Luxemburg-Stadt / „Ist mir sehr, sehr, sehr wichtig“: Was die Menschen am Wahltag beim Urnengang denken
Bei der Wahl dabei zu sein und das nicht nur, weil man es von Rechts wegen muss – vielen Menschen war das am Sonntag wichtig. Das zeigen die Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern aus Limpertsberg, die am Sonntag in der Victor-Hugo-Halle, also einem von 754 Wahlbüros im Land, ihre Stimmen abgaben.
Ein Mann steht vor den Wahlplakaten vor der Victor-Hugo-Halle auf Limpertsberg. Noch einmal lässt er sich offenbar durch den Kopf gehen, wo er in einigen Minuten sein Kreuz beziehungsweise seine Kreuze machen wird. Mehrere Menschen steigen die Treppen zu dem Gebäude hoch, hinter dessen Mauern aus roten Backsteinen Wahlberechtigte aus Luxemburg heute die politischen Verantwortlichen wählen, die sie im Europäischen Parlament vertreten sollen. Insgesamt 78 Personen auf 13 Listen stehen an diesem Sonntag dafür zur Wahl.
Auch Blanche Moutrier, die am späten Sonntagmorgen aus dem großen Wahllokal kommt, hat ihre Stimme abgegeben. „Wenn man das Recht hat, zu wählen, soll man dieses nutzen. Tut man das nicht, kann man sich nachher auch nicht beschweren“, findet die 75-Jährige. Menschen über 75 Jahre sind in Luxemburg von der Wahlpflicht befreit, doch für die Anwohnerin aus Limpertsberg ist klar, dass sie auch in den kommenden Jahren mitbestimmen wird.
Es stört Blanche Moutrier nicht, dass sie mit der Kommunal- und der Parlamentswahl in 2023 nun dreimal innerhalb eines Jahres ihre Kreuze machen musste. In Bezug auf den aktuellen Urnengang hofft sie am späten Morgen des Wahltages, dass es keinen großen Rechtsruck gibt. Das erzählt sie, während nicht weit von ihr entfernt Flaggen von Europa, der „Ville de Luxembourg“ und Luxemburg im Wind wehen. Wer ihre Stimmen bekommen hat, verrät die 75-Jährige nicht, sagt aber: „Ich habe nur Frauen gewählt.“ Den Wahltag geht die herzliche Seniorin ganz entspannt an und erzählt, dass sie am Mittag Golf spielen geht.
Demokratischer Prozess für Jung und Alt
Auch Tom Peters geht den Sonntag ganz locker an. Während viele ins Wahlbüro eilen und ein gehetzter Mann erklärt, er müsse danach noch zum Einkaufen, nimmt der Student sich bereitwillig zum Beantworten einiger Fragen Zeit. „Ich würde sagen, dass ich mich so mittelmäßig über die Wahl informiert habe, ich habe nicht so viel recherchiert“, erzählt der 23 Jahre junge Mann. Er wünscht sich, dass Leute und Länder gut miteinander auskommen und es keine Probleme und vor allem keine Kriege mehr gibt. Tom Peters sagt: „Deshalb will ich meine Stimme denen geben, die hoffentlich Lösungen finden.“
Ihre Stimme abgegeben, das haben am späten Sonntagmorgen auch Emilie und Jean-Pierre Wolff. Obwohl die beiden 87-Jährigen das aufgrund ihres Alters nicht gemusst hätten. „Wir sind immer noch sehr interessiert und nehmen teil am alltäglichen Leben. Die Wahl gehört zu einer Demokratie und deshalb wollten wir dabei sein“, erklärt Emilie Wolff und ihr Mann ergänzt: „Gerade Leute in unserem Alter sollen teilnehmen. Jetzt hoffen wir, dass die gewählt werden, bei denen wir unseren Strich gemacht haben.“ Das Paar kündigt an, den restlichen Tag – an dem in Luxemburg Muttertag ist – mit der Tochter zu verbringen.
Auch für Julia Cavalletti ist klar, dass sie ihre Stimme bei Urnengängen abgibt. Die Europawahl ist für sie „sehr, sehr, sehr wichtig“, wie sie am späten Sonntagmorgen vor der Victor-Hugo-Halle erzählt. „Ein vereintes Europa ist von großer Relevanz, damit wir viel Gewicht haben und stark sind“, sagt sie. Neben der Luxemburger hat sie auch die italienische Nationalität und weist darauf hin, dass ihr Herkunftsland aktuell in einer Krise sei. Den Wahltag will sie gemeinsam mit ihrer Enkelin verbringen. Und dürfte, wie viele andere Menschen in Europa auch, am Abend dann gespannt auf die ersten Ergebnisse warten.
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Unsere aktuellen Analysen und Berichte aus Brüssel und den Luxemburger Wahllokalen finden Sie gesammelt unter diesem Link: https://www.tageblatt.lu/category/europawahlen/. Wer noch einmal nachschauen möchte, welche Themen wir im Vorfeld des 9. Juni zur Wahl beleuchtet haben, kann dort auch unsere Vorberichterstattung nachschlagen.
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