Leserforum / Zivilschutz: Protection civile gestern, heute und was morgen?

Der Überfall Russlands auf die Ukraine, wo die EU und die europäische Gemeinschaft zeitlich mit ihren Reaktionen zur militärischen Hilfestellung im weitesten Sinne des Wortes versagt haben und noch immer versagen, lässt mich folgende Überlegungen bringen. Obwohl Leute wie z.B. Macron (und seine Berater, andere Länder folgen so langsam der Analyse) die militärische und menschliche Lage der Ukraine realistischer einschätzen und ein anderes, für viele Kreise unerwünschtes, gelagertes Vorgehen militärischer Art andenken: Reine Waffenlieferungen an die Ukraine bringen demnächst wahrscheinlich nicht mehr die erwünschten Resultate, wenn dann demnächst die Ukraine von dem russischen Diktator und anscheinend ihrem brüderlichen Befreier endlich zu Staub verarbeitet wurde und nicht mehr genügend Soldaten und zivile Helfer intern zur Verfügung stehen. Damit in so einer tragischen, dramatischen Situation die durch Russland gezielt geschundene zivile Bevölkerung durch Zerstörung deren Strukturen überhaupt ein Überleben möglich ist, bedarf es eines sehr gut strukturierten, funktionierenden Zivilschutzes. Und da darf man sich doch mal die Frage stellen, wo steht der Zivilschutz im Katastrophen-Krisenfall als Rückgrat einer Nation (EU-Nationen) heute europaweit, wenn man bedenkt, dass wir von dem militärischen Aspekt her momentan nicht genug Munition, Waffensysteme und Personal, sprich Soldaten haben, um einem größeren Konflikt kurzfristig Paroli zu bieten. Wie sieht es denn momentan mit unserem Zivilschutz in den verschiedenen Ländern aus?
Auf Luxemburg bezogen sehe ich im Falle eines Konfliktes große Defizite, da ja viele von uns (noch) den Kopf in den Sand stecken! Wir ließen bis vor kurzem lieber Hunderte von Friedenstauben täglich in den Himmel fliegen, die dann von räuberischen Jägern mit Waffen jeglicher Art vom Himmel geholt wurden, um dann mit Erfolg als Brattauben vertilgt zu werden (Ökolabel nicht vergessen!). Und dazu gehört auch der Zivilschutz, der größtenteils den Tauben zum Opfer fiel. Luxemburg hat (noch) relativ gut aufgestellte freiwillige Feuerwehrkorps, die auch über modernes Material verfügen. Die bestehenden Interventionszentren führen den Krankenwagen- und Notrettungsdienst aus … auch mit Freiwilligen, viele aus den „fräiwëllege Pompjeeën“!
Personalmangel und gemeinnütziges fehlendes Interesse an der Sache sind schon lange ein bekanntes Problem unserer egoistischen Gesellschaft. Unsere langjährigen EU-Mitbürger (andere Mitbürger auch) profitieren unbewusst von diesem, unserem System, sind sich der Problematik nicht bewusst und sind auch nie gezielt darauf angesprochen worden, sich freiwillig zu melden. Auch luxemburgisch sprechende Mitbürger fühlen sich größtenteils nicht mehr angesprochen. Im Falle von anderssprachigen Ausländern als Freiwillige z.B. im Zivilschutz kommt ein wahrscheinlich verkanntes (oder bekanntes?) Kommunikationsproblem in der Organisation, den Befehlsstrukturen der Rettungsorganisationen gebündelt im Zivilschutz hinzu. Denn im Falle einer gewollten, gezielten Rekrutierung von Interessenten, um dem Übel des Personalmangels gegenzusteuern, dürfte das eine Hürde sein! Man kann nämlich in einer größeren Struktur bei einem Katastropheneinsatz, wenn es auf Minuten ankommt, nicht mit einem Wirrwarr von sprachlich unterschiedlichen Befehlen operieren, sonst ist Chaos vorprogrammiert, oder gibt es da schon funktionierende Beispiele aus anderen Ländern?
Einen Zivilschutz, der den heutigen demografischen Gegebenheiten angepasst ist, stampft man nicht wieder von heute auf morgen aus dem Boden. In den 60er Jahren (1900) gab es noch die „Protection civile“ mit Incendie (d’Pompjeeën), Sauvetage, Welfare, NBC, Ambulance usw.! Wo und wie stehen diese Strukturen zur jetzigen Bevölkerungsdichte/Situation? Wenn dann mal in der EU ein länger dauerndes, länderübergreifendes Problem auftreten sollte, wo alle regional gefordert sind, dann werden auch da viele wieder schreien, wo der Zivilschutz denn sei? Aber dann ist es zu spät, denn dann müssen wir bedingt durch diese selbst verursachte strukturelle Katastrophe mehr Verletzte und mehr Tote auf das „Nicht-populär-Konto“ verbuchen. Man sollte diese Problematik doch mal schnellstens wieder kritisch „op de Leescht huelen“. Einfach wird das sicherlich nicht werden!
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