist er auf jeden Fall noch, wie er auch in den letzten Wochen unter Beweis gestellt hat: „So lange der Körper noch mitmacht, wäre es schade, wenn ich keinen Sport mehr machen würde und Basketball ist nun einmal das Einzige, was ich richtig kann“, erklärt er lachend.
Dominique Benseghir ist bei der Etzella groß geworden, zwischendurch für Heffingen und Zolver aufgelaufen und nun in seiner achten Spielzeit wieder in Ettelbrück. In dieser Saison könnte er mit dem Klub einen weiteren Meistertitel holen, das hofft man jedenfalls beim Verein aus dem Norden. Für eine Finalteilnahme fehlt ein Sieg am Sonntag im Entscheidungsspiel gegen Titelverteidiger Esch. Dass sich die Etzella am Mittwoch in dieses retten konnte, hat beim Klub, der als einer der Favoriten in die Saison ging, für eine Menge Erleichterung gesorgt: „Wir haben das erste Spiel analysiert, wussten, dass wir, wenn wir die kleinen Fehler abstellen und die Würfe treffen, auch eine Chance haben. Es war klar, dass niemand auf 25 Punkte gewinnen würde, am Sonntag wird es ähnlich sein“, so das Fazit des Assistant-Coaches zur bisherigen Halbfinalserie.
Die Devise bei der Etzella heißt dann auch, nicht noch ein Heimspiel gegen Esch zu verlieren. Und so will Dominique Bensegihr in seiner doppelten Rolle am liebsten auch im Finale noch dabei sein.
Aufruf zu Fairness und Respekt
Es war ein kleiner Zwischenfall auf der Tribüne am Mittwoch, der während der Halbfinalpartie zwischen Esch und Ettelbrück kurzzeitig für Aufregung sorgte, jedoch auch schnell wieder geklärt war: Zwei jungen Etzella-Anhängern war von gegnerischen Fans nämlich Material abgenommen worden. Ein Vorfall, aufgrund dessen die FLBB am Freitag eine Pressemitteilung veröffentlichte, in der zu Fairness und Respekt voreinander aufgerufen und gleichzeitig betont wird, dass ein solches Verhalten nicht akzeptiert wird.
Enge Kisten
Spiele zwischen der Etzella und Esch waren in dieser Saison ganz enge Kisten. Das erste Duell im Dezember entschied das Team aus dem Norden knapp mit 90:87 für sich. Die letzte Partie der regulären Saison, im März, gewann der Titelverteidiger dann mit 86:79. Das erste Halbfinale in Ettelbrück ging erneut auf knappe drei Zähler aus, Esch setzte sich vor einer Woche 88:85 durch, ehe sich die Etzella am Mittwoch schließlich mit 88:80 behauptete. Im direkten Duell steht es somit 2:2. Am Sonntag dürfte viel auch davon abhängen, ob Jordan Hicks, der im zweiten Halbfinale verletzt ausschied, auflaufen kann.
- Erste Euroleague-Punkte von Dorian Grosber - 15. November 2024.
- Hilfe vom Nachbarn: East Side Pirates helfen Echternacher Basketballern - 14. November 2024.
- Luxemburg kassiert erste Niederlage gegen die Schweiz - 10. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos