Schülerartikel / Männer haben es so viel leichter … oder?
Geschlechtergleichheit, die Möglichkeit für beide Geschlechter, die gleichen Entscheidungen zu treffen, die gleichen Lebensweisen auszuleben und vor allem: gleich behandelt zu werden. Heutzutage redet die ganze Welt von Gleichberechtigung für Frauen, dass sie in der Vergangenheit unterdrückt wurden und heute noch Ungerechtigkeit in der Gesellschaft erfahren. Aber kaum jemand redet über die Seite der Männer, über ihre alltäglichen Nachteile und Probleme, da wir so sehr auf die der Frauen fokussiert sind.
Ein erster Nachteil liegt bereits in der Bildung. In mehreren Ländern stellt sich heraus, dass Jungen in ihrer schulischen Laufbahn schlechter als ihre Kameradinnen abschneiden. Verantwortlich dafür sind meist die Geschlechtsstereotypen: Mädchen, die fleißigen, aufmerksamen und motivierten Schülerinnen, im Gegensatz zu den Jungen, die erfolgreich sein sollen, ohne sich äußerlich anzustrengen, sie sollen das Idealbild „Effortless Achiever“ widerspiegeln. So wird bei ihnen nicht Fleiß, Anstrengungskraft und Durchhaltevermögen gefördert, sondern das Vertrauen auf ihr Talent und Glück, was ihnen im späteren Studiengang zum Verhängnis werden kann.
„Sei ein Mann!“
Ein weiterer Punkt ist das erhöhte Risiko von körperlicher Gewalt bei Männern. Frauen erfahren mehr verbale Gewalt, wegen ihres Aussehens oder ihres Verhaltens, doch Männer sind der physischen Gewalt ausgesetzt, als beides, Opfer und Täter, beide sind mehr als Unannehmlichkeiten, aber Frauen können sich meist wenigstens darüber austauschen, entweder mit ihren Freundinnen oder mit anderen Bezugspersonen. Männer sollen stereotypisch sein, also angstlos, mutig und mit ihren Problemen selbst klarkommen. Das ist aber vor allem im jungen Alter schwer. Denn wenn man seine Emotionen nie zeigen soll, ganz zu schweigen von Weinen, ein maskulines „No-Go“, dann stauen sich diese Gefühle über die Zeit auf, sie werden zur innerlichen Last, diese wird so schwer, dass man sie irgendwann, irgendwie abbauen muss. Da Angst und Trauer nicht „erlaubt“ sind, bleibt noch Wut, also Aggression. Die Folge ist Gewalt. Der richtige Weg ist es nicht, nichtsdestotrotz ist es verständlich. Die Konsequenzen sind jedoch noch mehr Ärger, entweder von den Eltern, den Lehrern oder anderen Aufsichtsführenden.
Also dürfen sie ihre Emotionen nicht zeigen, das führt zu angestauten Gefühlen, vielleicht sogar Depressionen, doch auch da dürfen sie nicht um Hilfe bitten, denn es heißt ja: „Sei ein Mann!“ Und wenn sie dann doch Druck ablassen, werden sie bestraft.
Damit kommen wir direkt zum nächsten Problem, denn ein weiteres Resultat dieser Ungerechtigkeit ist die Schwierigkeit, sich emotional auszudrücken, man wird emotionslos oder -unempfänglich, was von Frauen wieder kritisiert wird. Aber es kann noch schlimmer kommen, denn das dauerhafte Unterdrücken von Gefühlen kann auch zu Drogenmissbrauch oder zur Schwächung des Immunsystems führen.
So komme ich auch schon zu meinem letzten Punkt: Männer haben im Allgemeinen eine schlechtere Gesundheit. Sie sind durch das schwächere Immunsystem anfälliger für Infektionen, unabhängig dafür auch für Herzerkrankungen und Krebs. Ihre Lebenserwartung liegt zum Beispiel in Deutschland bei 78 Jahren, bei Frauen liegt sie bei 83 Jahren, das ist ein halbes Jahrzehnt, das der Mann theoretisch nicht mehr erlebt. Zwei Fälle der Todesfälle durch Unfälle, Angriffe und Suizide fallen auf Männer. Das sind erschreckende, aber Fakten und fügen sich in die doch nicht so kurze Liste der Nachteile der Männerwelt ein.
In diesem Artikel habe ich noch nicht einmal mit den Verantwortungen, die schon jungen Männern auferlegt werden angefangen, sondern nur eine Handvoll Nachteile und Beschwernisse aufgezählt. Diese überleben meist durch ein einziges Problem: fehlende Kommunikation. Denn würden beide Geschlechter, Männer wie Frauen, offen über ihre Schwierigkeiten reden, ohne sich nicht gleich gegenseitig als „hyperaktive Feministin“ oder „aggressiven Frauenfeind“ zu bezeichnen, sondern sich respektieren und versuchen, sich zu verstehen, würde jeder profitieren. Ich will also nicht im Geringsten behaupten, Frauen hätten es leichter, sondern eher die Frauen dazu bewegen, das nächste Mal, bevor sie sagen „Ich wünschte, ich wäre ein Mann“ oder „Männer haben es leichter“, an diesen Beitrag zu denken, denn wenn ich mich als Jugendliche in die Haut eines Mannes hineinversetzen kann, um ihn zu verstehen, dann können sie das sicher auch.
Quellen: bpb.de, roesrath.de
Meinungsfreiheit
Im Rahmen des Projekts Pressefreiheit überlässt das Tageblatt Nachwuchs-Journalisten einen Teil seiner Zeitung. Hier können Schüler zu den Themen schreiben, die ihnen naheliegen. In der heutigen Ausgabe melden sich Schüler des 5C5 am LCD zu Wort.
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