Christsoziale Wahlparty / Die CSV ist wieder stärkste Partei – und verteidigt ihre beiden Sitze
Die CSV ist bei der Europawahl wieder stärkste Partei, hat aber nicht den 2019 verlorenen Sitz zurückerobern können. Die beiden gewählten Kandidaten sind Christophe Hansen und Isabel Wiseler-Lima. Wenn ersterer EU-Kommissar werden sollte, könnte Martine Kemp ins EU-Parlament nachrücken.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Vielen CSV-Mitgliedern dürfte die Niederlage bei der Europawahl vor fünf Jahren noch leidvoll in Erinnerung sein, als ihre Partei einen Sitz im Europaparlament und 16,5 Prozentpunkte einbüßte. Die ersten CSV-Mitglieder sind am hauptstädtischen Café des Capucins eingetroffen. Wäre es nicht eine europäische Schicksalswahl, könnte man fast glauben, es sei ein vorgezogenes Sommerfest der christsozialen Regierungspartei.
Von der Zurückeroberung des dritten Mandats, das die CSV 2019 verloren hat, ist jedoch noch wenig die Rede. „Dafür müssten wir deutlich hinzulegen“, sagt Claude Wiseler, Präsident der Abgeordnetenkammer, und Finanzminister Gilles Roth sagt: „Wir bleiben bescheiden.“ Hauptsache, die CSV sei wieder stärkste Partei. Auch Fraktionschef Marc Spautz hält den dritten Sitz für wenig realistisch.
Derweil wird vor allem über das starke Abschneiden der ADR gesprochen. Wiseler sagt, dass er immer wieder betont habe, nicht mit den Rechtspopulisten zusammenzuarbeiten. Ein ums andere Mal habe er diese Position verdeutlicht. Auch Europa-Kandidat Metty Steinmetz ist besorgt über den lange erwarteten und nicht mehr zu vermeidenden Rechtsruck in Europa. Doch für ein endgültiges Ergebnis ist es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh.
Als bekannt wird, dass Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron auf den Sieg von Marine Le Pens Rassemblement National damit reagiert, dass er die französische Nationalversammlung auflöst, drängen sich die Parteimitglieder vor dem Bildschirm. Marc Spautz hält die Entscheidung für einen Fehler. Aufmerksam wird auch die Rede von Marine Le Pen verfolgt.
Etwa um 22 Uhr versammelt sich das Nationalkomitee der CSV im Hinterzimmer. Ein Kunststück, denn der Saal ist denkbar klein, vor allem mit Stühlen und Tischen, die herausgeräumt werden müssen. Damien Garot von der CSV-Sektion Hesperingen ist zwar froh, dass die EVP zugelegt hat, aber enttäuscht über den Zugewinn der Rechtsextremen im Europaparlament. „Was Macron macht, ist gefährlich“, so der junge Christsoziale.
Kurz vor 23 Uhr drängt sich die Menge vor dem Bildschirm. Die Spannung ist am Siedepunkt. Sie entlädt sich pünktlich: Die CSV legt gegenüber dem letzten Mal um 1,8 Prozentpunkte zu und wird – fünf Jahre nach dem Debakel, als sie mehr als 16 Prozentpunkte verloren hatte, wieder stärkste Partei, lässt aber die deutlich erstarkte LSAP mit Marc Angel an der Spitze knapp hinter sich, etwas deutlicher die DP. Jubel brandet auf, als das Ergebnis von Christophe Hansen mit den zweitmeisten Stimmen nach Charles Goerens genannt wird. Isabel Wiseler-Lima folgt auf Platz vier, Martine Kemp auf sieben, Metty Steinmetz, Mélanie Grün und Guy Breden auf elf, zwölf und dreizehn.
„Wir haben die Wahlen gewonnen“, verkündete CSV-Parteichef und Premierminister Luc Frieden um 23 Uhr 10 und gratulierte den Kandidaten seiner Partei. „Die CSV ist eine Partei der politischen Mitte, und ich bin froh, dass diese Mitte bestätigt worden ist. Es hat sich bestätigt, dass die Luxemburger für eine starke Mitte sind.“ Der in Luxemburg Zweitgewählte Christophe Hansen bedankte sich bei den anderen Kandidaten, die „viel Bock hatten auf Wahlkampf“.
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