Radsport / Infos zur am Samstag beginnenden Tour de France: Ohne Kirsch, Geniets bestätigt
Am Samstag beginnt die Tour de France mit dem „Grand départ“ in Florenz. Noch sind nicht alle Aufgebote der Teams öffentlich, doch sicher ist, dass Alex Kirsch nicht mit dabei sein wird. Kevin Geniets hingegen wurde offiziell selektioniert. Was sonst noch vor der „Grande Boucle“ los ist, lesen Sie im Folgenden.
Klarer Trend erkennbar: mehr Training, weniger Landesmeister: Es ist ein Trend, der sich in diesem Jahr noch mal bestätigt hat: Immer mehr Radsportler lassen die Landesmeisterschaften aus, um sich voll auf die Tour de France konzentrieren zu können. Traditionell finden die nationalen Titelkämpfe eine Woche vor dem „Grand départ“ statt – ein Datum, das es zu überdenken gilt? Tadej Pogacar, Primoz Roglic oder Mathieu van der Poel – viele Radsportler haben die Titelkämpfe im eigenen Land ausgelassen. Vielleicht, weil ihnen der Parcours nicht entgegenkommt – viel mehr jedoch, weil die Tour de France mehr Vorbereitung fordert. So war es auch bei Bob Jungels der Fall. Der 31-Jährige startete nicht in Harlingen, um sich weiter im Trainingslager mit dem Team auf das Highlight im Jahr vorzubereiten.
Alex Kirsch muss passen: Es ist eine bittere Nachricht, die am Montag die luxemburgische Radsport-Szene erreichte: Alex Kirsch wird in diesem Jahr nicht bei der Tour de France an den Start gehen. Ursprünglich war der 32-Jährige fest im Aufgebot des Teams geplant. An der Seite von Mads Pedersen sollte er beim größten Radrennen der Welt für Etappensiege für seine Mannschaft sorgen.
Doch die Knieprobleme machen einen Start nicht möglich. Am 6. Juni stürzte Kirsch auf der fünften Etappe des Critérium du Dauphiné. Am nächsten Tag ging er zwar noch an den Start der sechsten Etappe, die er jedoch als „Vorsichtsmaßnahme“, wie sein Team mitteilte, vorzeitig beendete. Auch bei den Landesmeisterschaften, die am vergangenen Wochenende rund um Harlingen ausgetragen wurden, konnte Kirsch nicht starten.
Die Tour de France verzeiht nicht – wer nicht bei 100 Prozent ist, wird es bei dem wichtigsten Rennen im Kalender schwer haben. Kirsch verpasst damit seine dritte Teilnahme, für ihn springt Jasper Stuyven ein.
Ebenfalls fehlt Tao Geoghegan Hart im Aufgebot des US-amerikanischen Teams. Der Brite, der 2020 den Giro d’Italia gewann, sollte als Kapitän für die Gesamtwertung ins Rennen geschickt werden. Wegen einer Rippenfraktur und der Folgen einer Covid-Erkrankung muss aber auch er die Tour de France von zu Hause verfolgen.
Für Lidl-Trek werden also Mads Pedersen (Dänemark), Tom Skujins (Lettland), Julien Bernard (Frankreich), Tim Declerq (Belgien), Giulio Ciccone (Italien), Ryan Gibbons (Südafrika), Jasper Stuyven (Belgien) und Carlos Verona (Spanien) in Florenz an den Start gehen.
Geniets offiziell selektioniert: Seit Montagabend ist offiziell, dass Kevin Geniets dabei sein wird. Sein Team Groupama-FDJ hat den Kader bekannt gegeben. Für Geniets wird es die dritte Tour de France nach 2022 und 2023 sein. Seine Hauptaufgabe wird es sein, Leader David Gaudu zu unterstützen. Neben Geniets und Gaudu werden Romain Grégoire, Lenny Martinez, Valentin Madouas, Quentin Pacher, Clément Russo (alle Frankreich) und Stefan Küng (Schweiz) für die französische Mannschaft antreten.
„Wir wollen bei der Tour wieder gewinnen!“, wird der Sportliche Leiter des Teams, Benoît Vaugrenard, zitiert. „Wir entwickeln uns weiter und in diesem Jahr werden wir den Fahrern viel Freiheit lassen. David Gaudu ist das zentrale Element unseres Teams, aber die anderen sieben Fahrer sind bereit, um auf Etappensiege zu spielen. Sobald wir aktiv und offensiv agieren, werden wir dem Sieg näher kommen. Romain Grégoire, Valentin Madouas, Lenny Martinez oder auch Stefan Küng werden alle Terrains finden, auf denen sie während der dreiwöchigen Tour de France ihre Karten ausspielen können, umgeben von den erfahrenen Straßenkapitänen Quentin Pacher, Clément Russo und Kevin Geniets. David Gaudu, dessen Vorbereitung durch gesundheitliche Probleme beeinträchtigt war, wird sich darauf konzentrieren, eine gute erste Woche zu absolvieren, um eine gute Gesamtwertung zu erreichen, und wir werden Etappe für Etappe voranschreiten, bevor wir das Hochgebirge in Angriff nehmen. Lenny Martinez wird David in den Bergen eine echte Stütze sein, denn zu zweit ist man immer stärker als allein auf einer Strecke, die für Kletterer ausgelegt ist.“
Alle Stars dabei: Die sechs großen Stars des Radsports, Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel, Primoz Roglic, Mathieu van der Poel und Wout Van Aert, werden alle zum ersten Mal gleichzeitig an einem Rennen teilnehmen.
Viele spannende Fragen: Bei der 111. Ausgabe der Tour de France erwarten die Fans viele spannende Fragen: Welches Niveau wird Remco Evenepoel bei seiner ersten Tour de France erreichen, wenn es ins Hochgebirge geht? Kann Primoz Roglic den Gesamtsieg anstreben, nachdem ihm vor vier Jahren im letzten Zeitfahren das Gelbe Trikot genommen wurde? Kann Jonas Vingegaard seinen dritten Titel in Folge gewinnen, nachdem er drei Monate nach seinem Unfall bei der Baskenland-Rundfahrt kein Rennen bestritten hat? Welcher Franzose wird nach dem Rücktritt von Thibaut Pinot und der Absage von Julian Alaphilippe zum Publikumsliebling im Nachbarland avancieren?
Pogacar könnte Geschichte schreiben: Nach seinem Triumph beim Giro geht Tadej Pogacar als Favorit in die 111. Ausgabe der Tour de France. Die Frankreich-Rundfahrt in diesem Jahr verspricht dabei einiges: Der „Grand départ“ in Italien, einer historischen Nation des Radsports, eine neue Ankunft außerhalb Paris und ein finales Zeitfahren am Sonntag, 21. Juli, zwischen Monaco und Nice. Pogacar könnte dabei der erste Radsportler seit Marco Pantani im Jahr 1998 sein, der sowohl den Giro als auch die Tour im selben Jahr gewinnt. Dieses Kunststück ist in der Geschichte des Radsports bislang nur sieben Männern gelungen: Fausto Coppi, Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault, Stephen Roche, Miguel Indurain und Pantani.
Cavendish auf Rekordjagd: Eigentlich wollte er seine Karriere schon im vergangenen Jahr beenden, doch jetzt greift Mark Cavendish noch mal an. Der Brite unternimmt voraussichtlich seinen letzten Angriff auf den alleinigen Etappensieg-Rekord bei der Tour de France. Sein kasachisches Team Astana veröffentlichte am Montag das Aufgebot, zu dem Cavendish gehört. Der Brite teilt sich mit der belgischen Legende Eddy Merckx die Rangliste der meisten Etappensiege. Beide stehen mit jeweils 34 Erfolgen an der Spitze. Angesichts der harten Konkurrenz um Sprintstars wie den Belgier Jasper Philipsen wird die Mission für Cavendish in seiner 18. Profisaison alles andere als einfach. Im vergangenen Jahr hatte Philipsen vier Tagessiege bei der Tour geholt.
Politische Situation in Frankreich: Auch die Organisatoren sind gezwungen, sich der politischen Situation in Frankreich anzupassen. Denn die Tour rückt, und das nicht nur in diesem Jahr, auch in den Mittelpunkt des politischen Geschehens im Juli. „General de Gaulle ist der Präsident der Franzosen in elf von zwölf Monaten. Im Juli ist es Jacques Goddet (Präsident der Tour von 1937 bis 1988)“, schrieb Autor Antoine Blondin. Am 6. Juli wird die Tour in Colombey-les-Deux-Eglises ankommen, dem Dorf von General de Gaulle, der 1960 das Peloton vor seiner Haustür begrüßte.
„Bei der ersten Runde der Parlamentswahlen am 30. Juni werden wir noch in Italien sein“, sagte Tour-Direktor Christian Prudhomme. „Die Auswirkungen betreffen vor allem die zweite Runde am 7. Juli, wo wir in Troyes für die berühmte Etappe der weißen Wege sein werden.“ Dafür musste Prudhomme Vorkehrungen mit dem Bürgermeister von Troyes, François Baroin, und der Präfektin des Départements Aube, Cécile Dindar, treffen. Denn die Tour de France ist, bevor sie ein Radrennen ist, ein riesiges Fass mit 5.000 akkreditierten Personen, das von Stadt zu Stadt zieht und Millionen von Zuschauern an den Straßenrand lockt.
Wahllokale in Städten zu eröffnen, die durch Start oder Ziel teilweise schwer zugänglich sind, kann schnell zu einem organisatorischen Albtraum werden. Zudem weiß Prudhomme noch nicht, wann er welche Politiker zur Tour empfängt. „Wir haben jede Menge Fragezeichen hinter den gewählten Vertretern, die dabei sein sollten, weil ich keinen vollständigen Überblick darüber habe, wer sich im Wahlkampf engagiert und wer nicht“, erklärte Prudhomme. In Colombey-les-Deux-Eglises wollten viele Départements-Präsidenten kommen. „Wer wird wirklich kommen? Ich weiß es nicht.“ So war zum Beispiel geplant, dass der ehemalige Präsident François Hollande auf einer Etappe zu Gast sein würde, aber das war, bevor er seine Kandidatur in Corrèze anmeldete. Emmanuel Macron könnte in der dritten Woche der Tour kommen.
Wer wird dann Frankreich regieren? „Wir werden das Ergebnis der Wahlen abwarten. Ich kann nichts anderes sagen“, sagte Christian Prudhomme, als er gefragt wurde, was er von der Aussicht hielt, dass die extreme Rechte an die Macht kommen könnte. „Die Tour bringt Menschen zusammen und es ist heute natürlich noch wichtiger als früher, dass Menschen aus allen Schichten, Frauen, Männer, Franzosen, Ausländer, mit einem Lächeln zusammen sind“, sagte Prudhomme abschließend.
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